Kompakt informieren
- Mit der EnEV 2014 muss erstmals die Gebäudeautomation bei der energetischen Bewertung berücksichtigt werden.
- Eine nach EnEV besser als der Standardfall bewertete Gebäudeautomation kann bei Nichtwohngebäuden erheblich dazu beitragen, die ab 2016 geltenden Anforderungen an den Jahres-Primärenergiebedarf zu erfüllen.
- Die KfW bietet seit Juli 2015 ein Förderprogramm zum energieeffizienten Bauen und Sanieren von Nichtwohngebäuden an. Der Einbau oder die Optimierung der MSR-Technik sowie der Gebäudeautomation ist als Einzelmaßnahme förderfähig.
Passend zum Titel des Hosch IQ.Wissensforums „Gebäude-Intelligenz und Energie-Effizienz finanzieren“ beschrieb Prof. Dr.-Ing. Michael Krödel, Hochschule Rosenheim, in seinem Vortrag, wie sich durch verschiedene Bewertungstools das Einsparpotenzial durch Gebäudeautomation einfach berechnen lässt. Und Markus Merzbach M.A., Abteilungsdirektor der KfW-Bankengruppe, trug vor, wie sich Maßnahmen der Gebäudeautomation mithilfe eines neuen Förderprogramms günstig finanzieren lassen.
Neben den Referenten kamen beim anschließenden Diskussionspanel mit Prof. Dipl.-Kfm. Kai Kummert, Beuth Hochschule für Technik Berlin, und Dipl.-Ing. Ulrich Zink, BAKA Bundesverband Altbauerneuerung, weitere Branchenexperten zum Einsatz.
Eng der Energieeffizienz verbunden, begrüßte Holger Schaefe, Geschäftsführer von Hosch Gebäudeautomation (www.hosch-ga.de) die Teilnehmer in der Teltower Firmenzentrale. Das Gebäude ist eines der modernsten und innovativsten Europas, ausgezeichnet mit einem eu.bac-Zertifikat A+. Über das große Interesse war der Gastgeber sichtlich erfreut. Schaefe: „Intelligente Gebäude können deutlich mehr zur Energieeffizienz beitragen. Der Wermutstropfen dabei ist, wie so oft, das Geld, das für intelligente und effiziente Gebäudeautomation investiert werden muss. Anlass für uns, beide Themen zu verbinden.“
Seit dem Mai 2014 greifen die Anforderungen der EnEV 2014. Zum 1. Januar 2016 gilt eine zweite Stufe mit höheren Anforderungen. Neu ist an der EnEV 2014, dass erstmals auch Fragen zum Automationsgrad des Gebäudes gestellt werden und somit Einfluss auf die Berechnung des Jahres-Primärenergiebedarfs haben. Letzterer darf vorgegebene Obergrenzen nicht überschreiten. Mit der EnEV 2014 muss damit erstmals die Gebäudeautomation im Energieausweis berücksichtigt werden.
Krödel: Gebäude-IQ – Welche Faktoren sind wirklich entscheidend?
Wie das Thema Gebäudeautomation – auch beim Kunden – fesselnd kommuniziert werden kann, demonstrierte und erläuterte Prof. Dr.-Ing. Michael Krödel. „Bei Nichtwohngebäuden im Bestand und im Neubau gehört das Energiemonitoring zum Standard. Doch sind damit noch längst nicht alle Möglichkeiten intelligenter und energieeffizienter Gebäudeautomation ausgeschöpft. Durch die Verschärfung der gesetzlichen Anforderungen gewinnt die integrale Energieeffizienz immer mehr an Bedeutung. Dabei müssen neben dem Monitoring die Bauphysik und Anlagentechnik mit bedarfsgeführtem Anlagenbetrieb wirksam und reproduzierbar realisiert werden.“
Wie einfach sich die Effizienzhebel über die Gebäudeautomation stellen lassen, hat Krödel, der auch Leiter des IGT – Institut für Gebäudetechnologie ist, auf der IGT-Internetseite (www.igt-institut.de) dargestellt. Da es derzeit nur einige Softwareanbieter mit einer Betrachtung der Gebäudeautomationsfaktoren gibt, kann der Fachplaner, Architekt oder Investor über eine Online-Checkliste einen Effizienzfaktor der Gebäudeautomation verifizieren und im Anschluss für den Energieausweis verwenden.
