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Maschinelle Wohnraumlüftung

Bequem lüften und dabei gleichzeitig Energie sparen

Bild 1 Wohnräume müssen regelmäßig gelüftet werden. Die manuelle Fensterlüftung erfordert eine hohe Disziplin der Nutzer.

Vitaliy Hrabar – stock.adobe.com

Bild 1 Wohnräume müssen regelmäßig gelüftet werden. Die manuelle Fensterlüftung erfordert eine hohe Disziplin der Nutzer.

Eine maschinelle Wohnraumlüftung erhöht den Wohnkomfort, schützt die Gesundheit, spart Heizenergie und kann die energetische Modernisierung günstiger machen.

Der Artikel kompakt zusammengefasst
■ Maschinelle Wohnraumlüftung wird oft zum Kostentreiber erklärt. Dabei werden jedoch der Komfortgewinn und die Nutzungsrealität nicht berücksichtigt.
■ Eine reine Fensterlüftung erfordert von den Nutzern eine hohe Disziplin und für eine Minimierung der Energieverluste zusätzliche Hilfsmittel. Beim Lüften können Staub, Lärm, Gerüche und Insekten eindringen.
■ Maschinelle Lüftungsanlagen können die Nachteile der Fensterlüftung beheben, erfordern jedoch zusätzliche Investitionen und einen erweiterten Blick auf die Refinanzierung.
 

Wer schon einmal bei einer Wohnungslüftungsanlage die mit Außenluft beaufschlagten Luftfilter ausgetauscht hat, wird danach ein anderes Bild von „frischer“ Luft haben. Ohne Zweifel ist ein regelmäßiger Luftwechsel erforderlich, um die in den Wohnräumen eingebrachten Schadstoffe durch Ausdünstungen aus dem Inventar und das insbesondere über die Atmung der Nutzer freigesetzte CO2 in einer die Gesundheit nicht beeinträchtigenden Konzentration zu halten. Über die Atmung der Nutzer, Kochen, Duschen und Wäschetrocknen wird auch Feuchtigkeit freigesetzt, die ebenfalls regelmäßig bzw. kontinuierlich abgeführt werden muss, damit kein Schimmelrisiko entsteht.

Das funktioniert auch über die Fensterlüftung, allerdings werden dabei Staub, Pollen, Gerüche und eventuell Insekten sowie standortspezifisch weitere Schadstoffe ungefiltert eingetragen. Objektiv betrachtet wird das eher von der niedrigeren Außenlufttemperatur herrührende Frische-Luft-Gefühl somit erheblich relativiert. Das Frische-Luft-Gefühl bei der Fensterlüftung steht auch für einen Energieverlust: Es kann nur auftreten, wenn an anderer Stelle warme Raumluft entweicht.

Eine nicht automatisierte Fensterlüftung erfordert eine hohe Disziplin der Nutzer und für eine Minimierung der Energieverluste zusätzliche Hilfsmittel, beispielsweise eine Lüftungs-Ampel auf Basis der CO2-Konzentration und / oder der relativen Raumluftfeuchte oder eine weitere Parameter berücksichtigende Messung der Raumluftqualität. Die Erfahrung und die Diskussionen während der Coronavirus-Pandemie zeigen jedoch: Über den Tag verteilt ausreichend zu lüften, geht im Alltag oftmals unter oder es wird über die Dauerkipplüftung viel Energie verschwendet. Täglich mehrfache Querlüftung bedeutet auch, dass die Fensterbank nur stark eingeschränkt genutzt werden kann.

Hier kommen Lüftungsanlagen ins Spiel, denn bequemer und präziser geht es mit einer maschinellen Wohnungslüftung. Auch beim Fensteröffnen entstehende Lärmbelästigungen, beispielweise an stark befahrenen Straßen, werden vermieden. Prinzipiell unterscheidet man drei Arten von Wohnungslüftungsanlagen: reine Abluftsysteme sowie dezentrale oder zentrale Lüftungsanlagen mit Zu- und Abluft und Wärmerückgewinnung.

Abluftsysteme

Bild 2 Neben dem Austragen von Schadstoffen und CO2 ist das Belüften von Wohnräumen auch zur Begrenzung der Raumluftfeuchte erforderlich. Im Winter kann die relative Raumluftfeuchte allerdings auch unter einen kritischen Wert sinken. Gegensteuern kann man mit einer bedarfsgerechten Steuerung der maschinellen Wohnungslüftung und einer kombinierten Feuchte- und Wärmerückgewinnung.

New Africa – stock.adobe.com

Bild 2 Neben dem Austragen von Schadstoffen und CO2 ist das Belüften von Wohnräumen auch zur Begrenzung der Raumluftfeuchte erforderlich. Im Winter kann die relative Raumluftfeuchte allerdings auch unter einen kritischen Wert sinken. Gegensteuern kann man mit einer bedarfsgerechten Steuerung der maschinellen Wohnungslüftung und einer kombinierten Feuchte- und Wärmerückgewinnung.

