Die österreichische Bundesregierung hat ihre Wasserstoffstrategie vorgelegt. Eine strikte Priorisierung erteilt Wasserstoff-Heizungen eine Absage.
Weltweit gilt klimaneutral produzierter Wasserstoff als Schlüsselelement für die Energiezukunft, als wichtiger Baustein für die Dekarbonisierung von Industrie und Industrieprozessen. Wasserstoff ist vielfältig bis universell einsetzbar, jedoch nach allen Prognosen noch viele Jahre als Energieträger und chemischer Grundstoff knapp und teurer.
Das spiegelt auch die Anfang Juni 2022 vorgestellte Wasserstoffstrategie für Österreich wieder. Danach soll Wasserstoff möglichst gezielt dort eingesetzt und verwenden, wo er unbedingt gebraucht wird. Österreich will schon 2040 Klimaneutralität erreichen.
Wasserstoff ist wertvoll und vielseitig – aber endlich
Österreichs Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Grüner Wasserstoff ist der Champagner der Energiewende. Er ist wertvoll und vielseitig – aber nicht unendlich. Deshalb werden wir ihn bestmöglich nutzen.“
Bis 2030 soll 80 % des heute aus fossilem Erdgas hergestellten Wasserstoffs durch klimaneutralen Wasserstoff ersetzt werden. Klimaneutraler Wasserstoff umfasst neben erneuerbarem Wasserstoff auch Wasserstoff, der, sobald die Technologiereife gegeben ist, aus Erdgas mittels vollständiger CO2-Abscheidung (blauer Wasserstoff) oder mittels Pyrolyse (türkisener Wasserstoff) erzeugt wird.
Um das Substitutionsziel zu erreichen soll in Österreich bis 2030 eine Elektrolysekapazität von 1 GW zur Wasserstoffproduktion zur Verfügung stehen. Das entspricht einer Produktion von 4 TWh/a grünem Wasserstoff mit „heimischem“ Ökostrom. Um den Umstieg von Erdgas auf Wasserstoff schaffen, sind auch Importe vorgesehen, wozu auf der Ebene des Staates und der Unternehmen rasch Partnerschaften aufgebaut werden sollen.
Neben dem Sektor Industrie sind Wasserstoff und Wasserstoffderivate auch für Bereiche, wo es eine sehr hohe Energiedichte notwendig ist, beispielsweise in der Luftfahrt und in der Schifffahrt, vorgesehen.
Absage an Wasserstoff-Heizungen und H2-Beimischung
Mit dem Ziel der österreichischen Bundesregierung, bis 2030 die Stromversorgung national bilanziell zu 100 % aus erneuerbaren Quellen zu decken – stellt die direkte Elektrifizierung für zahlreiche Anwendungen jedoch die effizienteste Möglichkeit der Dekarbonisierung dar, heißt es in Österreichs Wasserstoffstrategie. Für Wohnraumwärme sieht sie lediglich die Abwärmenutzung aus der Wasserstoffelektrolyse vor.
Die Erzeugung von Raumwärme aus Wasserstoff als Brennstoff ist als „ineffizient“ und damit bei null auf der Priorisierungsskala eingeordnet. Einem flächigen Einsatz von Wasserstoff-Heizungen wird also keine Chance gegeben. Vermutlich sind sogar H2-ready-Geräte während des stufenweisen Erdgas-Ausstiegs, der 2025 beginnen soll, schon „überdimensioniert“. Dazu heißt es in der Wasserstoffstrategie:
„Eine Beimischung von Wasserstoff in das Gasnetz (Blending) ist angesichts des Bedarfs an reinem Wasserstoff der zentralen Anwendungssektoren nicht zielführend. Für den leitungsgebundenen Transport von Wasserstoff soll primär die derzeit für den Erdgastransport verwendete Gasinfrastruktur durch Umwandlung zu Wasserstoffleitungen genutzt werden. Eine Errichtung neuer Wasserstoffleitungen wird dort geprüft, wo es an entsprechender Infrastruktur mangelt und eine Wasserstoffinfrastruktur für die Dekarbonisierung notwendig ist.“ ■
● Wasserstoffstrategie für Österreich
● Wasserstoffstrategie für Österreich: Executive Summary
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