Der ZVEH erwartet, dass der geplante Verkauf von Viessmann Climate Solutions an Carrier sich auch auf das Elektro-Handwerk auswirkt und sieht „Unabhängigkeit wahren als Gebot der Stunde“.
Der mit der Energiewende verbundene Transformationsprozess sorgt für Bewegung in der deutschen Wirtschaft: Im April 2023 wurde das u. a. in der Photovoltaik-Installation tätige Start-up Installion vom Ökostromanbieter LichtBlick übernommen – und der traditionsreiche Heizungsbauer Viessmann gab den Verkauf seines Hauptgeschäfts an das US-Unternehmen Carrier Global bekannt.
Beide Unternehmen reagieren damit auf die sich verändernden Marktbedingungen, bündeln Kräfte und Know-how und stellen sich neu für die Energie- und Wärmewende auf. Beide Vorgänge verbindet zudem, dass sich große Unternehmen über Handwerkernetzwerke Zugang zu Installationsleistungen – in Zeiten des Fachkräftemangels ein knappes Gut – und damit zum Markt verschaffen wollen. Dafür werden die Handwerkernetzwerke quasi „mitverkauft“.
Auch die Handwerkernetzwerke im Blick
Die der hohen Dynamik der Energiewende geschuldeten Eigentümerwechsel werden – darauf weist der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) hin – auch Auswirkungen auf elektrohandwerkliche Betriebe haben. So sei, wer dem Montagenetzwerk von Installion angehört, mit dem Verkauf des Start-ups künftig exklusiv für den Ökostromanbieter tätig.
Handwerksunternehmen sowie Kunden von Installion würden damit einen bisher breit engagierten Partner verlieren. Für Elektro-Handwerksbetriebe, die mit dem zweistufig orientierten Heiztechnikanbieter Viessmann zusammenarbeiten, bestehe durch die enge Bindung an dessen Produkte, Plattform und Software die Gefahr, von einem Unternehmen abhängig zu sein, das seine Entscheidungen künftig nicht mehr mit Blick auf den Standort Deutschland treffe.
Nutzung proprietärer Plattformen erhöht Abhängigkeit
ZVEH-Präsident Lothar Hellmann: „Gerade durch die zunehmende Digitalisierung wächst das Risiko eines Lock-in-Effekts. Handwerker drohen, abhängig von Unternehmen und deren Netzwerken zu werden, wenn das Geschäft auf der proprietären Nutzung von Plattformen aufbaut. Das erschwert es den Betrieben, zu einem anderen Hersteller zu wechseln.
Mit den Unternehmensverkäufen wandern zudem die durch das Handwerk und seine Arbeit generierten Daten und Kundenbeziehungen ab. Auf keinen Fall darf das zu einem Vertrauensschaden für unsere Handwerksunternehmen führen.“
Handwerk muss unabhängiger Partner der Kunden sein
ZVEH-Hauptgeschäftsführer Alexander Neuhäuser: „Mehr denn je müssen Handwerksbetriebe auf ihre Unabhängigkeit achten. Dazu gehört es, Digitalkompetenz aufzubauen und auf Offenheit sowie Standardisierung zu setzen. Der ZVEH engagiert sich deshalb für die Entwicklung entsprechender handwerksorientierter Technologien. Die divers und innovativ aufgestellte Elektrobranche wie auch die Politik fordern wir auf, dies zu unterstützen, damit das Handwerk seine Rolle als freier und unabhängiger Partner des Kunden weiter ausfüllen kann.“ ■
Quelle: ZVEH / jv
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