Das Dachdeckerhandwerk und die Ziegelindustrie haben ein „Eine-Million-Dächersanierungsprogramm“ vorgeschlagen. Eine FiW-Studie zeigt eine große Hebelwirkung durch Solaranlagen auf sanierten Dächern.
In die Diskussion, wie ein klimaneutraler Gebäudebestand zu erreichen ist, haben der Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie (BVZi) und der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) dieses Jahr den Vorschlag eines „Eine-Million-Dächersanierungsprogramms“ eingebracht.
Grundlage hierfür ist die aktuelle Studie des Forschungsinstituts für Wärmeschutz (FiW München), in der die Hebelwirkung einer gezielten Förderung von Solarthermie- oder Photovoltaikanlagen in Kombination mit einer energetischen Optimierung bzw. Dachsanierung des Daches näher untersucht worden ist.
Diese Kombination bringt den Vorteil, dass bis zu 116 Mio. t CO2 im Gebäudebestand eingespart und gleichzeitig die Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen auf Dächern deutlich erhöht werden können. (Anmerkung: Die genannte Treibhausgaseinsparung bezieht sich nicht auf die Abgrenzung des Bundes-Klimaschutzgesetzes, die dem Gebäudesektor nur seine direkten aus der Verbrennung fossiler Energieträger entstehenden CO2-Emissionen zuschreibt, sondern sektorenübergreifend auf das gesamte Energiesystem.)
10 Mio. Dächer bergen großes Potenzial
Bereits 2018 hatte das FiW festgestellt, dass insgesamt 1,6 Mrd. m2 Dachfläche – über 10 Mio. Gebäude-Dächer – unzureichend gedämmt sind und für eine Dachsanierung höchste Zeit ist. Bei vollständiger Sanierung dieser Flächen bis 2050 könnten die CO2-Emissionen im Gebäudebereich nur durch die Dacheindeckung um 25 % gesenkt werden. Dies würde einer Dachsanierungs-Quote von 2,5 bis 3,0 %/a entsprechen – einer Verdoppelung zu heute.
Das FiW hat in der aktuellen Untersuchung drei Szenarien gebildet: Im Referenzszenario („Weiter so“) wird es bis 2050 noch über 300 Mio. m2 Photovoltaik-Fläche auf energetisch ungenügend gedämmten Dächern geben. Die Klimaziele für den Gebäudesektor wären kaum zu erfüllen.
Im zweiten Szenario („Fördern“) wird angenommen, dass durch gezielte Förderprogramme der Anteil von gleichzeitig energetischer Sanierung plus der Installation von Photovoltaikanlagen auf 60 % verdreifacht wird.
In einem idealen dritten Szenario („Fordern“) dürfen Photovoltaik-Anlagen grundsätzlich nur noch auf Dächern mit ausreichend energetischem Standard installiert werden. Durch eine solche Installation von Solarmodulen ließen sich bis 2050 insgesamt 116 Mio. t CO2-Äquivalente einsparen.
Die Kombi macht’s: Dachsanierung + Photovoltaik durch gezielte Förderung
Ulrich Marx, ZVDH-Hauptgeschäftsführer: „Die Studie belegt eindrucksvoll, dass es vorrangig darum gehen muss, die Dachflächen, die für die Stromerzeugung durch zusätzliche Solaranlagen genutzt werden, gleichzeitig energetisch zu modernisieren. Denn sind die PV-Module erst einmal installiert, fällt das Dach für Sanierungsmaßnahmen für die nächsten 25 bis 30 Jahre aus. Daher halten wir es für sinnvoll, Dachsanierung plus Photovoltaik als eine kombinierte Maßnahme durch speziell angepasste Förderprogramme zu forcieren.“
Dr. Matthias Frederichs, BVZi-Hauptgeschäftsführer: „Um spürbare Anreize zu schaffen, sollten 20 % Förderung für die Gebäudehülle – analog zur BEG-Einzelmaßnahme – zuzüglich weiterer 25 % für die gleichzeitige Installation einer Solaranlage ineinanderfließen. In Summe erscheint uns eine Förderung von 45 % für diese Kombimaßnahme als angemessen, um den deutlich größeren Hebel für die Einsparung von CO2-Emissionen bei gleichzeitiger Erzeugung von klimaneutralem Strom bestmöglich zu nutzen. Hier sollte die neue Bundesregierung schnell für eine unbürokratische Förderlandschaft sorgen und ein „Eine-Million-Dächersanierungsprogramm“ für die ersten 100 Tage auflegen.“ ■
Siehe auch:
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