Trotz Coronavirus-Krise gibt es beim Wohnungsbau Wachstum. Für 2021 erwartet KfW Research erstmals seit 20 Jahren wieder über 300 000 Baufertigstellungen.
Der Neubau von Wohnungen in Deutschland boomt weiter: Auftragsbestand und Auftragseingang im Wohnungsbau sind auch im vergangenen Jahr erneut angewachsen, trotz Coronavirus-Krise. Der Bauüberhang von genehmigten, aber noch nicht fertiggestellten Wohneinheiten dürfte sich auf mehr als 750 000 Wohnungen erhöht haben, wie KfW Research in einer aktuellen Analyse zum deutschen Immobilienmarkt schätzt.
Das lässt für das Jahr 2021 einen weiteren Anstieg der Baufertigstellungen erwarten. 2021 könnten so erstmals seit 20 Jahren wieder mehr als 300 000 Wohnungen gebaut werden, nachdem 2020 diese Marke wohl noch knapp verfehlt worden ist. 2019 sind nach Angaben des Statistischen Bundesamts 293 000 Wohnungen fertiggestellt worden. Die Bilanz für 2020 wird voraussichtlich Anfang Juni 2021 veröffentlicht.
Neubauten entlasten angespannte Wohnungsmärkte
Die neuen Wohnungen tragen zur Entlastung angespannter Wohnungsmärkte bei. Sie werden vorwiegend dort gebaut, wo die Nachfrage durch Bevölkerungszuwächse gestiegen ist. Wie die KfW-Analyse für die deutschen Landkreise und kreisfreien Städte des Zeitraums 2012 bis 2018 zeigt, besteht ein hoher statistischer Zusammenhang zwischen der Zahl der fertiggestellten Wohnungen und dem Zuwachs der Bevölkerung.
Dennoch dürfte es auf dem Wohnungsmarkt vor allem in wachsenden Ballungsräumen weiter eng bleiben, da der Trend zur Urbanisierung nicht abreißt – und trotz steigender Baufertigstellungen der Bedarf an neuen Wohnungen in Deutschland nicht gedeckt wird.
Diesen schätzt KfW Research auf 350 000 bis 400 000 Wohnungen pro Jahr. Ein Hemmnis für die Ausweitung des Wohnungsbaus bleibt neben dem Mangel an Bauland in Ballungsregionen auch in der Coronavirus-Krise der Fachkräftemangel. Nach den Erhebungen zum KfW-ifo-Fachkräftebarometer behinderten Personalengpässe im 1. Quartal 2021 trotz des Lockdowns die Geschäftstätigkeit von nahezu jedem fünften Unternehmen im Bauhauptgewerbe. Und: Bei Architektur- und Ingenieurbüros ist der Fachkräftemangel noch ausgeprägter, hier sehen sich fast 44 % der Unternehmen durch den Engpass an Fachpersonal in ihrer Geschäftstätigkeit behindert.
Es gibt weiterhin einen ungedeckten Bedarf
„Die Neubautätigkeit in Deutschland ist trotz Coronavirus-Krise auf Rekordniveau – und trotzdem gibt es einen ungedeckten Bedarf“, konstatiert Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Vor allem in den wachsenden Metropolregionen bleibt Wohnraum knapp und teuer.“
Ein Abbau von Überschussnachfrage in teuren Wohnungsmärkten mit steigenden Mieten könne auf zweierlei Weise erreicht werden: Zum einen durch Schaffung neuer Wohnungen vor Ort, zum anderen durch die Umlenkung von Wanderungsströmen, indem weniger dicht besiedelte Regionen wirtschaftlich belebt, attraktiver gemacht und besser angebunden werden.
„Der beschleunigte Ausbau der digitalen Infrastruktur und des öffentlichen Regionalverkehrs kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten – insbesondere dann, wenn auch nach der Coronavirus-Pandemie dauerhaft mehr Erwerbstätige im Homeoffice arbeiten als vorher“, so Köhler-Geib. „Eine vermehrte Trennung von Wohn- und Arbeitsort dürfte nachhaltig zu einer Entspannung der Wohnungsmärkte in teuren Ballungszentren beitragen.“
Die Wohnungsbau-Analyse von KfW Research als PDF-Download. ■
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