Die Bundesnetzagentur ist alarmiert: Wird der Erdgasverbrauch für Gebäudewärme nicht gesenkt, werde es schwer, im Winter eine Gasmangellage zu vermeiden.
„Der Erdgasverbrauch von Haushalten und Gewerbe lag in der letzten Woche [19. bis 25.09.2022, Anm. d. Red.)] deutlich über dem durchschnittlichen Verbrauch der Vorjahre. Die Zahlen dieser Woche sind damit sehr ernüchternd. Ohne erhebliche Einsparungen auch im privaten Bereich wird es schwer, eine Gasmangellage im Winter zu vermeiden. Zwar war die letzte Woche kälter als die Vorjahreswochen und die Verbräuche sind immer Momentaufnahmen und können sich schnell ändern, Einsparungen müssen auch bei weiter sinkenden Temperaturen stattfinden und das ist kein Selbstläufer“, mahnt Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur.
„Wir können angesichts der gut gefüllten Speicher unter drei Voraussetzungen gut über den Winter kommen: Erstens müssen die angestoßenen Projekte zur Erhöhung der Gasimporte realisiert werden. Zweitens muss die Gasversorgung in unseren Nachbarländern ebenfalls stabil bleiben. Und drittens muss Gas eingespart werden, auch wenn es zum Winter hin noch kälter wird. Da wird es auf jeden Einzelnen ankommen.“
Gasverbrauch in Deutschland
Während sich der Gasverbrauch von Haushalten und Gewerbe bis Mitte September 2022 zum Teil deutlich unter den durchschnittlichen Verbräuchen der Vorjahre bewegte, lag er in der 38. Kalenderwoche vom 19. bis 25.09.2022 mit 483 GWh/Woche deutlich über dem durchschnittlichen Wert der Jahre 2018 bis 2021 (422 GWh/Woche; + 14,5 %). Die Woche war zwar deutlich kälter als die Vergleichswoche in den Vorjahren, die zur Vermeidung einer Gasmangellage erforderlichen Einsparerfolge müssen allerdings unabhängig von Temperaturen erzielt werden. Die Bundesnetzagentur geht im Moment davon aus, dass zur Vermeidung einer Gasmangellage ein Rückgang des Verbrauchs um mindestens 20 % erforderlich ist.
Die privaten Haushalte und kleineren Gewerbekunden sind in Deutschland für rund 40 % des Gasverbrauchs verantwortlich (Anteil vor der Gaskrise). Die privaten Verbraucher trugen bisher wenig zum sinkenden Gasverbrauch bei. Das liegt jedoch daran, dass Gas hier vorwiegend zum Heizen verwendet wird. Wie viel Gas tatsächlich eingespart wird, wird sich daher erst in der gerade beginnenden Heizperiode zeigen.
Die großen Industriekunden benötigen rund 60 % des Erdgases (Anteil vor der Gaskrise). Der Verbrauch dieser großen Verbraucher sank im August 2022 um 22 % und lag auch in der 38. KW deutlich unter dem durchschnittlichen Verbrauch der Vorjahre (1170 GWh/Woche gegenüber durchschnittlich 1679 GWh/Woche in den Jahren 2018 bis 2021).
Wochenaktuelle Daten zur Gasversorgung
Die Bundesnetzagentur veröffentlicht von Montag bis Freitag einen Lagebericht zur Gasversorgung. Er enthält auch aktuelle Daten zu Gasimporten und -exporten, Speicherfüllständen, Gasverbrauch und aktuellen Preisentwicklungen. Die wöchentlichen Zahlen zum Gasverbrauch in Deutschland werden jeden Donnerstag aktualisiert: www.bundesnetzagentur.de/aktuelle-gasversorgung
In den nächsten Wochen wird sich zeigen, in welchem Umfang es der Bundesregierung anlässlich der temporären Absenkung der MwSt. für Erdgas auf 7 %, der Rücknahme der Erdgas-Umlage (Gasbeschaffungsumlage) sowie der „schnellstmöglichen Einführung einer Gaspreisbremse“ über den „wirtschaftlichen Abwehrschirm“ gelingt, Anreize zur Reduktion des Gasverbrauchs zu setzen. Denn angekündigt ist: „Die Gaspreisbremse wird die in einer Hochpreisphase auftretenden Belastungen für Haushalte und Unternehmen abfedern. Dadurch werden diese finanziell spürbar und sichtbar entlastet.“ Falsch verstanden haben alle drei Maßnahmen eher das Potenzial, die Nachfrage und damit die Gaspreise zu erhöhen als Sparbemühungen zu fördern. ■
Quelle: Bundesnetzagentur / jv
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