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BIM Collaboration Format (BCF)

Gelbe Zettel für BIM-Modelle

Kompakt informieren

Das BIM Collaboration Format (BCF) ist ein offener Datenstandard für den Austausch modellbasierter Nachrichten zwischen mehreren BIM-Projektpartnern.

In der BCF-Datei sind Nachrichten in codierter Form enthalten, mit denen eine BIM-Software über Pro­blembereiche informiert wird, die in einer anderen BIM-Software gefunden wurden.

Dadurch lassen sich bei der Zusammenführung von BIM-Fachmodellen erkannte Probleme schneller und effizienter gemeinsam lösen sowie Korrektur- und Koordinationsabläufe vereinfachen.

Allerdings sind für eine komfortable Übergabe und Verwaltung von BCF-Nachrichten webbasierte BCF-Manager eine Voraussetzung.

Gemeinsame Besprechungstermine und eine persönliche Kommunikation kann BCF nicht ersetzen.

TGA-Planer kennen das: Die Lage von Kollisionen oder Problempunkten im Plan einem Projektpartner am Telefon zu beschreiben, ist heikel. Auch wenn er auf der anderen Seite der Leitung denselben Planstand vorliegen hat, kann es bei großen Projekten trotz präziser Angaben zu Missverständnissen kommen.

Die Zeit, die man braucht, um zu beschreiben, welches Bauteil in welchem Bauabschnitt, Geschoss, Raum, bei welcher Stützen- oder Trägerachse man genau meint, ist unproduktiv und könnte sinnvoller für die Problemlösung genutzt werden.

Was im zweidimensionalen Plan noch einigermaßen klappt, wird am dreidimensionalen BIM-Modell zum Abenteuer. Deshalb wurde mit dem BIM Collaboration Format (BCF) ein Standard geschaffen, mit dem Problempunkte oder Kollisionen im BIM-Modell per Mausklick in Sekundenschnelle inklusive der dazugehörigen Informationen angezeigt werden. BCF ist aber mehr als ein gelber Zettel für BIM-Modelle …

2 Gegenüber der herkömmlichen Erfassung von Problemen und Kollisionen per Excel-Liste und korrespondierendem Screenshot samt Markierung bietet das BCF-Format viele Vorteile.

Bild: AllesWirdGut Architektur ZT

2 Gegenüber der herkömmlichen Erfassung von Problemen und Kollisionen per Excel-Liste und korrespondierendem Screenshot samt Markierung bietet das BCF-Format viele Vorteile.
3 Das, was im CAD- oder BIM-Modellprüfungsprogramm als Problem erkannt wurde,…

Bild: Solibri

3 Das, was im CAD- oder BIM-Modellprüfungsprogramm als Problem erkannt wurde,…
4 …kann als BCF-Nachricht erfasst und dem Projekt­partner zugeschickt werden.

Bild: MagiCAD Group

4 …kann als BCF-Nachricht erfasst und dem Projekt­partner zugeschickt werden.

Was ist und was kann BCF?

Das BIM Collaboration Format (BCF) ist wie IFC (Industry Foundation Classes) ein offener, herstellerneutraler openBIM-Datenstandard für den digitalen Austausch von Kommentaren, Anfragen, Kollisionsberichten oder allgemeinen Informationen zu BIM-Bauwerksmodellen.

Während IFC den Austausch und die Koordination von BIM-Geometriedaten ermöglicht (TGA 08-2019: Schnittstelle zur BIM-Welt, Webcode  950003), sorgt das BCF-Format für einen effizienten Austausch modellbezogener Nachrichten und Informationen zwischen den Projektbeteiligten. Die Trennung von Kommunikations- und Geometriedaten bietet Vorteile: Für den Informationsaustausch müssen keine sperrigen BIM-Modelle gesendet werden und eine Kommunikation ist auch zwischen unterschiedlichen Standorten und Programmen möglich.

BCF ermöglicht somit eine flexible Koordination zwischen Projektpartnern, die im Rahmen eines Big/Open-BIM-Projekts mit unterschiedlichen Programmen an verschiedenen Fachmodellen arbeiten. Bei der Zusammenführung von BIM-Fachmodellen erkannte Probleme lassen sich schneller und effizienter gemeinsam lösen, als es mit herkömmlichen Methoden (Planversand, Telefon, E-Mail) möglich wäre.

