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Regenwassernutzung

Rohstoff vom Himmel

Das Familienunternehmen Hehl produziert im Schwarzwald bereits seit 1923. Seit über 50 Jahren werden unter dem Namen Arburg Spritzgießmaschinen für die Kunststoffverarbeitung in Serie gefertigt. Der Betrieb ist weltweit in allen wichtigen Kunststoffmärkten präsent. Die Vergrößerung des alleinigen Produktionsstandortes Loßburg um nahezu ein Drittel der vormaligen Fläche auf nunmehr insgesamt 146000 m2 im Jahr 2000 und aktuell der Bau eines neuen Kundencenters in Loßburg, sind eindeutige Bekenntnisse zur Region, zu Made in Germany.

Seit über zehn Jahren wird Regenwasser auf dem Betriebsgelände genutzt. Am Standort Loßburg bei Freudenstadt fällt überdurchschnittlich viel Niederschlag. Anstelle des in Deutschland geltenden statistischen Mittelwertes von 770 mm fallen hier zwischen 919 und 2025mm. Dies hat die firmeneigene Wetterstation im Zeitraum von 2000 bis 2007 festgestellt.

Speicher auch als Feuerlöschreserve

Der jährliche Umweltbericht des Betriebes gibt Auskunft über Ziele und Maßnahmen. Im Jahr 2007 ging es darum, 1 % der elektrischen Energie gegenüber dem Fremdbezug des Vorjahres einzusparen. Beim Wasserverbrauch sollten 2400 m3 Trinkwasser durch Regenwasser ersetzt werden. Beide Ziele wurden erreicht. Genutzt wird das Regenwasser hauptsächlich für das Spülen der WC-Anlagen (75 %). Ein geringer Anteil wird für Reinigungsarbeiten benötigt (22 %) und der Rest zur Bewässerung durch die Gärtner in den Außenanlagen (3 %). Hierzu werden Tankwagen eingesetzt. Der Speicherinhalt wird allerdings nie komplett aufgebraucht. Eine Mindestmenge bleibt als Feuerlöschreserve, auch für die Sprinkler.

Aus der ersten Regenwassersammelanlage im Jahr 1996 sind mittlerweile sechs Systeme geworden, die ein Gesamtfassungsvermögen von 960 m3 haben. 74 % davon werden oberirdisch in Stahltanks gelagert, 26 % unterirdisch in Betontanks. Die jüngste Betriebserweiterung mit ca. 11200 m2 Dachfläche wird nach zwei Seiten hin in jeweils einen unterirdischen Betonspeicher mit 100 bzw. 150 m3 Inhalt entwässert. Der Standort für eine Zisterne wird bei Arburg grundsätzlich so ausgewählt, dass möglichst geringe Leitungswege zwischen Sammelfläche und Speicher entstehen.

Rationelle Bauweise durch Fertigteile

Die Regenspeicher werden als Betonfertigteile im Werk hergestellt und vom Hersteller vor Ort auf 15 cm hohem Sandbett versetzt und verschraubt. Innerhalb eines Tages können die U-förmigen Segmente mit den zylindrischen Endstücken verschraubt werden, einschließlich der Abdeckplatten und Einstiegsöffnungen. Mit entsprechender Erd­überdeckung sind die Behälter befahrbar. Damit kann der Standort flexibel gewählt werden, sowohl unter Grünflächen als auch unter Stellplätzen und Zufahrten.

Vor den Speichern wird jeweils ein Filterschacht in die Regenwassergrundleitung montiert. Die Filterwand aus Edelstahlsieben teilt den Filterschacht in zwei Hälften, einen Sandfang und eine Beruhigungszone. Feine Schwebeteilchen, die die Filterkassetten aus Edelstahlgewebe mit einer Maschenweite von 0,4 mm passieren können, sedimentieren in der zweiten Hälfte des Filterschachts. Sie sinken als Feinteile zu Boden, während Schwebstoffe wie Blütenpollen an die Wasseroberfläche gelangen. Ein T-förmiges Ablaufrohr gewährleistet, dass weder Sediment noch Schwimmschicht in den Speicher gelangt. Entlüftung und Überlauf werden im Speicher oder im Filterschacht nach Bedarf angeordnet.

Um die Planung zu erleichtern, trägt der Filterschacht als Produktbezeichnung die Zahl der maximal anschließbaren Dachfläche. In diesem Fall wurde an den Regenspeicher mit 100 m3 Fassungsvermögen ein Filterschacht mit der Typenbezeichnung FS1350 angeschlossen. Das bedeutet, dass der Filterschacht eine Dachfläche bis zu 1350 m2 rückstaufrei bei dem zugrunde gelegten Bemessungsregen von 300 l/(s ha) verkraftet. Der Filterschacht zum größeren Regenspeicher mit 150 m3 Fassungsvermögen hat die Bezeichnung FS4000, das heißt eine maximal anschließbare Dachfläche von 4000 m2.

