Das vor 100 Tagen novellierte und erweiterte BAFA-Förderprogramm für den Heizungstausch (Marktanreizprogramm) ist bei den Adressaten noch weitestgehend unbekannt – obwohl die Zuschüsse auf bis zu 35 % der Investitionskosten stark erhöht worden sind und für den Ausbau einer Öl-Heizung zusätzlich eine Austauschprämie von 10 % gewährt wird. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag von Zukunft Erdgas:
Rund 66 % der im Rahmen des „Modernisierungs-Monitors“ befragten Hauseigentümer gaben an, bisher mit keinen Informationen zu der staatlichen Förderung in Berührung gekommen zu sein. „Die Bundesregierung nimmt viel Geld in die Hand, um den Wechsel zu CO2-armen Heiztechnologien anzureizen. Aber ein Fördertopf, den kaum einer kennt, kann auch keine Wirkung entfalten“, betont Dr. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Erdgas.
Außerdem sei das Interesse an einer Heizungsmodernisierung in naher Zukunft unter Hauseigentümern noch gering. 9 von 10 Befragten gaben an, ihre Heizung im nächsten halben Jahr nicht wechseln zu wollen (die Umfrage lief vor dem Coronavirus-Shutdown zwischen dem 11. und dem 14. März 2020). Im Jahr 2019 wurden nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) rund 580.000 Anlagen modernisiert. Um die Klimaziele des Wärmemarktes zu erreichen, ist laut BDH eine Verdopplung auf rund 1 Mio. Anlagen pro Jahr nötig.
Anmerkung der Redaktion: Würden tatsächlich 10 % der Hauseigentümer im nächsten (oder einem anderen) halben Jahr ihre Heizung wechseln wollen, hätte die Branche wohl ein Kapazitätsproblem. In Deutschland gibt es nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) rund 19 Mio. Öl- und Gas-Heizkessel, davon sind 12 Mio. „unzureichend effizient“. 10 % davon wären 1,2 Mio. Heizungssysteme, aus dem Neubau sind im Gesamtjahr 2020 etwa 150.000 Systeme zu erwarten, dazu würden noch die ungeplanten Modernisierungen irreparabler Schäden kommen. 2019 wurden in Deutschland 748.000 zentrale Wärmeerzeuger verkauft.
Laut Zukunft Erdgas bietet „insbesondere der Wechsel von alten Öl- zu modernen Gas-Heizungen großes Einsparpotenzial“. Zum Erreichen der Klimaschutzziele im Wärmemarkt ist das eine gute, aber nicht die effektivste Option. Aber es kommt stets sehr auf den Einzelfall an. Fakt ist allerdings, dass der Weiterbetrieb einer veralteten (Öl-)Heizung in der Regel die finanziell schlechteste Variante ist: Neue Heizung kann Kosten sofort senken. Eine Förderung für eine neue Gas-Heizung über das Marktanreizprogramm ist allerdings nur möglich, wenn diese sofort oder verbindlich innerhalb von zwei Jahren nach Inbetriebnahme mit einer solarthermischen Anlage, einer Wärmepumpe oder einer Biomasse-Heizung kombiniert wird.
Das Meinungsforschungsunternehmen Civey hat im Auftrag von Zukunft Erdgas 2500 Personen zwischen dem 11. und dem 14. März 2020 befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für Hauseigentümer in Deutschland. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse liegt bei 3,3 %. ■