Krödel: „Am Markt befindliche Softwareprogramme zur Berechnung des deutschen Energieausweises, die die Gebäudeautomation berücksichtigen, gibt es derzeit nur einige wenige mit unterschiedlichen Umfang. In einer Bachelor-Arbeit werden in den kommenden Monaten daher die Leistungsumfänge verschiedener Softwareangebote nochmals unter die Lupe genommen.“ Einen ersten Statusbericht (Selbstauskunft der Anbieter auf Basis einer Umfrage über die Hochschule Rosenheim im 1. Halbjahr 2015) zur „Berücksichtigung der Aspekte von DIN V 18 599-11 (Gebäudeautomation)“ hat Krödel für 15 EnEV-Programme veröffentlicht.
Merzbach: Energieeffizienz über neues KfW-Programm finanzieren
Mit dem neu konzipierten KfW-Energieeffizienzprogramm fördert die KfW seit Juli 2015 im Programmteil A „energieeffizientes Bauen und Sanieren von Nichtwohngebäuden“ im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) die energetische Sanierung und den energieeffizienten Neubau von Nichtwohngebäuden aus Mitteln des CO2-Gebäudesanierungsprogramms (KfW-Programme 276 277, 278).
Darunter fallen unter anderem Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle und / oder der Technischen Gebäudeausrüstung bzw. Gebäudeautomation („Einbau oder Optimierung der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik sowie der Gebäudeautomation“). Förderfähig sind alle Kosten der fachgerechten Durchführung der Maßnahmen, Nebenarbeiten (wie Ausbau und Entsorgung von Altanlagen), Planungskosten (die notwendiger Bestandteil der Maßnahme sind), Maßnahmen zur Einregulierung der geförderten Anlage sowie Aufwendungen für Energiemanagementsysteme. Der Nachweis zur Einhaltung der EnEV-Anforderungen und technische Mindestanforderungen bei Einzelmaßnahmen ist durch einen Sachverständigen nach § 21 EnEV zu erbringen.
Markus Merzbach M.A.: „Das Programm mit zinsgünstigen Krediten bietet mit einem Tilgungszuschuss von bis zu 17,5 % eine Besonderheit und macht für Unternehmen die Finanzierung noch attraktiver. Seit dem Programmstart wurden bereits zahlreiche Projekte bewilligt. Darunter auch im Bereich der Gebäudeautomation.“
Mit dem Programmteil B werden Produktionsanlagen- und -prozesse auf Energieeffizienz getrimmt (KfW-Programme 292, 293). Mit diesem Programm können Unternehmen Investitionsmaßnahmen, die eine Energieeinsparung von mindestens 10 % (Einstiegsstandard) bzw. mindestens 30 % (Premiumstandard) erzielen, ein erweitertes und verbessertes Förderangebot bei der KfW nutzen. Konkret geht es um Neuerungen bei der Finanzierung von Investitionen in energieeffiziente Produktionsanlagen und -prozesse durch besonders zinsgünstige Darlehen. Merzbach: „Die Programme 276 / 277 / 278 können mit den Programmen 292 / 293 und gegebenenfalls weiteren KfW-Programmen gekoppelt werden.“
„Achillesverse der Energieeffizienz“
In dem mit Prof. Dipl.-Kfm. Kai Kummert, Leiter des Kompetenzzentrums Bau-, Immobilien- und Facility Management (BIF) an der Beuth Hochschule, und Dipl.-Ing. Ulrich Zink, Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer des BAKA, erweiterten Diskussionspanel wurden weitere Herausforderungen rund um das Titelthema angesprochen.
