Helios hat einen ventilatorbetriebenen Windkanal entwickelt, mit dem Skispringer ganz ohne Sprungschanze an ihrer Flugtechnik feilen können. Nach fünf Jahren ist das Projekt erfolgreich umgesetzt worden und die Gemeinde Hinterzarten nun um eine Sport-Attraktion reicher.
Der Olympiastützpunkt Freiburg und der Bundesstützpunkt Skisprung des Deutschen Skiverbandes in Hinterzarten strebten eine Verbesserung des Skisprungtrainings an. Die zentrale Idee bestand darin, das Skispringen in einer Flugsimulationsanlage zu ermöglichen, die sich in unmittelbarer Nähe der Skisprungschanze befindet. Somit kann das Erlernte anschließend sofort an der angrenzenden Skisprungschanze in der Praxis umgesetzt werden.
Auf der Suche nach einem Partner für das Projekt fand 2018 die erste Kontaktaufnahme zu Helios statt. Das in Villingen-Schwenningen und somit ganz in der Nähe ansässige Unternehmen zeigte sich sofort begeistert, da es in dem Vorhaben sowohl für den Skisport als auch für die Region Hochschwarzwald ein wegweisendes Projekt sieht.
Von der Vision zum ersten praktischen Test
Die Vision sah vor, dass eine Ventilatoreneinheit einen im Luftstrom positionierten Skispringer anbläst. Um authentische Windbedingungen zu simulieren, wurde die Schaffung eines Windfensters geplant, das eine Ausblasfläche von etwa 2,5 x 1,25 m und eine Ausblasgeschwindigkeit von etwa 100 km/h aufweist. Hierdurch soll insbesondere Skispringern aus dem Nachwuchsbereich eine optimale aerodynamische Flugposition vermittelt werden.
Der entscheidende Vorteil liegt darin, dass im Vergleich zu einem realen Sprung, der nur wenige Sekunden dauert, in dieser Simulation die Luftfahrt über einen längeren Zeitraum geübt werden kann. Das übergeordnete Ziel besteht vor allem darin, sensorische Erfahrungen zu sammeln, die dann im tatsächlichen Sprung von der Skisprungschanze abgerufen werden können.
Nach den ersten technischen Abstimmungen wurde unmittelbar darauf ein praktischer Test auf dem Helios Areal durchgeführt. Als prominenter Unterstützer des Projekts stellte sich Skisprung-Legende Martin Schmitt zur Verfügung, um an einem ersten Prototyp die Windverhältnisse aus dem Ventilator zu erleben. Dabei wurde deutlich, dass die Grundidee mit den vorgesehenen Komponenten nicht nur realistisch für die Simulation der Luftfahrt ist, sondern auch für den Absprung.
Projektierung und Konstruktionsarbeit
Helios investierte nach Festlegung der Eckdaten umfangreiche Stunden in die Konzeption und Projektierung des Windkanals. Für die wissenschaftliche Begleitung wurde zusammen mit der Hochschule Offenburg (Prof. Dr. Ettrich) und dem Olympiastützpunkt Freiburg ein europäisches Forschungsprojekt beantragt und genehmigt.
Stefan Fehrenbacher, der zu der Zeit als verantwortlicher Produktmanager bei Helios Ventilatoren fungierte und heute als Leiter des Technischen Produktmanagements tätig ist, würdigt nach Abschluss des Projekts die Zusammenarbeit: „Wir erhielten hierdurch wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse für die praktische Umsetzung. So führte die Hochschule Offenburg etwa diverse Strömungssimulationen durch, die direkt in die Konstruktionsarbeit wie beispielsweise die Geometrie des Nachleitrades mit einflossen.“
Die exponierte Platzierung der Ventilatoreneinheit – die im Wesentlichen aus zwei Helios-Axialventilatoren vom Typ AVD 1400 besteht – direkt an der Schanze des Adlerstadions Hinterzarten, stellte aufgrund der Lautstärke der beiden Ventilatoren eine große Herausforderung dar. Die Konstruktion und Fertigung von vier speziellen Rohrschalldämpfern mit Innenkern ist eine wirksame Lösung für diese Problematik und sichert den umliegenden Bewohnern ungestörte Ruhe.
Lüftungstechnische Eckdaten der Ventilatoreneinheit
● Enthält zwei Axialventilatoren mit jeweils 1400 mm Durchmesser
● Gesamtantriebsleistung: 90 kW
● Volumenstrom: 310 000 m³/h
● Ausblasgeschwindigkeit: ca. 100 km/h (stufenlos von 0-100 km/h regelbar)
● Akustikoptimiert durch Schalldämpfer
● Ausblaskasten (2,5 x 1,25 m) für die Simulation verschiedener Flugphasen verstellbar
● Gewicht: ca. 6 t
● Modularer Aufbau (kann bei Bedarf um zwei weitere Ventilatoreinheiten erweitert werden)
● Ventilatoren durch Schwingungsdämpfer mechanisch entkoppelt
● Mit Frequenzumrichter regelbar
Das Training kann beginnen
Im Sommer letzten Jahres erfolgen die Lieferung und Montage des vollständigen Windkanals in Hinterzarten. Mit einer Kapazität von bis zu 310 000 m³/h ist er in der Lage, vor Ort einen Luftstrom zu generieren, der den Skisprung realistisch simuliert. Der Start des Trainings mit dem Flugsimulator steht in den kommenden Monaten bevor.
Fehrenbacher zeigt sich mit dem Ergebnis zufrieden: „Wir von Helios Ventilatoren sind sehr stolz darauf, zusammen mit dem Olympiastützpunkt Freiburg, dem Bundesstützpunkt Hinterzarten und den weiteren Beteiligten diese außergewöhnliche Idee erfolgreich in die Tat umgesetzt zu haben. So wurden für die Athleten optimale Bedingungen geschaffen, um ihre Kunst noch weiter zu perfektionieren.“ ■
Quelle: Helios Ventilatoren / fl