Die Möglichkeiten von KNX-Systemen für die Gebäudenutzung sind vielfältig. Die grünen BUS-Leitungen sind jedoch selten „auf Vorrat“ verlegt. Das ist nun kein Grund mehr, auf die Vorteile von KNX zu verzichten: Mit einem KNX-Funksystem ist das Upgrade ohne größeren Aufwand möglich.
Der Artikel kompakt zusammengefasst
■ Mit Funk-KNX werden zwei Hürden beseitigt: Der große Aufwand ein bestehendes kabelgebundenes KNX-System zu erweitern bzw. es an geänderte Bedingungen anzupassen sowie der bauliche Aufwand ein kabelgebundenes KNX-System in bestehenden Gebäuden nachzurüsten.
■ KNX kann dadurch nun einen seiner größten Vorteile richtig ausspielen: Als herstellerunabhängiges System eine langfristige Nutzung und Anpassung an neue Bedürfnisse im Wettbewerb sicherstellen. Der beste Beleg hierfür ist die Erweiterung um Funk-KNX.
Was kann man tun, wenn zwar kabelgebundene KNX-Systeme in Wohn- oder Gewerbegebäuden vorhanden sind, diese aber nicht mehr der aktuellen Nutzung der Räume entsprechen oder um zusätzliche Komponenten aufgerüstet werden sollen?
Bisher bedeutete dies, nicht allzu viel tun zu können oder einen wahnsinnigen Aufwand zu betreiben, denn die Installation von BUS-Leitungen bringt jede Menge Arbeit und Kosten mit sich.
Wenn man nun aber auf die Leitungen verzichtet und die Signale einfach „durch die Luft“ schickt, wird die nachträgliche Installation plötzlich interessant. So lässt sich auch ein KNX-basiertes Smart-Home-System in Bestandsimmobilien einfach nachrüsten.
Geringer Montageaufwand
Die Installation des Funksystems ist vom Montageaufwand her überschaubar. Auf umfangreiche bauliche Maßnahmen kann in den meisten Fällen verzichtet werden. Man kann jedoch sehr verschiedene Situationen und bauliche Gegebenheiten in den Bestandsbauten vorfinden, die einen Einfluss auf die Gestaltung und die Möglichkeiten des Funksystems haben.
Ein erster Blick gilt der Einbautiefe der Gerätedosen. Die Unterputz-Funkaktoren werden in den Gerätedosen installiert, doch dort ist nicht immer genug Platz. Die normale Einbautiefe von Gerätedosen beträgt rund 46 mm, ein Aktor benötigt jedoch eine 66-mm-Gerätedose. Deshalb müssen gegebenenfalls die UP-Dosen vor der Installation der Aktoren ausgetauscht werden.
Einfach ist der Austausch bei Hohlwanddosen, die im Standard 49 mm tief sind. Hier gibt es eine Variante mit 62 mm. Der Austausch ist aufgrund der Trockenbauweise der Wände schnell, sauber und unproblematisch machbar. Möglich wäre es auch, Elektronikdosen einzubauen, deren kleiner Installationskasten unterhalb der Dose Platz für die Bauteile bietet.
KNX-Bestand ergänzen – der Medienkoppler macht es möglich
Mit dem KNX-Funksystem lassen sich bestehende KNX-Installationen schnell ergänzen. Ist zum Beispiel ein Anbau an ein Einfamilienhaus geplant oder ein Ausbau des Dachgeschosses, müssen die Bewohner in diesen neuen Räumen nicht auf die Annehmlichkeiten eines Smart Homes verzichten.
Denkbar ist ebenso eine Erweiterung oder Umnutzung in einem Bürogebäude: Was gestern noch Besprechungsraum war, wird morgen schon ein Büro für mehrere Personen. Somit ändern sich die Ansprüche an den Raum und die zusätzliche technische Ausstattung kann per Funk realisiert werden.