Die Gebäudeautomation, bisher nur stiefmütterlich von Architekten und Investoren behandelt, entwickelt sich zunehmend zur Achillesverse der Energieeffizienz, bestätigt Kummert. Auch die Betreiber müssten über Anwender-Know-how verfügen, um belastbare Energieeffizienzwirkungen durch Gebäudeautomation nachweisen zu können.
Kummert kündigte an, dem Thema Gebäudeautomation mehr Raum im Studiengang Facility Management zu geben: „Die Steuerungsmöglichkeiten durch den Einsatz von Gebäudeautomation müssen auch in unserem FM-Studiengang vermittelt werden. Wurden 2004 noch knapp 80 Bewerber auf 80 Bachelor Studienplätze jährlich gezählt, gab es in den letzten Jahren zwischen 300 und 500 Bewerber auf 88 Plätze. Im Master haben wir seit zwei Jahren volle Züge von 40 Studierenden. Alle Absolventen müssen von uns fit gemacht werden für die moderne Gebäudewelt.“
Auch die Forschung zeige große Reserven für das Heben von Energieeffizienzpotenzialen bei Nichtwohngebäuden. In zwei Projekten werden derzeit Energieeffizienzlücken ermittelt. Das Projekt FEEL Real Estate erforscht zurzeit die Lücke zwischen den theoretisch ermittelten und den praktisch gemessenen Energieverbräuchen und mit dem neuen Projekt ModEnCo wird die Entwicklung eines modellbasierten EnergieControllings zur Schließung der Energieeffizienzlücke zwischen Planung und Betrieb komplexer Energiesysteme beispielhaft ausgeführt.
Der im Juli 2015 als BAKA Bundesverband umfirmierte Arbeitskreis Altbauerneuerung, bestätigt, dass bei Bestandsgewerbeimmobilien die Gebäudeautomation einen beachtlichen Anteil zur Energieeffizienz beitragen kann. Zink: „Ob Neubau oder Sanierung, mit dem Einbau oder der Optimierung von Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, lässt sich mit intelligenter Gebäudeautomation nicht nur die Energieeffizienz verbessern, ebenso wird der Behaglichkeitsfaktor erheblich erhöht.“Uwe Manzke, Freier Journalist, Berlin
DIN EN 15 232 …
… bietet unterschiedliche Verfahren an, das Energieeinsparpotenzial durch die Gebäudeautomation zu berechnen. Dabei werden Gebäude in Effizienzklassen unterteilt:
- Klasse A: Hohe Energieeffizienz, Gebäudeautomation und technisches Gebäudemanagement (TGM)
- Klasse B: Erhöhte Energieeffizienz, Gebäudeautomation und einige spezielle TGM-Funktionen
- Klasse C: Referenz, Standard-Gebäudeautomation
- Klasse D: Nicht energieeffiziente Gebäudeautomation
Stark an DIN EN 15 232 „Energieeffizienz von Gebäuden – Einfluss von Gebäudeautomation und Gebäudemanagement“ angelehnt ist die eu.bac-Systemzertifizierung, es wurde hier jedoch eine genauere Klassifizierung vorgenommen, auf Funktionserhalt geachtet und eine Betrachtung einzelner Räume zur gezielteren Optimierung eingeführt. Auch das EnEV-Bewertungsverfahren in DIN V 18 599 orientiert sich an der Vorgehensweise in DIN EN 15 232. Es ist jedoch speziell auf das Bewertungsverfahren der Normenreihe DIN V 18 599 ausgerichtet und angepasst, da die in den anderen Vornormenteilen beschriebenen Verfahren zur energetischen Bewertung bereits die relevanten Steuer-, Regel- und Automationsfunktionen berücksichtigen.