Bei Abluftsystemen wird mithilfe eines Ventilators Raumluft in Bädern und WC-Räumen und meistens auch in der Küche abgesaugt und ins Freie befördert. Außenluft strömt dann in den Wohn- oder Schlafräumen nach – im besten Fall hauptsächlich durch gezielt installierte Luftdurchlässe in den Außenwänden oder in der Fensterkonstruktion. Ohne solche Durchlässe sucht sich die Luft ihren Weg ausschließlich durch undichte Fenster oder Fugen. Reine Abluftanlagen minimieren zwar das Schimmelrisiko, können aber den Eintrag von Feinstaub und Pollen nicht verhindern und die Abluftwärme bleibt ungenutzt.

Zu- und Abluftanlagen

Zu- und Abluftanlagen können als dezentrale oder zentrale Systeme eingesetzt werden. Aufgrund der Bauvorschriften sind sie fast immer mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet. Unter Laborbedingungen werden bis zu 95 % des möglichen Potenzials von der Abluft auf die Außenluft übertragen, in der Praxis sind jedoch eher Rückgewinnungsgrade bis zu 85 % realistisch; abhängig von der Dichtheit der Gebäudehülle (bzw. der Wohnungshülle) wird der Lüftungswärmeverlust in geringerem Umfang, aber trotzdem erheblich, vermindert.

Nach Bedarf können in Zu- und Abluftanlagen Pollen-, Feinstaub- und Gerüche adsorbierende Filter eingebaut werden. Die Filter müssen, je nach Produkttyp, regelmäßig gereinigt oder ersetzt werden. Besonderes Fachpersonal ist dafür meistens nicht erforderlich, jedoch für die regelmäßige Wartung (Routinecheck nach Herstellerangaben). Auch die professionelle Reinigung des Rohrsystems, laut Zukunft Altbau ist das etwa alle fünf bis zehn Jahre erforderlich, ist schon aufgrund des erforderlichen Equipments eine Aufgabe für Fachbetriebe.

Zentral, wohnungszentral, dezentral

Dezentrale Anlagen können eine ganze Wohneinheit, mehrere Räume oder auch nur Einzelräume be- und entlüften. Insbesondere in Deutschland weit verbreitet sind Systeme, bei denen Einzellüfter in gegenüberliegenden Räumen in die jeweilige Außenwand eingebaut werden und paarweise abwechselnd im Zu- und Abluftbetrieb laufen.

Ein Nachteil der sogenannten Push-Pull-Lüftung mit regenerativer Wärmerückgewinnung: Insbesondere bei den ersten Gerätegenerationen ist die Geräuschbelastung etwas höher als bei zentralen Anlagen, da sich in jedem Raum ein Ventilator und damit eine Geräuschquelle und zudem auch eine Öffnung nach außen befindet. Inzwischen gibt es aber auch sehr leise arbeitende Geräte. Allerdings ist zu beachten, dass das Betriebsgeräusch durch die Umschaltung der Luftrichtung bei der Push-Pull-Lüftung etwa alle 60 bis 90 s lauter bzw. störender als ein kontinuierliches Geräusch wahrgenommen werden kann. Vorteil der Push-Pull-Lüftung: Im Bestand kann sie vergleichsweise einfach nachgerüstet werden.

Zentrale und dezentrale Lüftungsanlagen mit kontinuierlicher Wärmerückgewinnung über einen Platten-Wärmeübertrager oder einen rotierenden Wärmeübertrager erreichen einen höheren Rückgewinnungsgrad und können mit höherwertigen Luftfiltern ausgerüstet werden. Auch kann das Betriebsgeräusch besser beeinflusst werden. Zudem lassen sich zusätzliche Funktionen integrieren, wie Nachheizung, Kühlung und Befeuchtung. Häufig werden für die Geräte auch Enthalpie-Wärmeübertrager mit Feuchterückgewinnung angeboten. Nachteilig sind höhere Investitionskosten und ein größerer baulicher Aufwand. Bei der Nachrüstung in Bestandsgebäuden ist oft die Führung der Zu-, Ab-, Außen- und Fortluftkanäle eine Herausforderung, insbesondere bei geringen Raumhöhen.

Kosten und finanzielle Förderung

Während reine Abluftanlagen Investitionskosten ab etwa 2000 Euro erfordern, kann die Realisierung einer zentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung auch durchaus 15 000 Euro kosten. Über die Energieeinsparung lässt sich ein so hoher Aufwand im Normalfall nicht finanzieren. Die Energieeinsparung verringert jedoch die Kosten für den Komfortgewinn. In bestimmten Fällen ist auch eine staatliche Förderung von 15 bis 20 % der Ausgaben für Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung als Einzelmaßnahme über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) möglich (Stand: BEG-2023).

Darüber hinaus fördert die BEG den Einbau einer Lüftungsanlage, wenn Hausbesitzer ihr Haus umfassend energetisch sanieren und dabei Effizienzhaus-Anforderungen erfüllen. Ganz allgemein kann eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung auch dazu beitragen, energetische Anforderungen kostengünstiger zu erfüllen. Über das Gebäudeenergiegesetz ab 2024 ist die Wärmerückgewinnung aus einer Lüftungsanlage zwar (bisher) keine Erfüllungsoption, sie verringert aber den Heizwärmebedarf und die Heizlast und beeinflusst somit die Investitions- und Energiekosten einer Heizungsmodernisierung positiv.

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