2016 hatte Gas einen Anteil von 44,1 %, bis zur Jahresmitte 2017 weist die AGEB-Statistik vorläufige 39,9 % aus, und die Monate Juli und August pendeln ebenfalls um diesen Wert (Nachtrag am 30.11.2017: laut BDEW ist der vorläufige Marktanteil für Erdgas für das 1. bis 3. Quartal 39,6 %). Bei der Erosion der Erdgas-Marktanteile handelt es sich nicht um eine Momentaufnahme, sondern um einen Trend. Bis 2011 hatte Erdgas viele Jahre einen Marktanteil von über 50 %. Und im Jahr 2000 dominierten Erdgas und Heizöl mit einem Anteil von insgesamt 80 % der genehmigten Wohnungen in Neubauten. Klarer Favorit war zur Jahrtausendwende die Gasheizung mit einem Anteil von 76,7 %.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat offensichtlich eine ganz eigene Sichtweise zu der Entwicklung: „Die Markterfolge von Erdgas im Neubau zeigen, dass dieser Energieträger ein hohes Ansehen und Vertrauen bei den Verbrauchern genießt. Das kann auch die Politik nicht ignorieren“, erklärte Anke Tuschek, Mitglied der BDEW-Hauptgeschäftsführung, zum Auftakt der gasfachlichen Aussprachetagung (gat) am 29. November 2018. Wohl um an alte Werte anzuknüpfen wurde kurzerhand erklärt, das ja auch Fernwärme zu fast 40 % aus Erdgas erzeugt wird.
Die Gewinner sind Wärmepumpen und Fernwärme
Eindeutige Gewinner sind elektrisch betriebene Wärmepumpen und Fernwärme. Heizöl ist 2006 bei Neubauwohnungen unter die 5-%-Marke gerutscht und rangiert aktuell im Bereich unter 2 %. Trotz bemerkenswerter Fortschritte beim Komfort neuer Heizsysteme auf Basis von Holzpellets und Scheitholz ist Holz jedoch bei der Klassifizierung „primäre Energiequelle“ in der Genehmigungsstatistik nie aus der Nische herausgekommen, der höchste Marktanteil wurde 2013 mit 6,5 % gemeldet, 2016 betrug er 5,3 %. Bioerdgas wird in der Statistik unter Erdgas verbucht, Flüssiggas wird nicht separat ausgewiesen.
Was bei der AGEB-Statistik zu beachten ist
Die AGEB-Statistik liegt immer sehr zeitnah vor, spiegelt den tatsächlichen Markt und die tatsächliche Nachfrage aber nur bedingt wieder und muss deshalb immer im zeitlichen Verlauf betrachtet werden.
Unterschiede zum tatsächlichen Markt resultieren vor allem aus der zeitlichen Differenz zwischen dem Erteilen der Baugenehmigung und der Baufertigstellung (bzw. dem Einbau des Wärmeerzeugers zur Nutzung der primären Energiequelle). Erst kürzlich hat KfW Research gemeldet, dass 600.000 Wohnungsbaugenehmigungen auf eine Umsetzung warten. Und gegenüber der „ungestörten Nachfrage“ muss beispielsweise beachtet werden, dass vor Ort Erdgas eventuell gar nicht verfügbar ist, für Fern- bzw. Nahwärme ein Anschlusszwang besteht oder das Heizen mit Holz eingeschränkt wird.
Deutlich über 10 % der genehmigten Wohnungen befinden sich zudem in bestehenden Gebäuden (in der Statistik ab 2013), wo zumeist die Entscheidung für einen Energieträger schon lange Zeit vorher getroffen wurde und gar kein neuer Wärmeerzeuger zum Einsatz kommt. Ebenfalls differenziert die AGEB-Statistik nicht die Entwicklung der Genehmigungsstatistik. In den letzten Jahren gab es beispielsweise eine deutliche Verschiebung zu Mehrfamilienhäusern. Tendenziell profitiert davon Fernwärme, eher nachteilig ist es für die Segmente Wärmepumpe und Holz. ■