Künftige Möglichkeiten

Für Erweiterungen des Betriebsgebäudes bei Arburg mit weiteren Bauabschnitten ist das Baugelände bereits vorbereitet. Auch hier sollen Regenspeicher mit 250 m3 Fassungsvermögen pro Halle eingebaut werden, jeweils aufgeteilt in 100 m3 auf der einen Seite und 150 m3 auf der anderen Seite des Gebäudes. Waren in der Vergangenheit bereits Filter- und Speichertechnik aus einer Hand geliefert worden, so besteht heute schon die Option, zusätzlich auch die Druckerhöhungsanlage und damit die Gewährleistung für das gesamte Regenwassersystem vom gleichen Anbieter zu erhalten. Eine empfehlenswerte Druckerhöhungsanlage mit Steuerung enthält

  • mehrere selbst ansaugende, mehrstufige horizontale Kreiselpumpen und einen integrierten Vorlagebehälter mit ca. 100 l Fassungsvermögen, Volumenstrom bis zu 14 m<sup>3</sup>/h
  • eine Zubringerpumpe mit Zubehör für die Versorgung des Vorlagebehälters aus dem Regenspeicher
  • einen Anschluss zur hausinternen Trinkwassernachspeisung gemäß DIN EN 1717 als „Freien Auslauf“
  • eine elektronische Steuerung mit potenzialfreien Kontakten
  • eine Füllstandsanzeige für Vorlagebehälter und Regenspeicher
  • eine manuelle Umschaltung auf Trinkwasserbetrieb
  • eine automatische Steuerung und Überwachung des Nachspeiseventils und der Zubringerpumpe im unterirdischen Speicher
  • einen Druckausgleichsbehälter

Gewerbe und Industrie verlangen zunehmend nach Betriebswasserkreisläufen, sowohl für die Produktion als auch für Kühlung und Brandschutz. Die Verwendung des weichen Regenwassers bringt erhebliche Einsparungen, auch bei der WC-Spülung. Der bei der Pflege der Sanitäreinrichtungen unangenehme Urinstein entsteht insbesondere aus der Verbindung mit hartem Trinkwasser.

https://www.mall.info/

https://www.arburg.com/en/

Literatur

Ratgeber Regenwasser. Ratgeber für Kommunen und Planungsbüros. Rückhalten, Nutzen und Versickern von Regenwasser im Siedlungsgebiet, 2. Auflage. Autor: Klaus W. König. (Hrsg.:) Mall GmbH, Donaueschingen, 2008. 36 Seiten, DIN A4, 12,00 Euro inkl. MwSt., zzgl. Versand; ISBN 3-9803502-2-3

Regenwassernutzung im Gebäude

Regenwasser aus Zisternen hat keine Trinkwasserqualität. Dies ist auch nicht erforderlich für die Beregnung, Bewässerung, Toilettenspülung, Wäschewaschen und Gewerbe- und Industriezwecke, außer in der Lebensmittelherstellung. Die weltweit umfangreichsten Untersuchungen dazu liegen in Deutschland vor und bestätigen, dass bei fachgerechter Installation und Beschränkung auf die genannten Verwendungsbereiche in der Praxis keine Risiken bestehen. Bei der Regenwasserinstallation in Gebäuden sind gesetzliche Vorschriften zu beachten:

• Mitteilung an das Gesundheitsamt und an das zuständige Wasserversorgungsunternehmen, vor dem Bau der Anlage

• Trinkwassernachspeisung ausschließlich durch freien Auslauf gemäß DIN 1989

• Kennzeichnung der Betriebswasser führenden Leitungen. Diese müssen farblich unterschiedlich zum Trinkwassernetz sein. Die freien Zapfstellen (z.B. Gartenwasserventile) sind zusätzlich zu beschildern.

Regenwasser bei Arburg

2007 konnten bei den an die Regenwasserzisternen angeschlossenen Versorgungsstellen 86 % durch das gesammelte Niederschlagswasser abgedeckt werden. Durch Trockenperioden war es notwendig, zeitweise Stadtwasser nachzuspeisen. Die Regenwassernutzung im Gebäude betrug 3470 m3, außerhalb der Gebäude wurden zusätzlich 52 m3 genutzt. Nur 550 m3 Stadtwasser wurden nachgespeist.

Klaus W. König

Dipl.-Ing. Architekt, ö.b.u.v. Sachverständiger für Bewirtschaftung und Nutzung von Regenwasser, Fachjournalist und Vorstandsmitglied der Fachvereinigung für Betriebs- und Regenwassernutzung (fbr), Überlingen, Telefon (0 75 51) 6 13 05, E-Mail: mail@klauswkoenig.com, http://www.klauswkoenig.com

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