Im Jahr 2021 ist in Deutschland der Bau von 380 914 Wohnungen genehmigt worden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) waren das 3,3 % oder 12 325 mehr Baugenehmigungen als im Jahr 2020. In den Zahlen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.
Im längeren Zeitvergleich befand sich die Zahl genehmigter Wohnungen damit weiter auf einem hohen Niveau: Mehr genehmigte Wohnungen in einem Jahr hatte es zuletzt 1999 mit 437 084 gegeben.
Starkes Wachstum bei Zweifamilienhäusern
In neu zu errichtenden Wohngebäuden sind im Jahr 2021 rund 328 636 Wohnungen genehmigt worden. Das waren 2,6 % oder 8274 Wohnungen mehr als im Vorjahr. Dies ist insbesondere auf die Entwicklung bei den Zweifamilienhäusern (häufig Doppelhäuser oder Einfamilienhäuser mit Einliegerwohnung) mit einer Zunahme um gut ein Viertel (+ 25,1 %) auf rund 32 000 neue Wohnungen zurückzuführen.
Dieser starke Anstieg dürfte zum Teil auf das Auslaufen des Baukindergeldes im 1. Quartal 2021 und auf das Ende der Förderung von Häusern der Energieeffizienz-Stufe 55 zurückzuführen sein. Die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser stieg im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr um 0,9 % und Zahl der neu genehmigten Wohnungen in Mehrfamilienhäusern um 2,2 %.
Auswirkungen durch Preissteigerungen bei Baumaterialien
Lieferengpässe, Rohstoffknappheit und eine erhöhte Nachfrage im In- und Ausland haben sich auf den Bausektor ausgewirkt. Bauen ist im Jahr 2021 deutlich teurer geworden. Die Preise für Holz sowie Stahl und Stahlbeton haben sich im Laufe des Jahres 2021 enorm verteuert.
Mit dieser Preisentwicklung ging die Zahl der Baugenehmigungen für Neubauten von Wohn- und Nichtwohngebäuden, bei denen Holz oder Stahl und Stahlbeton die vorwiegend verwendeten Baustoffe waren, in der zweiten Jahreshälfte 2021 zurück (bei Holz − 2,6 %, bei Stahl und Stahlbeton − 9,8 % im Vergleich zum 2. Halbjahr 2021), nachdem die Zahlen bis zur Jahresmitte angestiegen waren (Holz + 15,0 %, Stahl und Stahlbeton + 32,6 % im Vergleich zum 1. Halbjahr 2021).
Leichtes Plus bei Nichtwohngebäuden
Bei den neu zu errichtenden Nichtwohngebäuden, die im Jahr 2021 genehmigt wurden, erhöhte sich der umbaute Raum gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 0,4 % auf 235,4 Mio. m3. Der stärkste Rückgang war mit − 17,1 % bei Hotels und Gaststätten auf 4,67 Mio. m3 zu verzeichnen. Hier kann von einem Zusammenhang mit der Corona-Krise ausgegangen werden. Den stärksten Zuwachs gab es bei Anstaltsgebäude mit + 52,1 % auf 7,78 Mio. m3 und bei Büro- und Verwaltungsgebäuden mit +18,3 % auf 23,31 Mio. m3.
Mehr Genehmigungen als Fertigstellungen
Die Zahl der Baugenehmigungen ist ein wichtiger Frühindikator zur Einschätzung der zukünftigen Bauaktivität, da Baugenehmigungen geplante Bauvorhaben darstellen. Allerdings nimmt die Zahl der Bauvorhaben, die zwar genehmigt, aber noch nicht begonnen oder abgeschlossen wurden (der sogenannte Bauüberhang), seit einigen Jahren zu. Aufschluss über die tatsächliche Entwicklung der Bautätigkeit im Jahr 2021 gibt daher erst die Zahl der Baufertigstellungen, die das Statistische Bundesamt voraussichtlich Mitte des Jahres 2022 veröffentlicht. ■
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