Die Studie Implementierung des EU-HFKW-Phase-down in Deutschland – Realitätscheck und Projektion im Auftrag des Umweltbundesamtes zeigt, dass die Umstellung auf alternative klimafreundliche Kältemittel in Deutschland nicht schnell genug erfolgt, um die Vorgaben der F-Gase-Verordnung (EU 517/2014) einzuhalten.
Der überwiegende Teil der aktuell verwendeten klimaschädlichen Kältemittel soll gemäß F-Gase-Phase-down der EU-Verordnung schrittweise bis 2030 durch klimafreundliche Alternativen ersetzt werden. Das sind beispielsweise natürliche Kältemittel wie Propan, Kohlendioxid und Ammoniak, aber auch Wasser und Luft sind in bestimmten Anwendungen als Kältemittel einsetzbar.
Umsetzungsstand in Deutschland: Rück- und Ausblick
Die Studie erhob zunächst den derzeitigen Stand der verwendeten Mengen an teilfluorierten Kohlenwasserstoffen (HFKW) in 28 Anwendungsbereichen der Kälte-Klima-Branche in Deutschland. Demnach wurden im Referenzzeitraum der F-Gase-Verordnung 2009 bis 2012 jährlich durchschnittlich 18,8 Mio. t CO2-Äquivalente an HFKW als Kältemittel eingesetzt.
Davon entfielen im Schnitt 45 % auf mobile Klimaanlagen insbesondere in Pkw; 25 % wurden in der Gewerbekälte und 15 % in der Industriekälte verwendet; 9 % kamen in stationären Klimaanwendungen und 6 % in der Transportkälte zum Einsatz. Diese Referenzmengen stellen zugleich die anteiligen Höchstmengen für 2015 dar.
Die Reduktionsschritte des F-Gase-Phase-down wurden auf diese Ausgangsmengen von 2015 bezogen, um für Deutschland die hypothetischen Höchstmengen der Folgejahre zu berechnen. Das Quotensystem der Verordnung ist so gestaltet, dass keine Zuteilung an EU-Mitgliedsstaaten oder Sektoren erfolgt. Die F-Gase-Verordnung reguliert dagegen die Mengen an HFKW, die hergestellt und in den europäischen Markt eingebracht werden.
In den ersten beiden Jahren der Reduzierung unterschritt Deutschland die durch das Modell zugerechnete verfügbare Höchstmenge an HFKW um 1 % (2016) und 13 % (2017). Seit 2018 stehen dem europäischen Markt 63 % der Referenzmenge an HFKW zur Verfügung.
Gemäß den in der Studie durchgeführten Projektionen überstiegen die in Deutschland als Kältemittel verwendeten HFKW-Mengen diese Höchstmenge 2018 um 13 % und 2019 um 2 %. In 2020 wird die Vorgabe wieder erreicht werden. Für die nächsten Reduzierungsstufen 2021 und 2024 sagt das Modell jedoch weitere Überschreitungen vorher.
Unterschiede in Sektoren und Anwendungen
Dabei stellt sich die Situation in den einzelnen Sektoren und Anwendungen sehr unterschiedlich dar. Während die Verwendungsmengen in der Industriekälte durchgehend und in mobilen Klimaanlagen ab 2019 unter den Grenzwerten liegen, werden die Höchstmengen in den Anwendungen der stationären Klimatisierung, zu denen auch die Hauswärmepumpen gehören, über den gesamten Zeitraum um bis zu 60 % überschritten.
2030 wird in diesem Sektor noch das Doppelte der Höchstmenge benötigt, da für diese Anwendungen ein großes Marktwachstum angenommen wird und gleichzeitig Alternativen mit niedrigem Treibhauspotenzial fehlen oder nicht ausreichend verwendet werden.
In der Gewerbe- und der Transportkälte findet zwar eine kontinuierliche Absenkung der Verwendungsmengen statt, jedoch geschieht dies nicht schnell genug, so dass die Vorgaben nur zeitverzögert erreicht werden. Erst ab 2025 beziehungsweise 2029 werden die Grenzwerte dauerhaft eingehalten.
Natürliche Kältemittel noch nicht im Gebäudesektor angekommen
Die Analyse macht zudem deutlich, dass natürliche Kältemittel bisher sehr unterschiedlich über die verschiedenen Anwendungsbereiche eingesetzt werden. Während sich im Lebensmitteleinzelhandel natürliche Kältemittel als Alternativen durchsetzen, ist in der Gebäudeklimatisierung momentan keine Veränderung zu erkennen.
Neben umfassenden Informationsaktivitäten sind laut der Studie und des Umweltbundesamts Forschung und eine konsequente Weiterentwicklung der Technologien sowie angepasste technische Standards gefragt, um die Weichen in Richtung natürliche Kältemittel zu stellen. ■
Siehe auch:
● 2019 große Mengen Kältemittel illegal in EU importiert
● Potenzieller Treibhauseffekt von Kältemitteln sinkt deutlich