Ein in Osnabrück realisiertes Projekt zeigt, dass sich Mieterstrom auch bei anspruchsvollen Bedingungen in einem Reihenhaus-Ensemble wirtschaftlich realisieren lässt. Stromerzeuger sind hier eine neue Photovoltaik-Anlage mit 108 Modulen (47,52 kWp) und zwei Bestandsanlagen.
Eine der beiden älteren Anlagen mit 10 kWp bleibt bis 2027 Volleinspeiser, die andere mit 5,6 kWp wurde bereits in das Mieterstrommodell integriert. Ein Stromspeicher mit einer Kapazität von 25,6 kWh optimiert die Eigenstromnutzung. Realisiert wurde die Anlage von Solarstrom12, Kral Elektrobau und metergrid mit dem Ziel, den Eigenverbrauch zu maximieren. Dafür wurden auch die alten Ferraris-Zähler zur exakten Verbrauchserfassung durch moderne Unterzähler und ein Lobaro-Gateway ersetzt.
Zentraler Reststromeinkauf
Nicht nur technisch ist die Integration bestehender Anlagen anspruchsvoll. Für die vertragliche Integration in das Mieterstrommodell konnte metergrid die Eigentümergemeinschaft mit dem notwendigen Fachwissen, Vertragsvorlagen und der Abrechnungssoftware sowie bei der Anmeldung des Mieterstromzuschlags beim Netzbetreiber und der Steuerbefreiung des verkauften Mieterstroms bei der Zollbehörde unterstützen.
Bereits kurz nach der Inbetriebnahme zeigen sich die ersten positiven Ergebnisse: Der zentrale Reststromeinkauf senkt die Fixkosten erheblich, und der Mieterstromzuschlag hilft, Verwaltungskosten zu decken. Die Betreiber erwarten, dass zukünftig rund 70 % des Stroms aus der Solarstromanlage kommen werden.
Blick in die Zukunft
Das Projekt sieht weitere Optimierungen vor: Die letzte Bestandsanlage soll nach dem Auslaufen der EEG-Vergütung 2027 in das Mieterstrommodell integriert werden, und zwei Elektroautos sollen den Eigenverbrauch weiter steigern. Das realisierte Projekt bzw. das umgesetzte Modell kann eine Blaupause für weitere Projekte sein, denn die Ausgangssituation ist vielerorts ähnlich vorzufinden: Ein Reihenhaus-Ensemble Baujahr 1997 mit zehn Parteien, ein abgewinkeltes Satteldach mit Nord/Süd- und Ost/West-Ausrichtungen. Interessant ist auch die Projektlaufzeit: Der erste Kundenkontakt war im Dezember 2023, die technische Inbetriebnahme erfolgte am 20. August 2024.
Die bestehenden Zählerschränke konnten beibehalten werden. Ein Summen- und ein Erzeugungszähler wurden neu vom Netzbetreiber bereitgestellt. Zur Verbrauchserfassung wurden insgesamt zwölf 3-Punktzähler (zehn für die Wohneinheiten, einer für die allgemeine Außenbeleuchtung und einer für die Erzeugung) und zwei Optokoppler für die Wandlerzähler installiert.
Solidarisches Abrechnungsmodell
Nach der Inbetriebnahme wurde von metergrid das Abrechnungsportal für eine transparente und einfache Abrechnung konfiguriert. Die Eigentümergemeinschaft entschied sich für ein solidarisches Abrechnungsmodell, bei dem alle Bewohner von einem hohen Eigenverbrauchsanteil profitieren. Der individuelle Stromverbrauch wird in zwei Tarife aufgeteilt: Günstiger Eigenstrom aus der PV-Anlage und zusätzlicher Reststrom aus dem Netz. Das Modell sorgt dafür, dass die Bewohner motiviert sind, den selbst produzierten Strom möglichst effektiv zu nutzen, während gleichzeitig faire Bedingungen für alle geschaffen werden, auch für jene, die tagsüber weniger Strom verbrauchen können.