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Energiewende

500.000 km Ka­bel und 500.000 Tra­fos wer­den bis 2045 be­nö­tigt

BDEW / ZVEI

Für ein zukunftsfähiges Stromnetz werden bis 2045 große Mengen an Kabeln und Transformatoren benötigt. Lieferengpässe können den Netzausbau verzögern und die Energiewende ausbremsen. ZVEI und BDEW fordern deshalb, dass die Politik den Aufbau zusätzlicher Produktionsstandorte in Deutschland durch Planungs- und Investitionssicherheit flankiert.

Erneuerbare-Energien-Anlagen, Stromspeicher, Wärmepumpen, Rechenzentren und Ladesäulen – es gibt viele neue Erzeuger und Verbraucher, die neu in das Stromnetz integriert werden müssen. Dazu müssen die Stromnetze in Deutschland erweitert, verstärkt und teilweise erneuert werden.

Dafür braucht es neben Kapital und Fachkräften auch die Verfügbarkeit der notwendigen Technologien, wie Kabel oder Transformatoren. Wie groß der Bedarf an Betriebsmitteln im Verteilnetz, wie Hochspannungsleitungen, Mittel- und Niederspannungskabeln sowie Transformatoren, für die verschiedenen Spannungsebenen bis 2045 sein wird, hat eine Analyse der Bergischen Universität Wuppertal im Auftrag von BDEW und ZVEI ermittelt.

Gemessen am Bestand ein enormer Technologiebedarf

Die Ergebnisse zeigen: Der Technologiebedarf ist nicht nur im Übertragungsnetz, sondern auch in den Verteilnetzen groß. Er entspricht 50 bis 80 % der aktuell verbauten Betriebsmittel. Das bedeutet beispielsweise einen Bedarf von mehr als 0,5 Mio. Kilometern an Kabeln in der Niederspannung (umfasst altersbedingten Ersatz, „dickere“ Kabel und Längenzuwachs) sowie rund 500 000 Transformatoren für die Umspannung von der Mittel- auf die Niederspannung. Diese Anzahl entspricht knapp 80 % des Bestands. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Transformatoren für die Umspannung von der Hoch- auf die Mittelspannung: Mehr als fünftausend, knapp 70 % des Bestands, müssen neu errichtet, aufgerüstet oder ersetzt werden.

Der hohe Bedarf ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, wie die Analyse deutlich macht. Zum einen haben viele Netzkomponenten das Ende ihrer Lebensdauer erreicht und müssen getauscht werden, zum anderen wird das Stromnetz durch die grüne Transformation, die steigende Elektrifizierung und den wachsenden Anteil erneuerbarer Energien immer stärker gefordert.

„Es braucht engagierte Investitionen. Es sind Investitionen, mit der wir für jeden Cent ein Stück modernster zukunftsfähiger und notwendiger Infrastruktur erhalten: Das Stromnetz muss jetzt umgebaut werden, mit ausreichenden Transportkapazitäten und effizienter Auslastung mittels Digitalisierung, um jederzeit eine sichere Stromversorgung gewährleisten zu können“, so BDEW und ZVEI.

Das mache hohe Investitionen und eine verbindliche, konstruktive Zusammenarbeit aller Beteiligten nötig. Die gemeinsam beauftragte Analyse der beiden Verbände stelle den Beginn eines engen Austauschs beider Seiten zu diesem Vorhaben dar. Aber auch die Politik sei gefordert:

„Netzausbaus muss für die Netzbetreiber wirtschaftlich sein“

Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung: „Planungs- und Genehmigungsverfahren müssen für den Ausbau Verteilernetzes weiter beschleunigt werden. Zudem ist die Sicherung von Fachkräften aber auch die Verfügbarkeit von Rohstoffen, beispielsweise durch eine europäische Rohstoffbank oder strategische Rohstoffpartnerschaften nötig. Letztlich setzt das Gelingen des Netzausbaus dabei immer dessen Wirtschaftlichkeit für die Netzbetreiber durch einen angemessenen regulatorischen Rahmen voraus.“

Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung: „Wir brauchen einen planungssicheren Rahmen für die Hersteller, in dem die Zielvorgaben zur Klimaneutralität unabhängig von aktuellen Regierungen als gesetzt angesehen werden. Der Netzausbau inklusive der Bereitstellung der bedarfsgerechten Menge an Netzbetriebsmitteln sowie der Betrieb der Netze gehen mit einer hohen Wertschöpfung in den einzelnen Regionen Deutschlands einher. Gleichzeitig gibt es weltweit eine noch nie dagewesene Verschärfung der Nachfrage und weiterhin bestehende Lieferengpässe. Hier braucht es klare, beständige Entscheidungen, die für Investitionssicherheit sorgen.“

Aus der Quantifizierung der Technologiebedarfe leitet sich ab, dass sich die Verteilnetzbetreiber auf eine Verdoppelung bis Verdreifachung der jährlichen Erneuerungs- und Erweiterungsmengen einstellen müssen. Und bei den Herstellern müssen sich die Produktionskapazitäten zur Gewährleistung einer ausreichenden Verfügbarkeit von Betriebsmitteln und Technologien stark erhöhen. Die Studie geht bis 2045 unter anderem von 16,3 Mio. Wärmepumpen und 32,8 Mio. Elektroautos (Pkw und leichte Nutzfahrzeuge) sowie einer Photovoltaikleistung von 472 GW und 166 GW Onshore-Windkraft aus. ■
Quelle: ZVEI, BDEW / jv

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