Unterschiede zwischen Energiebedarf und Energieverbrauch eines Gebäudes sind schon länger bekannt. Ein Kurzgutachten des Umweltbundesamts beschreibt nun: Was sind die Ursachen dafür? Wie groß ist das Problem? Was lässt sich dagegen tun?
Zu Differenzen zwischen dem berechneten Energiebedarf und dem gemessenen Energieverbrauch eines Gebäudes kann es kommen, wenn die Bauausführung von der Planung abweicht, Berechnungsannahmen zur Betriebsweise der Gebäudetechnik idealisierend sind oder Randbedingungen und Annahmen das Nutzungsverhalten nicht abbilden. Eine höhere Raumtemperatur nach einer Sanierung ist ein typisches Beispiel für Rebound-Effekte.
Unterschiede zwischen Bedarf und Verbrauch sind kein Einzelfall: In der Literatur finden sich systematische Abweichungen. Bei ineffizienten Gebäuden wird der Energiebedarf um 10 bis 50 % überschätzt, in effizienten Gebäuden eher unterschätzt. Rechnungen haben gezeigt: Allein die vorgegebenen Randbedingungen zu Gebäudetechnik, Nutzungseinfluss und Standort können im Einzelfall bis zu ± 30 % ausmachen und sich in Kombination nochmals verstärken.
Realitätsnahe Bedarfsberechnungen sind jedoch eine Grundvoraussetzung dafür, dass Klimaschutz und Klimaschutzmaßnahmen akzeptiert werden. Für Politik und Normung empfiehlt es sich, realitätsnähere Randbedingungen in technische und rechtliche Regelwerke aufzunehmen. Bis dahin sollte bei der Energieberatung und der Planung von Gebäuden mit realitätsnahen Randbedingungen geplant und zusätzlich der formale Nachweis mit den vorgegebenen Randbedingungen geführt werden.
Download des Kurzgutachtens Realitätsnahe Berechnung des Energiebedarfs ■
Quelle: Umweltbundesamt / jv
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