Eine Besonderheit des BCF-Formats ist seine intelligente Kommunikation mit den beteiligten Programmen: BCF erkennt, welche Bearbeiter, Programme, Bauteile oder Elemente an einem Problem beteiligt sind – das können auch mehrere Elemente sein, beispielsweise ein Lüftungskanal und ein Wanddurchbruch.

Erstellt der Bearbeiter den Screenshot eines Kollisionspunkts und versendet er ihn als BCF-Datei an einen beteiligten Projektpartner, erhält dieser in seinem Programm die BCF-Nachricht mit exakt der gleichen Ansicht des Problems. Mit einer eindeutigen Identifikationsnummer eines jeden Objekts zoomt sich das Programm auf den betreffenden Modellausschnitt ein. Man muss also nicht mehr zum Beispiel nach dem falsch positionierten Luftdurchlass im gesamten Modell suchen.

Jede BCF-Nachricht ist mit einer Identifikationsnummer hinterlegt, sodass man nachverfolgen kann, wer, welches Problem gemeldet hat, welche Probleme noch ungelöst sind und welche bereits behoben wurden. Wurde ein Problem gelöst, erhalten der BIM-Projektmanager und alle Beteiligten eine entsprechende Nachricht. Auch Analysen sind möglich, beispielsweise wie viele Probleme in einer bestimmten Zeit für welche Projekte, Bauabschnitte, Gewerke etc. gemeldet wurden und wie lange es gedauert hat, bis sie behoben wurden.

Einsetzbar ist das BCF-Formats in jeder Projektphase: In der Entwurfsphase können Alternativen diskutiert und kommentiert werden, in der Genehmigungs-, Werk- und Detailplanung lassen sich im BIM-Koordinationsmodell erkannte Probleme schneller und effizienter gemeinsam lösen, in der Ausführungsphase Einbau- und Montagehinweise oder baubegleitende Änderungen festhalten.

Für die Dokumentation und Qualitätssicherung nützlich ist die Auswertungsfunktion, die Optimierungsmöglichkeiten bei der Problem- und Kollisionsbehebung aufzeigt. Bei der Übergabe von AsBuilt-Modellen kann man auf wichtige Punkte, Änderungen oder Besonderheiten hinweisen, für den Gebäudebetrieb Wartungs- und Instandhaltungsanweisungen hinterlegen und so weiter.

Was enthält eine BCF-Datei?

In einer BCF-Datei sind, vereinfacht formuliert, Informationen in codierter Form enthalten, anhand derer eine BIM-Software über Problembereiche informiert wird, die in einer anderen BIM-Software gefunden wurden.

Das ursprünglich 2010 von Solibri und Tekla entwickelte Datenformat BCF wird heute unter der Federführung von buildingSmart International weiterentwickelt. Vor allem seit der Version 2.0 von 2014 wird BCF mittlerweile von zahlreichen TGA-(TGA 08-2018: Berechnend konstruieren,  Webcode  950004) und BIM-­Modellprüfprogrammen (TGA 04-2018: Viewer, Checker und Projekträume,  Webcode  950005) unterstützt. Die verbesserte und erweiterte Version 2.1 ist allerdings noch nicht verbreitet.

BCF basiert auf dem textbasierten, für die Darstellung hierarchisch strukturierter Daten konzipierten XML-Datenformat. BCF-Dateien haben die Dateiextension BCFXML oder BCFZIP und können entweder dateibasiert oder per Web-Anwendung über das BCFAPI-Format übertragen werden.

Eine BCF-Datei enthält einen oder mehrere Kommentare, die in der Datei jeweils als ein eigener Ordner abgelegt sind. Diese Ordner enthalten alle weiteren Informationen zu den BCF-Kommentaren, die sogenannten ­Viewpoints und Topics.

