Der Fitnesspark Delmenhorst setzt voll auf Sonne: Die Betreiber haben die große Dachfläche des neu errichteten Gebäudes für die Aufstellung von Röhrenkollektoren genutzt. Die solare Wärme setzt das Fitnessstudio zur Beheizung der Räume, die Trinkwassererwärmung und im Sommer für die Klimatisierung ein.
Kompakt zusammengefasst
■ Der Fitnesspark Delmenhorst zeigt, dass sich Solarthermie auch für die Versorgung großer Gewerbeimmobilien bestens eignet. Gerade bei Gebäuden mit hohem Wärme- und Warmwasserbedarf ist die solare Wärmeerzeugung eine der effizientesten Arten der Wärmebereitstellung.
■ Kombiniert mit einer thermisch angetriebenen Kälteerzeugung kann die Nutzung von Sonnenwärme gegenüber einer konventionellen Klimaanlage zur Raumkühlung große Mengen an Strom einsparen. Neben günstigen Betriebskosten zahlt sich die regenerative Energieerzeugung auch als Imagefaktor aus.
Wer den Fitnesspark Delmenhorst betritt, wird sofort auf die klimafreundliche Energieversorgung hingewiesen: Direkt am Eingang befindet sich eine digitale Anzeige (Bild 2), die über die aktuelle Produktion, die produzierte Gesamtmenge und auch die dadurch vermiedenen CO2-Emissionen informiert.
Rund 60 000 kWh Wärme haben die Solarkollektoren auf dem Gebäudedach bereits produziert. Im Vergleich zu einer konventionellen Wärmeerzeugung hat das mehr als 18 t an CO2-Emissionen vermieden.
„Der Sinn für die Umwelt wird von den Betreibern großgeschrieben“, erklärt Jens Claußen, Geschäftsführer der Neunaber & Claußen GmbH, die alle Arbeiten rund um Heizung, Lüftung und Sanitär aus einer Hand lieferte und dabei auch die Solarthermie-Anlage installierte. „Generell passte die solare Wärmeerzeugung sehr gut in das Energiekonzept und gewährleistet gleichzeitig günstige Betriebskosten.“
Hoher Wärmebedarf
Denn der Energiehunger des Fitnessparks ist groß – allein schon durch seine Dimensionen: Auf 4500 m2 Fläche bietet er den Mitgliedern ein breites Angebot vom Kraft- und Cardio-Training bis hin zu einem Kursprogramm mit 39 verschiedenen Angeboten pro Woche. 32 Trainer betreuen die Sportler, die nach dem ausgiebigen Training unter anderem auch in dem integrierten Saunabereich entspannen können.
So ist es nicht verwunderlich, dass der Heizwärmebedarf bei 120 000 kWh/a liegt. Die Trinkwassererwärmung ist mit rund 75 000 kWh/a veranschlagt, die sommerliche Kühlung benötigt rund 70 000 kWhth/a. „Die Wärme aus der Solarthermie-Anlage wird in allen Bereichen eingesetzt“, erläutert Claußen: „Für die Heizung, die Trinkwassererwärmung für die Duschen, die Sanitärräume und den Saunabereich sowie die Kühlung.“
Solarthermie im Großformat
Um einen möglichst hohen Anteil der benötigten Energie klimafreundlich selbst zu produzieren, musste auch die Solarthermie-Anlage eine Nummer größer sein. Auf dem Gebäudedach wurden 227 m2 Kollektorfläche installiert (Bild 1). Damit hat die Anlage eine Leistung von bis zu 150 kW.
Die Planer entschieden sich dabei für die CPC-Röhrenkollektoren von Paradigma. Sie erzielen durch ihren Aufbau mit verhältnismäßig geringem Platzbedarf einen sehr hohen Ertrag: Die Vakuumröhren sind über einem CPC-Spiegel platziert. Der Spiegel lenkt die einfallenden Sonnenstrahlen immer genau in das Zentrum der Vakuumröhre. Selbst dann, wenn nur wenig oder diffuses Sonnenlicht vorhanden ist.
Der Clou: In der Röhre befindet als Wärmeträger reines Wasser. Es heizt sich in den Solarkollektoren auf und wird dann im „Eimerprinzip“ in einem Schwall gegen kühles Wasser ausgetauscht, sobald eine bestimmte Temperatur erreicht wird. Mit dem heißen Wasser werden so zwei 5500-l-Pufferspeicher ohne Zwischenkreis und Temperaturverlust beladen. Von hier aus steht es dann für Heizung, Trinkwassererwärmung und Kühlung zur Verfügung (Bild 3).
Claußen: „Damit ist das Studio in puncto Energieeffizienz und Umweltbewusstsein auf dem neuesten Stand. Das gesamte System arbeitet dank der Solarthermie annähernd CO2-frei.“
Kühle Räume durch die Sonne
Auch wenn es natürlich gewollt ist, dass die Mitglieder des Fitnessparks bei ihrem Training ins Schwitzen kommen, kann es an heißen Sommertagen in den Innenräumen durch den Wärmeeintrag über die Fenster und innere Lasten schnell zu warm werden. Eine Raumklimatisierung war deshalb bei der technischen Gebäudeausstattung unverzichtbar (Bild 4).
Claußen: „Mit der erzeugten Solarwärme kann über die eingesetzte Absorptionskältemaschine gekühlt werden. Zumeist werden hierfür strombetriebene Klimaanlagen verwendet. Hier läuft alles über die solarthermische Anlage. Das wird sich deutlich mit niedrigen Betriebskosten bemerkbar machen. Und der Nutzungsgrad der Solarthermie-Anlage wird erhöht, denn der größte Kühlbedarf fällt im Sommer genau in die Zeit, in der die Anlage die meiste Wärme produziert, jedoch der Wärmebedarf für die Raumheizung bis auf null sinkt.“
Spitzenlast-Heizkessel für Wintertage
Über das Jahr hinweg können die Solarkollektoren rund 68 % der benötigten Wärme nahezu CO2-neutral zur Verfügung stellen. Denn mit ihrer hohen Effizienz erzielen sie bereits bei sehr geringer Sonnenintensität eine große Energiemenge mit der erforderlichen Temperatur.
Um in den dunkelsten Wintermonaten die dennoch entstehende Wärmelücke zu schließen und jederzeit warme Studioräume und warmes Wasser zu garantieren, wurden für Spitzenlasten zwei Erdgas-Brennwertheizkessel (Bild 6) mit jeweils 85 kW Leistung installiert.
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