Um an ein bestehendes kabelgebundenes Netzwerk per Funk anzudocken, kommt ein Medienkoppler zum Einsatz, der sowohl über die BUS-Leitung als auch per Funk kommunizieren kann und entsprechende Telegramme vom einen ins andere System weiterleitet (Bild 3). Dabei verbindet der Medienkoppler kabelgebundene mit Funk(RF)-Komponenten. Die aktuelle Firmware des Medienkopplers unterstützt die Segmentierung von Linien in der ETS 6 und ermöglicht so die einfache Nachrüstung bestehender Systeme mit RF-Komponenten. UP-RF-Aktoren von Theben sind unsichtbar in UP-Dosen installierbar und lassen sich mit jedem bekannten Schaltersystem kombinieren. Mittels KNX Data Secure bieten alle KNX-Unterputz-Funk-Aktoren von Theben zudem eine verschlüsselte, manipulationssichere Kommunikation.
Die Wahl der Platzierung des Medienkopplers ist entscheidend für die Funktionsfähigkeit des Systems und die Erreichbarkeit der Aktoren. Es ist deshalb zwingend nötig, die räumliche Anordnung der Geräte zu kennen und die Funktion „Retransmitter“ gezielt einzusetzen. Auch der Medienkoppler kann als Retransmitter parametriert werden. Dies kann sinnvoll sein, wenn der Medienkoppler zentral platziert ist und RF-Geräte Telegramme von anderen Geräten, die auf der gegenüberliegenden Seite des Medienkopplers platziert sind, empfangen müssen.
Lebensdauer und Unabhängigkeit
Über die Lebensdauer von KNX-Funksystemen lässt sich nicht viel anderes sagen als über alle anderen technischen Geräte auch. Wo große Lasten geschaltet werden, zum Beispiel bei Jalousiesteuerungen, tritt auch ein gewisser Verschleiß oder Abbrand in den Kontakten auf – jedoch nicht mehr oder weniger als bei allen anderen elektronischen Bauteilen für Hausgeräte auch. Es gibt also kein „Ablaufdatum“ für die Installation, doch es kann nach jahrelanger Nutzung dazu kommen, dass einzelne Komponenten getauscht werden müssen.
Was jedoch viel entscheidender für Nutzer von Smart-Home-Systemen auf KNX-Basis ist: Diese sind herstellerunabhängig und stehen somit im Gegensatz zu proprietären Systemen, die davon abhängen, dass der Hersteller auch weiterhin Support liefert. In den letzten Jahren zeigte sich mehrfach, dass dies leider nicht immer der Fall ist.
Die KNX-Funktechnologie hat gegenüber diesen Systemen einen großen Vorteil: Unabhängig vom Hersteller sind alle Bauteile miteinander kompatibel. Daraus folgt eine hohe Investitionssicherheit für den Kunden. Für den Installateur oder Integrator bedeutet diese Unabhängigkeit die freie Wahl der „Lieblingsprodukte“. So kann man für die Funktionen Dimmen ein Produkt vom Hersteller X wählen, während für die Heizungsfunktion vielleicht mit einem anderen Hersteller gute Erfahrungen gemacht wurden. So können die aus seiner Sicht besten Produkte gewählt werden. Dieses Prinzip fördert auch den Wettbewerb und damit Innovationen.
Smarter Start mit Smart Start
Und was macht man, wenn gar keine BUS-Installation in einem Gebäude vorhanden ist? Selbst dann ist es möglich, von der KNX-Funktechnologie zu profitieren. Theben bietet mit Luxorliving (Markenschreibweise: LUXORliving) Smart Start in diesem Fall ein Smart-Home-System auf Funkbasis an, das ohne ETS konfiguriert wird und sich perfekt für die Nachrüstung eignet.
Die Steuerungsaufgaben übernimmt die Systemzentrale IP-RF (Bild 4). Schalten, Dimmen und Jalousiesteuerung werden von kompakten RF-Taster-Aktor-Modulen erledigt, die in der Schalterdose installiert werden. Der größte Vorteil des Systems liegt klar auf der Hand: Mit äußerst überschaubarem Installationsaufwand kann man nun eine smarte Lösung auch in kleinen Einheiten installieren.
Ein Beispiel: Der Wohnbereich wird modernisiert und künftig möchte der Kunde die Jalousien oder Rollläden nicht mehr per Kurbel manuell betätigen, sondern über einen Elektroantrieb. Oder etwas größer gedacht: Der Kunde hat eine Eigentumswohnung gekauft und möchte diese nun mit smarten Funktionen ausstatten: Auch das ist mit Luxorliving Smart Start problemlos möglich. www.luxorliving.de
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