Für 2020 meldet die Bauwirtschaft ein Umsatzwachstum von 2,5 % gegenüber dem Vorjahr. Für 2021 erwartet die Bundesvereinigung Bauwirtschaft ein Umsatzplus von 1 %.
Marcus Nachbauer, Vorsitzender der Bundesvereinigung Bauwirtschaft: „Wir blicken auf ein kompliziertes Jahr 2020 zurück, das uns immerhin noch ein Umsatzwachstum von 2,5 % gebracht hat. Allerdings ist das Jahr bei unseren Mitgliedern sehr unterschiedlich verlaufen. Auch für 2021 erwarten wir nur ein geringfügiges Wachstum von 1,3 %. Unsere rund 370 000 Mitgliedsbetriebe würden dann 368,2 Mrd. Euro Umsatz erwirtschaften.“
Das verhaltene Umsatzwachstum 2020 spiegelt sich auch bei der Beschäftigtenentwicklung wider. Insgesamt hat die Bauwirtschaft ihren Beschäftigtenstand bei 3,4 Mio. halten können, mit leichten Zugewinnen im Bauhauptgewerbe (+ 1,2 %) und bei der Gebäudetechnik (+ 0,2 %) sowie mit einem leichten Verlust im Ausbaubereich (− 0,6 %).
Bauhauptgewerbe profitiert vom Wohnungsneubau
Der Bereich Bauhauptgewerbe war stark von der guten Entwicklung im Wohnungsneubau geprägt. Insgesamt haben die Betriebe hier im vergangenen Jahr 128,4 Mrd. Euro erwirtschaftet, was einem Plus von 4,9 % entspricht. Für das laufende Jahr erwarten sie einen Umsatz von fast 130 Mrd. Euro, was dann nur noch + 0,7 % ausmacht. Auch die Zahl der Beschäftigten dürfte mit 0,4 % nur marginal auf 880 000 Menschen steigen. Die Wachstumsdynamik lässt hier erkennbar nach.
Nachbauer begründete die weniger dynamische Entwicklung zum einen mit Vorzieheffekten im Wohnungsbau aus dem vergangenen Jahr, zum anderen mit weiterhin schwachen Impulsen im Wirtschaftsbau. „Die Investitionsneigung in den betroffenen Wirtschaftsbereichen wird sich, auch angesichts des weiter verlängerten Lockdowns, nur langsam erholen. Im Wohnungsbau rechnen wir für 2020 und 2021 jeweils mit ca. 300 000 fertiggestellten Wohneinheiten.“
Ausbau mit leichtem Umsatzrückgang
Der Ausbau-Bereich konnte in der Umsatzentwicklung 2020 nicht an die Vorjahresdynamik anknüpfen. Die verminderte Nachfrage von Industrie und Dienstleistung hatte hier per Saldo eine größere Auswirkung. Die Ausbausparte erreichte deshalb einen Umsatz von ca. 94,5 Mrd. Euro, was − 0,5 % entspricht. Die Aussichten für 2021 bleiben ebenfalls verhalten. „Wir rechnen mit einem leichten Umsatzplus von 1 % auf 95,5 Mrd. Euro. Die Zahl der Beschäftigten stagniert bei 877 000“, so Nachbauer.
Positive Entwicklung bei TGA-Privatkunden und -Wohnungsbau
Eine heterogene Entwicklung verzeichnete die Sparte Gebäudetechnik in 2020. Während die dienstleistungs- und industrienahen Gewerke wie die Gebäudereiniger und das Schilder- und Reklamehandwerk deutliche Umsatzeinbrüche verspürten, berichten die Verbände ausbaunaher Gewerke, deren Schwerpunkt der Privatkunde und der Wohnungsbau sind, wie der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) und das Elektrohandwerk (ZVEH), von einer positiven Geschäftsentwicklung.
Trotz dieses Hintergrunds erreichte der Umsatz in dieser Sparte in 2020 mit 140,6 Mrd. Euro immerhin noch ein Plus von 2,4 %. „Für 2021 rechnen wir mit einem Wachstum von gut 2 %. Die Hoffnung beruht darauf, dass die Industrie- und Dienstleistungsbereiche wieder verstärkt wachsen werden. Die Zahl der Beschäftigten liegt in 2020 und 2021 bei 1,64 Mio. Menschen und damit nur leicht über dem Niveau von 2019. Der Bereich Gebäudetechnik steht für fast 50 % der Arbeitsplätze, die unser Verband repräsentiert“, erläutert Nachbauer die Konjunkturaussicht.
Laut ZVSHK gibt es bei den SHK-Betrieben zum Jahresbeginn 2021 eine positive Grundstimmung, die allerdings erkennbar unter Vorjahresniveau bleibe. Die Innungsbetriebe verfügen über eine stabile Auftragsreichweite von 11,6 Wochen. Die Nachfrageentwicklung wird durch die Modernisierung von Bädern und Heizungen sowie durch den Kundendienst getragen. Es sei jedoch kein bemerkenswerter Beschäftigungsaufbau zu beobachten. Die Zahl der Arbeitsplätze werde bei fast 380 000 gehalten werden. Für 2021 wird mit einem Umsatz bei 50 Mrd. Euro gerechnet, was ein Plus von 3 % bedeutet. Das Wachstum reicht damit fast an die Entwicklung in 2020 heran.
Gut durch das Corona-Jahr 2020 gekommen
Nachbauer betonte ausdrücklich, dass die Bauwirtschaft insgesamt gut durch das Corona-Jahr 2020 gekommen ist. „Die Branche hat sich größtenteils als robust und als wichtige Stütze der Gesamtkonjunktur erwiesen.“
Gleichzeitig forderte Nachbauer die Politik aber auch auf, die Investitionslinien auf allen staatlichen Ebenen hoch zu halten. Da 60 % der öffentlichen Bauinvestitionen von Städten und Gemeinden getätigt würden, sei hier eine Anhebung und Verstetigung der Investitionsbudgets besonders wichtig.
Darüber hinaus appellierte Nachbauer an die öffentliche Hand, „ihre Aufgabe und Verantwortung als Bauherr wahrzunehmen. Hier braucht es ausreichende Kapazitäten und eine moderne digitale Infrastruktur.“ ■
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