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Objekt des Monats 2022-01

80 % des Stroms vom eigenen Dach

Aus der Vogelperspektive: Die Photovoltaik-Anlage auf dem Flachdach der Orangerie.

E3/DC / Elektro Birk

Aus der Vogelperspektive: Die Photovoltaik-Anlage auf dem Flachdach der Orangerie.

Mit der „Orangerie“ (Bild 2) hat ein Offenburger Bauunternehmen einen neuen Weg eingeschlagen. Die im September 2021 bezogene Einrichtung für betreutes Wohnen ist barrierefrei und seniorengerecht gebaut. Gemeinschaftseinrichtungen und unterschiedlichste Services, darunter auch medizinische Leistungen, stehen zur Verfügung. Und wenn es mit der Gesundheit schlechter werden sollte, ist auch die Tagespflege in der Wohnanlage möglich.

Das Gebäude mit 33 Wohnungen ist aber nicht nur mit Blick auf die persönliche Zukunft seiner Mieter umsichtig geplant, sondern auch auf eine langfristig sichere, kostengünstige und klimaschonende Energieversorgung. Hierfür hat das Bauunternehmen Perfect Living ein Energiekonzept mit einer großen Photovoltaik-Anlage, Stromspeicherung und Wärmepumpen implementiert. Die Wohnanlage hat rund 4000 m2 Nettoraumfläche, davon sind knapp 2200 m2 beheizte Wohnfläche.

Neue Wege bei der Energieversorgung

Zu Beginn der Planung wurde der Einbau eines Blockheizkraftwerks und einer Pelletheizung geprüft, berichtet Jochen Weinzierl, geschäftsführender Gesellschafter von Perfect Living. Beide Optionen schieden allerdings aus bautechnischen Gründen aus.

Photovoltaik war ohnehin geplant, denn das Schwesterunternehmen E.Optimum ist als Energieversorger tätig und wollte hier den Schritt in die Mieterstromlieferung machen. Nun entschieden sie sich, die PV-Anlage mit einer Wärmepumpe für die Heizung und Kühlung zu kombinieren. Mit dem günstigen selbst erzeugten Solarstrom können die Kosten für die Energieversorgung gesenkt werden. Deshalb lautete die zentrale Frage in der weiteren Planung: Wie kann möglichst viel Solarstrom im Gebäude selbst verbraucht werden?

Maximale Photovoltaik-Leistung und große Speicherkapazität

Herbert Birk, Inhaber des Fachbetriebs für Gebäudetechnik Elektro Birk, den sie für die Planung und Simulation der PV-Anlage und des Speichersystems beauftragten, riet zu einem größeren Stromspeicher. Dies wurde allerdings in Stufen umgesetzt, da das Bauunternehmen erst einmal Erfahrungen sammeln wollte. Auf dem Flachdach fanden 259 monokristalline Halbzellmodule mit einer Gesamtleistung von 99,7 kWp Platz. Die mit 15° Neigung nach Süden ausgerichtete Anlage (Bild 1) wird rund 100 000 kWh/a Solarstrom erzeugen. Für die Zwischenspeicherung wurde ein Quattroporte-Batteriespeicher von E3/DC mit 70,2 kWh nutzbarer Speicherkapazität aufgestellt.

Der Solarstrom wird von den Bewohnern, der Tagespflege und für die Haustechnik genutzt. Außerdem können die Mieter und ihre Gäste ebenso wie die Mitarbeiter der Tagespflege die Akkus von Elektrofahrzeugen mit dem Strom vom Dach laden. Dafür wurden im Außenbereich zwei Ladestationen mit jeweils zwei Ladepunkten in Betrieb genommen. Eine weitere Ladestation ist bei den Stellplätzen im Gebäude installiert. Weitere Vorrichtungen sind in Vorbereitung.

Luft/Wasser-Wärmepumpen-Kaskade zum Heizen und Kühlen

Darüber hinaus wird der Solarstrom für fünf in einer Kaskade verbundene Luft/Wasser-Wärmepumpen mit jeweils 14,7 kW Heizleistung und 9,2 kW Kühlleistung genutzt. Zusätzlich zu den Wärmepumpen wurde ein Gas-Brennwertheizkessel mit 80 kW Heizleistung installiert. Er wird vor allem für die Erwärmung des Trinkwassers und für Lastspitzen genutzt.

Die Orangerie ist eine moderne Einrichtung für betreutes Wohnen mit einem umfassenden und zukunftsfähigen Energiekonzept.

E3/DC / Perfect Living

Die Orangerie ist eine moderne Einrichtung für betreutes Wohnen mit einem umfassenden und zukunftsfähigen Energiekonzept.

Nachdem die ersten Betriebserfahrungen sehr positiv waren, beschloss das Bauunternehmen, die Speicherkapazität zu verdoppeln und orderte für Dezember ein weiteres Quattroporte-Batteriesystem von E3/DC mit ebenfalls 70,2 kWh nutzbarer Speicherkapazität. Mit der verdoppelten Speicherkapazität stieg die berechnete Energieautarkie von 63 auf 80 %.

Alle Bewohner nutzen Mieterstrom

Die Umsetzung des Mieterstromkonzeptes sei kein Problem gewesen, sagt Weinzierl. In der Planungsphase hätten sie sich gefragt, ob es alle Mieter annehmen würden. Das war der Fall: „Unser Mieterstromangebot wurde sehr wohlwollend aufgenommen.“ Preislich liegt es ca. 12 % unter dem Strompreis regionaler Energieversorger. Es gibt einen zentralen Zähler und jede Wohnung hat einen eigenen digitalen Unterzähler. Auch die Vorrichtung für einen Smart-Meter-Gateway für die automatisierte Abrechnung des Mieterstroms wurde schon installiert.

www.perfect-living.de  
www.elektro-birk.de 
www.e3dc.com