Viewpoints enthalten die zum jeweiligen Screenshot zugehörige Kameraposition und Blickrichtung auf das jeweilige Problem sowie Schnittebenen, sichtbare und selektierte Bauteile. Anhand eines oder mehrerer Screenshots, der geometrischen Koordinaten des lokalisierten Problems sowie der internen Identifikationsnummern der beschriebenen Bauteile, lässt sich das Problem in der jeweiligen BIM-Software blitzschnell lokalisieren.

In den Topics sind die strukturierten Metadaten enthalten. Dazu gehören unter anderem der BCF-Typ, das kann ein Kommentar, ein Konflikt, eine Anfrage oder eine Lösung sein. Der Status gibt an, ob eine Aufgabe offen, erledigt, in Prüfung oder geschlossen ist. Neben dem Titel, dem Erstellungsdatum und dem Autor der BCF-Nachricht wird auch die Dringlichkeit der Aufgabe in Form von Prioritäten festgehalten.
Außerdem hat jeder Eintrag einen Lebens­zyklus: Von der Problemerfassung bis zur Erledigung kann damit der gesamte Vorgang rückverfolgt werden.

5 Wird der BCF-Problembericht aufgerufen, zoomt sich das BIM-Programm automatisch auf den betreffenden Modellausschnitt ein.

Bild: Data Design System

5 Wird der BCF-Problembericht aufgerufen, zoomt sich das BIM-Programm automatisch auf den betreffenden Modellausschnitt ein.
6 Wer ist mit welchen Konflikten beschäftigt und wie ist deren Status? BCF-Übersichten ermöglichen einen Überblick.

Bild: AllesWirdGut Architektur ZT

6 Wer ist mit welchen Konflikten beschäftigt und wie ist deren Status? BCF-Übersichten ermöglichen einen Überblick.
7 Digitale BCF-Manager ermöglichen eine effizientere Erstellung, Verteilung, Filterung und Verlaufsverfolgung von BCF-Nachrichten.

Bild: MagiCAD Group

7 Digitale BCF-Manager ermöglichen eine effizientere Erstellung, Verteilung, Filterung und Verlaufsverfolgung von BCF-Nachrichten.

Wie läuft der BCF-Workflow ab?

Der herkömmliche, dateibasierte BCF-Arbeitsablauf läuft wie folgt ab: Die vom Architekten, Tragwerks- und TGA-Planer erzeugten Fachmodelle werden vom BIM-Koordinator per IFC-Schnittstelle in ein BIM-Modellprüfprogramm importiert. Stellt er dabei manuell oder automatisch mit individuell konfigurierten Prüf­algorithmen Kollisionen und Probleme fest, werden daraus Protokollpunkte (sogenannte ­Issues) erstellt.

Dabei wird für jedes festgestellte Problem ein eigener BCF-Eintrag erzeugt (z. B. „Konflikt zwischen RLT-Kanal und Unterzug in Raum 205“). Jeder BCF-Eintrag enthält einen eigenen Ordner, der in komprimierter Form als gezippte BCF-Datei mit der Dateierweiterung BCFZIP gespeichert und per E-Mail an die betroffenen Projektpartner versandt wird. Diese öffnen die BCF-Datei im eigenen Programm und können die Konfliktpunkte dank automatischer Zoom-Funktion und dazugehörigem Kommentar sofort erkennen und verstehen.

Im nächsten Schritt lösen die Fachplaner die Probleme direkt in ihrem Fachmodell und senden die korrigierte IFC-Version, parallel zur BCF-Datei mit einem entsprechenden Kommentar und geändertem Status (Bearbeitungsstatus, Autor, Änderungsdatum), dem BIM-Koordinator zurück. Dieser prüft die Fachmodelle erneut und setzt – sofern die Probleme gelöst wurden – den BCF-Status auf „geschlossen“.

Ist er mit dem Ergebnis nicht zufrieden, setzt er ihn auf „offen“ und der Korrekturkreislauf beginnt erneut. Der Versand von BCF-Dateien zur Korrektur und Koordination ist zwar besser als der Versand von Excel-Listen und korrespondierenden Screenshots samt Markierung, setzt aber Disziplin von allen Beteiligten und klare Regeln für das BCF-Management in Bezug auf die Nomenklatur, Ablage, Priorisierung, Verlaufsverfolgung etc. voraus.

