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Kontrollierte Wohnungslüftung

Wärmerückgewinnung entlastet das Stromnetz

Beitrag der Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung (WRG) zur Energieversorgung von Gebäuden (links: ohne WRG; Mitte: mit WRG: rechts: mit WRG und Photovoltaik).

Bundesverband für Wohnungslüftung VfW

Beitrag der Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung (WRG) zur Energieversorgung von Gebäuden (links: ohne WRG; Mitte: mit WRG: rechts: mit WRG und Photovoltaik).

Das Institut für Technische Gebäudeausrüstung ITG hat in einer Äquivalenzstudie die kontrollierte Wohnungslüftung untersucht und dabei ein beachtliches Potenzial für die Energiewende außerhalb der Gebäude identifiziert.

Kompakt zusammengefasst
Werden Wohngebäude mit Lüftungssystemen mit Wärmerückgewinnung ausgestattet, kann die Heizlast erheblich gesenkt werden. Dies gilt insbesondere für energieeffiziente Gebäude mit einer hohen Luftdichtheit.
■ Bei der Kombination Wärmepumpe und Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung ergibt sich auch eine relevante Reduktion der für eine Wärmepumpe einzuplanenden Nettokraftwerksleistung.
■ Der VfW fordert, die ventilatorgestützte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung künftig als Schlüsseltechnologie für die Energiewende anzuerkennen.
 

Systeme zur Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung erreichen Wärmerückgewinnungsgrade von über 90 %. Aber wie schlagen sie sich im Vergleich zu oder in Kombination mit anderen energiesparenden Systemen, beispielsweise einer Heizungs-Wärmepumpe?

Genau dieser Frage ist das Institut für Technische Gebäudeausrüstung ITG in einer Auftragsarbeit für den Bundesverband für Wohnungslüftung VfW nachgegangen. Dabei kam es in der Äquivalenzstudie zu bemerkenswerten Leistungskennzahlen: So würde nach einer Berechnung des ITG bereits bei einer Ausstattung der Hälfte aller deutschen Wohngebäude mit Lüftungssystemen mit Wärmerückgewinnung die Heizlast in einer kalten Dunkelflaute um 4 bis 9,8 GWth sinken.

Bedenkt man, dass zurzeit noch gut zwei Drittel aller Wohngebäude ohne Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung neu gebaut werden und auch bei der Sanierung oft auf die Nachrüstung verzichtet wird, zeigt sich das große Potenzial, zu einem entscheidenden Einflussfaktor für die Energie- und Wärmewende in Deutschland zu werden.

Geringere Kraftwerksleistung

Zur Einordnung: Um bei einer mittleren gleichzeitigen Leistungsaufnahme von 3 kWel pro Wärmepumpe 6 Mio. Wärmepumpen im Jahr 2030 mit elektrischer Energie zu versorgen, ist eine Nettokraftwerksleistung von 18,9 GW erforderlich. Da die Lüftungswärmeverluste in energieeffizienten Gebäuden dominant sind (siehe unten) und die elektrische Leistungsaufnahme der Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung im Vergleich zur zurückgewonnenen Wärme gering ist, ließe sich die Kraftwerksleistung für gut abgedichtete Gebäude mit einer Kombination Wärmepumpe und Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung erheblich verringern.

In der ITG-Studie wurde für die ventilatorgestützte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung eine direkt mit dem Kennwert von Wärmepumpen vergleichbare Leistungszahl der Wärmerückgewinnung berechnet. Für typische Verhältnisse in der Heizperiode (Außentemperatur − 10 bis 10 °C) und heute marktübliche Anlagentechnik (Wärmerückgewinnung 85 % und eine elektrische Leistungsaufnahme der Ventilatoren von 0,25 Wh/m3) liegt abhängig von der Außentemperatur die äquivalente Leistungszahl der Wärmerückgewinnung bei der Wohnraumlüftung bei ca. 11 bis 25, die Leistungszahl (COP) von Wärmepumpen variiert in der Heizsaison zwischen ca. 3 und 6 – ein bereits sehr gutes Verhältnis von eingesetzter elektrischer Energie zu erlangter Heizenergie.

Die höchsten äquivalenten Leistungszahlen der Wärmerückgewinnung werden dabei bei niedrigen Außentemperaturen erreicht, was sie zu einem herausragenden Komplementärsystem von Wärmepumpen macht. Obwohl für den Betrieb der Wohnungslüftung elektrische Arbeit aufgewendet werden muss, trägt ihre Wärmerückgewinnung in der kalten Jahreszeit durch die verringerte Leistungsaufnahme der Wärmepumpen zur Entlastung des Stromnetzes bei (gegenüber einer Wärmepumpe ohne Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung).

Kosteneinsparungen und mehr Komfort

Durch die ventilatorgestützte Lüftung mit Wärmerückgewinnung lassen sich auch relevante Kosteneinsparungen erzielen. Zum einen in puncto Heizenergie durch die signifikante Senkung der Lüftungswärmeverluste, die mit zunehmendem Dämmstandard heute bei energieeffizienten Gebäuden schon einen Anteil von etwa 50 % (und mehr) der gesamten Wärmeverluste ausmachen. Zum anderen verringert sich der Kostenaufwand für die Heizungstechnik – durch einen kleineren Wärmeerzeuger, kleinere Heizflächen und in geringem Umfang auch für die Wärmeverteilung.

Zudem gibt es eine Vielzahl weiterer Faktoren, welche für die ventilatorgestützte Wohnungslüftung sprechen, beispielsweise die Kombination mit Photovoltaik-Anlagen zur Eigenstromnutzung, die vorstehend aufgezeigte Entlastung der Stromnetze, die Vermeidung von CO2-Emissionen, eine Senkung der Warmmiete sowie die Bauschadensfreiheit. Aber auch weiche Faktoren, wie Komfort und eine hohe Raumluftqualität, sind wichtige Argumente für die ventilatorgestützte Wohnraumlüftung.

Schlüsseltechnologie für Energiewende

Die Studie kommt außerdem zu dem Ergebnis, dass es keine physikalisch begründeten Argumente gibt, die Wärmerückgewinnung mit Lüftungssystemen (Abwärmenutzung) gegenüber der Nutzung erneuerbarer Energie als „Möglichkeit 2. Klasse“ zu behandeln. In aller Regel werde die Wiedernutzung von Wärme, die sich bereits im Gebäude befindet, sogar mit Effizienzvorteilen gegenüber der Nutzung von erneuerbarer Energie aus der Umgebung verbunden sein.

Darum fordert der VfW, die ventilatorgestützte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung künftig als Schlüsseltechnologie für die Energiewende anzuerkennen, sie als erneuerbare Energie zu behandeln und ihr insgesamt einen entsprechenden Stellenwert im Gebäudeenergiegesetz (GEG) und in der Bundesförderung Effiziente Gebäude (BEG) einzuräumen.

Die Studie „Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung als nachhaltige Schlüsseltechnologie zur Erreichung der Klimaziele (COP-Äquivalenzstudie)“ steht als Kurzversion und als Zusammenfassung zur Verfügung.

www.wohnungslueftung-ev.de

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