Reinhard Quast, Präsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), rät Bauwilligen, das jetzige Preisniveau als das günstigste aller zukünftigen Tage zu erkennen.
„Noch sind die Auftragsbücher gefüllt, die Bau-Projekte wachsen, aber wegen der steigenden Preise und Zinsen gibt es eine verstärkte Unsicherheit bei der Auftragsvergabe. Die Preise für Baumaterialien werden noch weiter steigen.“ So die Einschätzung von Reinhard Quast, ZDB-Präsident und selbst Bauunternehmer.
Die Situation sei für Bauunternehmen wie Bauherren gleichermaßen schwierig. Die Bauunternehmen litten unter der Preisentwicklung und den Lieferengpässen ebenso wie ihre Kunden. Dies führe nun bereits zur Stornierung von Aufträgen (siehe auch: Weiterhin viele Stornierungen im Wohnungsbau).
Quast: „Ich gehe davon aus, dass diese Stornierungen in der Hoffnung auf sinkende Preise erfolgen. Dies wird jedoch nicht passieren, denn die jetzigen Preise haben eine starke politisch, dauerhaft gewollte Komponente, und das ist die CO2-Bepreisung.“
Exkurs
Die CO2-Bepreisung ist im gesamten Bauprozess über fossile Kraftstoffe für Transporte und den Betrieb von Baumaschinen relevant. Im Jahr 2022 beträgt beispielsweise der Anteil für die CO2-Bepreisung bei Diesel-Kraftstoff 9,544 Ct/l inklusive Mehrwertsteuer und steigt laut Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) im Jahr 2023 um 16,7 % auf 11,147 Ct/l. Auch bei der Herstellung von Baustoffen und -komponenten macht sich die CO2-Bepreisung bemerkbar, wenn fossile Kraft- und Brennstoffe eingesetzt werden und diese nicht dem EU-Emissionshandel unterliegen.
Da mit den Einnahmen aus der CO2-Bepreisung seit Juli 2022 eine EEG-Umlage von 0,00 Ct/kWh bei Strom finanziert wird, gibt es aber auch eine Kostenentlastung im Bauprozess und bei der Herstellung von Baustoffen und -komponenten. Aufgrund der derzeitigen Energiepreise und der Energiepreisentwicklung wird die Entlastung jedoch von anderen Effekten aufgezehrt und als solche kaum wahrgenommen.
Die CO2-Bepreisung auf einem Niveau von aktuell 30 Euro/t entspricht nicht der „ökologischen Wahrheit“: Das Umweltbundesamt (UBA) empfiehlt für im Jahr 2021 emittierte Treibhausgase einen Kostensatz von 201 Euro/tCO2 zu verwenden (Klimakosten von Treibhausgas-Emissionen).
Aufgrund der gestiegenen Energiekosten zeigen auch die Erzeugerpreise für mineralische Baustoffe, die in Deutschland gewonnen bzw. hergestellt werden und einen hohen Energieeintrag haben, nach oben. Während bei den mineralischen Baustoffen Zement, Kalk, Beton, Kies ein eher linearer Zuwachs zu beobachten ist, gibt es bei Ziegeln mit + 15 % und bei Vliesen (Dämmmaterial) mit + 9,8 % (jeweils im Vergleich zum Vormonat) eine hohe Dynamik. Das dürfte deren energieintensiver Herstellung und der gesetzlich herbeigeführten Verknappung der Gewinnung von Rohstoffen geschuldet sein, so Quast.
„Das jetzige Preisniveau ist das günstigste aller zukünftigen Tage“
„Ohne Zement, Kalk, Steine, Beton und Kies können wir aber die großen Bauaufgaben, die vor uns liegen, sei es die Beseitigung des Wohnungsmangels in den Ballungsgebieten, die Erweiterung von Wärmenetzen, die Sanierung unserer zig Tausend Brücken und Gleisanlagen wie auch die Sanierung fast der gesamten kommunalen Infrastruktur nicht leisten“, warnt Quast.
Eine deutliche Preisdynamik weisen derzeit Erdöl und erdölbasierte Kunststoffe auf, z. B. bei Bitumen oder Dämmmaterial. So liegt der Erzeugerpreis für Bitumen im Juni 2022 um 69 % über dem Vorjahresmonat.
Quast: „Die Politik muss die Preis- und Verordnungsfesseln lösen, und alle Bauwilligen sollten das jetzige Preisniveau als das günstigste aller zukünftigen Tage erkennen. Die Inflation wird auch die Mieten weitertreiben. Gebäude von heute werden eine bessere Wirtschaftlichkeit zeigen als die Gebäude von Übermorgen. Die Finanzierungskosten werden in Zukunft ebenfalls weiter steigen und das jetzige noch günstige Niveau verlassen. Die von der Politik gewollte Verteuerung von Energie über den CO2-Preis hat eben Folgen, und wird die Wohnungsnot und hohe Mieten weiter fördern und den Investitionsstau der öffentlichen Gebäude und Infrastruktur verstärken.“ ■
Quelle: ZDB / jv
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