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Energieträger

Prognose: Primärenergieverbrauch sinkt 2022 um 4,7 %

Der Verbrauch an Primärenergie wird 2022 voraussichtlich um 4,7 % auf 11 829 PJ (3285,8 TWh) sinken.

Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen

Der Verbrauch an Primärenergie wird 2022 voraussichtlich um 4,7 % auf 11 829 PJ (3285,8 TWh) sinken.

Der Primärenergieverbrauch in Deutschland wird 2022 voraussichtlich um 4,7 % unter dem Niveau des Vorjahres und auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung liegen.

Nach Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) wird der Energieverbrauch in Deutschland im Jahr 2022 eine Höhe von 11 829 PJ (Petajoule; 3285,8 TWh) bzw. 403,6 Mio. t Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE) erreichen. Das entspricht einem Rückgang um 4,7 % gegenüber dem Vorjahr. Der Energieverbrauch erreichte damit den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Bemerkenswert ist auch, dass die am 20. Dezember 2022 veröffentlichte Berechnung um ganze 2 Prozentpunkte unter einer sechs Wochen zuvor von der AG Energiebilanzen veröffentlichen Prognose liegt.

Verbrauchssteigernde Effekte

Der gegenüber dem Vorjahr deutliche Rückgang beim Energieverbrauch hat mehrere Ursachen: Trotz der sich im Jahresverlauf verstärkenden konjunkturellen Eintrübung ging von der Wirtschaft ein energieverbrauchssteigernder Effekt aus. Eine Erhöhung des Energieverbrauchs ergab sich auch aus dem Anstieg der Bevölkerungszahl: Allein bis August erhöhte sich die Zahl der in Deutschland lebenden Menschen um knapp 1 Mio.

Verbrauchsmindernde Effekte

Andererseits kam es infolge der stark gestiegenen Energiepreise sowohl zu kurzfristigen verhaltensbedingten Einsparungen wie auch zu Energieeffizienzinvestitionen mit mittel- bis langfristiger Wirkung. Zu einer Minderung des Energieverbrauchs dürften auch preisbedingte Produktionskürzungen in einzelnen Wirtschaftsbranchen geführt haben, so die AG Energiebilanzen in ihrer vorläufigen Abschätzung der Entwicklung für 2022. Knapp 1 % des Gesamtrückgangs beim Energieverbrauch führt sie auf die gegenüber 2021 wärmere Witterung zurück. Bereinigt um den Temperatureinfluss wäre der Energieverbrauch 2022 in Deutschland nur um 3,9 % gesunken.

Mineralölverbrauch steigt um 3 %

Der Verbrauch von Mineralöl erhöhte sich 2022 insgesamt um 3 % auf 4160 PJ (1155,6 TWh). Der Anteil des Mineralöls am gesamten Primärenergieverbrauch stieg auf 35,2 % (2021: 32,5 %). Der Verbrauch von Ottokraftstoff erhöhte sich um rund 4 %, beim Dieselkraftstoff gab es dagegen einen Rückgang um 1 %. Der Absatz von leichtem Heizöl stieg um rund 14 %, da viele Haushalte und Betriebe – unter anderem, um Erdgas zu substituieren – ihre Lagerbestände erhöht haben. Der Absatz von Flugkraftstoff stieg kräftig um 43 %. Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie verringerten sich dagegen um 7,2 %.

Erdgasverbrauch sinkt um fast 15 %

Der Erdgasverbrauch fiel 2022 um knapp 15 % auf 2814 PJ (781,7 TWh). Das ist der niedrigste Stand seit 2014. Hauptursache für diese Entwicklung waren neben der zeitweise deutlich milderen Witterung die preis- und nachfragebedingten Absatzrückgänge in allen Verbrauchsbereichen. Der Anteil des Erdgases am gesamten Primärenergieverbrauch fiel 2022 von 26,6 auf 23,8 %.

Verbrauch an Kohlen deutlich gestiegen

2022 gab es deutliche Verschiebungen im nationalen Energiemix. Der Kernenergieanteil wurde halbiert. Auch bei Erdgas gab es eine deutliche Abnahme.

Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen

2022 gab es deutliche Verschiebungen im nationalen Energiemix. Der Kernenergieanteil wurde halbiert. Auch bei Erdgas gab es eine deutliche Abnahme.

Der Verbrauch an Steinkohle stieg 2022 um knapp 5 % und erreichte eine Höhe 1161 PJ (322,5 TWh). Der Einsatz von Steinkohle in Kraftwerken erhöhte sich um mehr als 16 %. In der Eisen- und Stahlindustrie wurden aufgrund der konjunkturellen Entwicklung etwa 6 % weniger Steinkohle eingesetzt. Der Einsatz von Steinkohle in den Kraftwerken wurde begünstigt durch den Preisanstieg bei den Wettbewerbsenergien und die Wiederinbetriebnahme von Anlagen im Rahmen der Maßnahmen zur Bekämpfung der Energiekrise. Der Anteil der Steinkohle am gesamten Primärenergieverbrauch erhöhte sich von 8,9 % im Jahr 2021 auf nun 9,8 %.

Der Verbrauch von Braunkohle stieg um rund 5 % auf 1185 PJ (329,2 TWh). Rund 90 % des Beitrages der Braunkohle zum Energieverbrauch entfällt auf die Stromerzeugung. Der Mehreinsatz glich verminderte Beiträge anderer Energieträger zur Erzeugung von Strom und Wärme aus. Braunkohle hatte 2022 einen Anteil von 10 % (2021: 9,1 %) am gesamten Primärenergieverbrauch.

Stromerzeugung aus Kernenergie halbiert

Die Stromerzeugung der Kernenergie lag 2022 um knapp die Hälfte niedriger als 2021. Für die Halbierung der Stromerzeugung sorgte die Stilllegung der Anlagen in Grohnde, Brokdorf und Gundremmingen mit zusammen 4000 MW Leistung. Zugleich verminderten die verbliebenen drei Kraftwerksblöcke ab Oktober ihre Produktion, um den beschlossenen Weiterbetrieb bis zum 15. April 2023 sicherstellen zu können. 2022 hatte die Kernenergie einen Anteil von 3,2 % (2021: 6,1 %) am gesamten Energieverbrauch in Deutschland.

Erneuerbare legen um 4,4 % zu

Der Beitrag der erneuerbaren Energien zum Primärenergieverbrauch 2022 stieg um 4,4 % auf 2034 PJ (565,0 TWh). Der Anteil der Erneuerbaren am gesamten Primärenergieverbrauch erreichte 2022 einen Anteil von 17,2 % (2021: 15,7 %). Biomasse, deren Anteil an den erneuerbaren Energien bei über 50 % liegt, verzeichnete einen Verbrauchszuwachs um etwa 1 %, da trotz milder, verbrauchssenkender Witterung mehr Biomasse als Heizenergie eingesetzt wurde und fossile Heizenergien substituierte.

Die Wasserkraftwerke verminderten infolge der langanhaltenden Trockenheit ihren Beitrag um rund 13 %. Bei der Windenergie kam es dagegen zu einem Anstieg der Stromproduktion um 12 %. Die Solarenergie legte um 21 % zu. Windkraft und Photovoltaik profitierten insbesondere von einer außergewöhnlich günstigen Witterung.

Stromexporte wieder gestiegen

2022 floss mehr Strom ins Ausland als umgekehrt nach Deutschland hinein. In Summe betrug der Stromaustauschsaldo − 99 PJ (− 27,5 TWh). Hauptgründe für diese Entwicklung sind Verschiebungen im europäischen Stromerzeugungsmix sowie die gestiegene Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Deutschland.

Die Substitutionseffekte im Energiemix führen zu einem Anstieg der CO2-Emissionen. Dieser Zuwachs lag jedoch unter der Einsparung, die sich aus dem Rückgang des Gesamtverbrauchs ergibt. Für das Gesamtjahr 2022 rechnet die AG Energiebilanzen mit einem Rückgang der energiebedingten CO2-Emissionen um etwa 1 % oder etwa 7 Mio. tCO2. Zum Vergleich: Das Bundes-Klimaschutzgesetz sieht allein für den Gebäudesektor von 2021 bis 2022 einen Rückgang von 5 Mio. tCO2 vor. ■
Quelle: AG Energiebilanzen / jv

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