Die Treibhausgasemissionen sind 2019 nach den vorliegenden Schätzungen für den Klimaschutzbericht 2019 um 35,7 % (2018: 32 %; 2017: 27,5 %) im Vergleich zu 1990 zurückgegangen. In keinem Jahr fiel der Rückgang bisher so deutlich aus. Die Treibhausgasemissionen sanken 2019 gegenüber 2018 um fast 54 Mio. t/a CO2-Äquivalente (– 6,3 %) auf rund 805 Mio. t/a. Zielwert für 2020 sind 751 Mio. t/a CO2e.
Die größte Minderung mit 51 Mio. t/a CO2-Äquivalent lieferte 2019 die Energiewirtschaft. Hintergrund war der erheblich gestiegene CO2-Preis im Emissionshandel. Er hat dazu geführt, dass deutlich weniger Kohle für die Stromerzeugung eingesetzt worden ist. Mit der 2018 durchgeführten Reform des Europäischen Emissionshandels ging eine Verknappung der Verschmutzungsrechte einher, wodurch sich 2019 der CO2-Preis auf durchschnittlich fast 25 Euro/t verdoppelt hat.
2019 kam nahezu 43 % des Strommixes aus Wind, Sonne, Wasser oder Biomasse. Diese haben ebenfalls zur Minderung der CO2-Emissionen beigetragen. Emissionsmindernd wirkten außerdem eine geringere Energienachfrage aufgrund höherer Energieeffizienz, die schrittweise Reduzierung der Kapazitäten von Braunkohlekraftwerken sowie moderne KWK-Anlagen.
Die Treibhausgasemissionen des Gebäudesektors werden für 2019 im Klimaschutzbericht 2019 auf 122 Mio. t/a CO2-Äquivalente geschätzt. Gegenüber 2018 (117 Mio. t/a CO2e) bedeutet dies eine deutliche Zunahme, allerdings war 2018 witterungsbedingt günstig. Für 2017 werden dem Gebäudesektor 123 Mio. t/a CO2e zugeordnet.
Klimaschutzbericht 2019
Der am 19. August 2020 vom Bundeskabinett beschlossene Klimaschutzbericht 2019 ist der letzte, der sich vorrangig der Umsetzung des 2014 beschlossenen Aktionsprogramms Klimaschutz 2020 widmet. Er listet die etwa 110 Maßnahmen des Aktionsprogramms 2020 auf und stellt detailliert dar, welche CO2-Einsparungen diese Maßnahmen bis zum Ende des Jahres 2020 voraussichtlich leisten werden.
Der Bericht zeigt, dass die Maßnahmen des Aktionsprogramms 2020 wirken: Sie tragen dazu bei, die Lücke zur Erreichung des Reduktionsziels von minus 40 % bis 2020 zu verkleinern. Dabei leistet der EU-Emissionshandel mit deutlich höheren Zertifikatspreisen einen höheren Minderungsbeitrag als noch vor einem halben Jahr erwartet.
Es gibt jedoch auch Maßnahmen, die weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind: Seit August 2016 werden der Ersatz von Heizungspumpen und Warmwasserzirkulationspumpen durch hocheffiziente Pumpen sowie der Hydraulische Abgleich am Heizsystem gefördert. Damit sollte eine Treibhausgasreduktion im Jahr 2020 von 1,8 Mio. t/a CO2e erreicht werden. Aktuell gehen die Gutachter davon aus, dass bestenfalls 0,12 Mio. t/a CO2e erreicht werden. Eine noch geringere Realisierungsquote hat die „Mini-KWK-Richtlinie“ mit 0,01 statt 0,2 Mio. t/a CO2e in 2020.
Die Schätzung der Minderungswirkungen betrachtet das Jahr 2019. Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie konnten noch nicht berücksichtigt werden. Das Ausmaß des Emissionsrückgangs infolge der Coronavirus-Pandemie ist noch mit Unsicherheiten behaftet und lässt sich noch nicht genau beziffern. Wenn die tatsächlichen Treibhausgas-Emissionen für das Jahr 2020 deutlich niedriger ausfallen, könnte das 40-%-Ziel noch erreicht werden. Allerdings dürfte mindestens ein Teil des 2020 erreichten Rückgangs ein Einmaleffekt sein.
Der nächste Klimaschutzbericht wird seinen Blick auf das Jahr 2030 richten und auch die Entwicklungen des Jahres 2020 einbeziehen. Er wird neben den unmittelbaren Auswirkungen der Covid19-Pandemie auch Aussagen darüber enthalten, welchen Beitrag das Klimaschutzprogramm 2030 und das Corona-Konjunkturprogramm voraussichtlich auf dem langfristigen Weg zur Treibhausgasneutralität leisten werden. ■