Das kann bei großen Projekten mit mehreren hundert oder tausend Konfliktpunkten schnell zu einer Herausforderung werden. Deshalb wurden spezielle, BCF-Managementprogramme geschaffen …

Was leisten BCF-Manager?

Digitale BCF-Manager umgehen unbequeme und fehleranfällige Up- und Downloads sowie die manuelle Verwaltung von BCF-Nachrichten. Werden diese als Plug-in in die jeweilige BIM-Software (z. B. TGA-CAD, BIM-Modellprüfprogramm etc.) des Anwenders implementiert, lassen sich BCF-Nachrichten einfacher und bequemer erstellen, filtern, abrufen und direkt austauschen.

Planer können damit aus ihrem BIM-Programm eine BCF-Nachricht schreiben, die anschließend in einem Info-Fenster des betreffenden Projektpartners erscheint und per Mausklick automatisch auf den jeweiligen Problempunkt zoomt, worauf dieser auf die Anfrage oder den Hinweis sofort reagieren kann. Damit lassen sich Probleme und Kollisionen nahezu in Echtzeit besprechen.

Über einen Cloud-Service, wie der BIMcollab Cloud von Kubus, können BCF-Nachrichten mit externen Projektpartnern synchronisiert und auch mit Projektpartnern geteilt werden, die über keine BIM-Software und entsprechende Kenntnisse verfügen. Das können Handwerker oder Bauherren sein, die sich mit den entsprechenden Zugangsdaten einloggen, die aktuellen IFC-Modelle anschauen und BCF-Protokollpunkte kommentieren können. Auswertungen der Aktivitäten aller Cloud-Nutzer machen
Abläufe transparent und ermöglichen Prozess-
Optimierungen.

BCF ersetzt keine Kommunikation

Das BCF-Datenformat ist im Rahmen der BIM-Planungsmethode ein wichtiger Baustein, der den Koordinationsworkflow gegenüber herkömmlichen Arbeitsweisen erheblich rationalisiert. BCF kann dazu beitragen, Fehler, Kollisionen und Problempunkte im Vorfeld einfacher zu lokalisieren, Zuständige zu delegieren und deren Bearbeitungsstand zu verfolgen.

Eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen Fachplanern und Gewerken setzt insbesondere bei größeren Projekten allerdings den Einsatz cloudbasierter BCF-Managementlösungen voraus. Wichtig ist auch die Erkenntnis, dass BCF nur ein Hilfsmittel ist, das die Kommunikation und Zusammenarbeit unterstützen, aber weder gemeinsame Besprechungstermine, noch die persönliche Kommunikation ersetzen kann. Marian Behaneck

Literatur

[1] Döring, T.: BCF – Endlich verständlich. Berlin: Huss-Medien, Build-Ing 1/2019

[2] Esser, S.: Kommunikation in BIM-Projekten aufgrundlage von BCF-Daten, Technische Universität München. München: Eigenverlag, 2018, Download: G www.cms.bgu.tum.de/de

[3] Hausknecht, K., Liebich, T.: BIM-Kompendium. Building Information Modeling als neue Planungsmethode. Stuttgart: Fraunhofer IRB Verlag, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2019

[4] Trimble (Hrsg.): BIM Collaboration Format. Für den verbesserten Informationsaustausch zwischen den Gerwerken. Download: G mep.trimble.de/downloads/BCF

[5] www.baunetzwissen.de/bim Baunetz Wissen BIM

[6] www.buildingsmart.de buildingSmart Deutschland

[7] www.buildingsmart.org buildingSmart International

8 Über die BCF-Funktion fixierte Fehler, Kollisionen und Problempunkte können vom BIM-Manager oder in gemeinsamen Besprechungen Punkt für Punkt abgearbeitet werden.

Bild: AllesWirdGut Architektur ZT

8 Über die BCF-Funktion fixierte Fehler, Kollisionen und Problempunkte können vom BIM-Manager oder in gemeinsamen Besprechungen Punkt für Punkt abgearbeitet werden.