Forscher haben untersucht, welche Begrenzung der globalen Erwärmung am kosteneffizientesten ist und dabei das 2-°C-Ziel robust bestätigt. Deutschland muss nun das Klimaschutzpaket nachbessern und am Restbudget der noch möglichen CO2-Emissionen ausrichten.
Das politisch ausgehandelte Klimaziel des Abkommens von Paris, die globale Erwärmung auf höchstens 2 °C zu begrenzen, basiert auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. Doch ist es auch wirtschaftlich sinnvoll? Das haben nun Forscher über Computersimulationen mit einem Modell des US-Nobelpreisträgers William Nordhaus untersucht.
Dabei hat sich herausgestellt, dass das kosteneffizienteste Niveau der globalen Erwärmung tatsächlich dasjenige ist, das mehr als 190 Nationen als Pariser Klimaabkommen vereinbart haben. Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der New Yorker Columbia University hat das Forscherteam geleitet „Um das wirtschaftliche Wohlergehen aller Menschen in diesen Zeiten der globalen Erwärmung zu sichern, müssen wir die Kosten der Klimaschäden und die Kosten des Klimaschutzes gegeneinander abwägen. Wir haben viele gründliche Tests durchgeführt und festgestellt, dass sich die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 2 °C tatsächlich als wirtschaftlich optimal erweist. Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zeigen alle in eine Richtung: Null Emissionen in 2050.“
Klimapolitische Maßnahmen ziehen wirtschaftliche Kosten nach sich. Dasselbe gilt für Klimaschäden. Die Senkung der Treibhausgasemissionen verringert die Schäden deutlich; aber bisher wurden die beobachteten temperaturbedingten Verluste in der wirtschaftlichen Produktion selbst bei der Berechnung wirtschaftlich optimaler Politikpfade nicht wirklich berücksichtigt. Genau das haben die Forscher nun getan. Sie speisten die aktuelle Forschung zu wirtschaftlichen Schäden, die durch die Auswirkungen des Klimawandels verursacht werden, in das Dynamic Integrated Climate-Economy-Model von William Nordhaus ein. Die Computersimulation ist darauf trainiert, nach Wirtschaftswachstum zu streben.
Sven Willner, ebenfalls vom PIK und einer der Autoren der Studie: „Es ist bemerkenswert, wie robust die Temperaturgrenze von 2 °C ist. Sie kommt bei praktisch allen von uns berechneten Kostenkurven heraus.“ Die Forscher untersuchten in ihrer Studie eine Reihe möglicher Unsicherheiten, beispielsweise, dass Menschen heutigen Wohlstand gegenüber künftigem Wohlstand vorziehen, aber ebenso, dass kommende Generationen ihren Konsum nicht verringern müssen. Dass die 2-°C-Grenze das ökonomisch kosteneffizienteste Ziel ist, zeigte sich über den gesamten Parameterraum und auch für die Unsicherheiten in den Klimaprojektionen.
Levermann: „Der Welt gehen die Ausreden zur Rechtfertigung des Nichtstuns aus – all diejenigen, die bisher gesagt haben, dass eine Klimastabilisierung zwar schön wäre, aber zu teuer ist, können jetzt sehen, dass es in Wirklichkeit die ungebremste globale Erwärmung ist, die zu teuer ist. Business as usual wird unmöglich. Entweder schaffen wir eine CO2-freie Wirtschaft, oder wir lassen die globale Erwärmung die Kosten für Unternehmen und Gesellschaften weltweit in die Höhe treiben.“
Nun ist es wichtig, dass diese Erkenntnis zur Leitplanke politischen Handelns wird. Dass gilt auch für Deutschland. Das Klimapaket geht dafür nicht weit genug. Die Bundesregierung muss ihre mit einer ganz anderen Erkenntnislage entwickelten Klimaziele zügig überarbeiten und am Restbudget der noch möglichen CO2-Emissionen ausrichten.
Jochen Vorländer
Chefredakteur TGA Fachplaner
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