Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Energiepreise

Hohe Gas- und Ölpreise saugen 64 Mrd. Euro aus dem Land

Gabriele Rohde – stock.adobe.com

Die gestiegenen Gas- und Ölpreise saugen aus der deutschen Volkswirtschaft Milliarden Euro heraus. Der Realeinkommensverlust ist erheblich.

Für das Jahr 2022 schätzt das ifo Institut die Realeinkommensverluste aufgrund gestiegener Gas- und Ölpreise auf etwa 64 Mrd. Euro, das sind 1,8 % der Wirtschaftsleistung. Schon im Jahr 2021 waren es gut 35 Mrd. Euro oder 1,0 % der Wirtschaftsleistung.

„Im nächsten Jahr kommen voraussichtlich noch einmal gut 9 Mrd. Euro oder 0,2 % der Wirtschaftsleistung hinzu“, sagt Timo Wollmershäuser, Leiter der ifo Konjunkturprognosen. „Zusammen beträgt der Realeinkommensverlust in den Jahren 2021 bis 2023 knapp 110 Mrd. Euro oder 3,0 % der Wirtschaftsleistung eines Jahres. Nur während der zweiten Ölpreiskrise in den Jahren von 1979 bis 1981 fiel er mit 4 % der Wirtschaftsleistung noch höher aus. Die erste Ölpreiskrise 1973/74 beziffern wir auf minus 1,5 %.“

„Energiepreise werden wohl dauerhaft hoch bleiben“

Die gesamtwirtschaftlichen Kaufkraftverluste der Jahre von 1979 bis 1981 konnten erst im Jahr 1986 wieder ausgeglichen werden, als ein kräftiger Verfall der Ölpreise einsetzte und gleichzeitig die D-Mark spürbar gegenüber dem US-Dollar aufwertete. „Der derzeitige Realeinkommensrückgang dürfte auch in den kommenden Jahren bestehen bleiben. Zum einen werden die Energiepreise mit dem Wegfall Russlands als Lieferant wohl dauerhaft hoch bleiben. Zum anderen wird sich an der Abhängigkeit Deutschlands von importierter Energie so schnell nichts ändern“, so Wollmershäuser.

„Realeinkommensverlust bei Lohnverhandlungen berücksichtigen“

Wollmershäuser: „Die Bezifferung der Realeinkommensverluste an das Ausland ist wichtig bei allen Verteilungsdiskussionen. Sie stellen den Teil der in Deutschland erbrachten Wirtschaftsleistung dar, der zur Begleichung der Importrechnung ans Ausland abgegeben werden muss und eben nicht im Inland verteilt werden kann. So muss bei Lohnverhandlungen berücksichtigt werden, dass die hohen Preise für in Deutschland produzierte Waren und Dienstleistungen nicht Folge eines Booms sind, der die Gewinne der Unternehmen sprudeln lässt. Sie spiegeln vor allem die hohen Kosten wider, die für importierte Energie und Vorprodukte bezahlt werden müssen.

Das zwischen Arbeitnehmern und Unternehmern zu verteilende Einkommen muss also um die Realeinkommensverluste korrigiert werden. Staatliche Unterstützungsmaßnahmen können die Höhe des Realeinkommensverlustes nicht verändern. Sie können lediglich Einfluss nehmen auf den Anteil, den einzelne Bevölkerungsgruppen zu tragen haben. Und sie können die Verluste über die Zeit hinweg auf zukünftige Generationen verschieben, wenn die Maßnahmen etwa durch Schulden oder weniger Investitionen finanziert werden.“

Aufsatz: Zur Bestimmung der Realeinkommensverluste in der gegenwärtigen Energiekrise von Wolfgang Nierhaus und Timo Wollmershäuser, in: ifo Schnelldienst 11/2022 ■
Quelle: ifo Institut / jv

Im Kontext:
SHK-Geschäftsklima in 2022-Q3: Weiterhin positiv
Wie Deutschland gestärkt aus der fossilen Energiekrise kommt
Eckpunkte für Entlastungsmaßnahmen bei Erdgas und Strom
Gaskommission fordert auch Steigerung der Gebäudeeffizienz
1. Hj. 2022: Gaspreise für Haushalte um 17,7 % gestiegen