Die bayerischen Ingenieurbüros blicken Anfang 2023 deutlich pessimistischer in die Zukunft als noch im Vorjahr. Das ergab die aktuelle Konjunkturumfrage der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, die jährlich im Frühjahr durchgeführt wird.
Nur noch 64,3 % der bayerischen Ingenieurbüros schätzen ihre aktuelle Geschäftslage positiv ein. Das entspricht einer Verschlechterung um 14 Prozentpunkte gegenüber 2022. Für das Jahr 2023 rechnen nur noch 13,9 % der bayerischen Ingenieurbüros mit einer Steigerung des Auftragsvolumens. 27,4 % gehen hingegen von einer sinkenden Zahl an Aufträgen bis Jahresende aus.
Mit 55,3 % geben mehr als die Hälfte der bayerischen Ingenieurbüros an, dass sich die aktuellen Krisen wie der Krieg in der Ukraine oder die Coronavirus-Pandemie negativ auf die wirtschaftliche Situation ihres Büros ausgewirkt haben. Die Konjunkturumfrage wurde im Zeitraum 3. März bis 10. April 2023 unter den über 7500 Mitgliedern der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau durchgeführt. Darunter sind 4316 Inhaber von Ingenieurbüros und freiberuflich sowie gewerblich tätige Ingenieure. An der Konjunkturumfrage haben insgesamt 669 Inhaber von Ingenieurbüros und Ingenieure teilgenommen (Rücklaufquote 15,5 %).
Das größte Problem sind gestörte Projektabläufe
Auf die Frage, welche Faktoren die wirtschaftliche Situation ihres Unternehmens maßgeblich beeinflusst haben, nennen 54 % gestörte Projektabläufe aufgrund aktueller Krisen an vorderster Stelle. Lieferengpässe und Preissteigerungen folgen mit 48,2 % dicht dahinter.
Ein großes Problem ist auch die schwierige personelle Ausstattung der Branche. 41,2 % geben den Ingenieurmangel der Büros und 39,6 % einen Mangel an technischen Fachkräften und Bauzeichner/innen als kritischen Punkt an. Weiteren 36,2 % der befragten Büros machen Auftragsrückgänge, Stornierungen und Ausschreibungsengpässe Sorgen, 30,9 % die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie.
Als weitere Einflussgrößen auf ihre wirtschaftliche Situation geben 29,8 % den Wegfall der verbindlichen Mindest- und Höchstsätze gemäß der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) an und 11 % die Einführung digitaler Planungsmethoden wie BIM.
Einstiegsgehälter deutlich gestiegen
Die Einstiegsgehälter für Bachelor- und Masterabsolventen sind in Folge des Fachkräftemangels gegenüber 2022 deutlich gestiegen. 52 % der Büros zahlen Berufseinsteiger/innen inzwischen ein Bruttojahresgehalt über 45 000 Euro, 38 % der Büros zwischen 40 000 und 45 000 Euro und nur noch 10 % unter 40 000 Euro. 54,5 % der befragten Ingenieurbüros haben derzeit offene Stellen und 64,1 % haben Schwierigkeiten, Stellen mit qualifiziertem Personal zu besetzen.
Zur detaillierten Auswertung der Konjunkturumfrage 2023 der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. ■
Quelle: Bayerischen Ingenieurekammer-Bau / jv
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