Das Heizen mit Gas wird 2021 für Millionen Haushalte in Deutschland deutlich teurer. Für sie steigt der Gaspreis um durchschnittlich 7,1 %. Das zeigt eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox. Neben steigenden Netzgebühren erhöht die im nächsten Jahr startende CO2-Bepreisung die Gasrechnung.
Zum Jahreswechsel haben bisher 104 Gas-Grundversorger Preiserhöhungen von durchschnittlich 7,1 % angekündigt. Für einen Musterhaushalt mit einem Gasbezug von 20 000 kWh/a bedeutet das Mehrkosten von rund 100 Euro/a.
Damit dürfte die Attraktivität der Heizungsmodernisierung weiter steigen.
Regional steigt der Gaspreis um fast 10 %
Regional gibt es bei der aktuellen Preisrunde deutliche Unterschiede. So steigen die Preise in Berlin in der Grundversorgung um 9,7 %. Gaskunden müssen hier Mehrkosten von 134 Euro/a einplanen. Überdurchschnittlich stark fallen die Preiserhöhungen auch in Rheinland-Pfalz (+ 8,9 %), in Bayern (+ 7,7 %) und in Hessen (+ 7,5 %) aus.
Während aus Bremen und Hamburg bisher keine Preiserhöhungen gemeldet wurden, steigen die Gaspreise in Sachsen-Anhalt (+ 2,2 %) und im Saarland (+ 3,7 %) vergleichsweise gering. Zwei von bundesweit 712 Gas-Grundversorgern wollen aktuell ihre Preise um durchschnittlich 1,3 % senken.
Netzgebühren und CO2-Bepreisung machen Gas teurer
Grund für die stark steigenden Gaspreise ist vor allem die neue CO2-Bepreisung über das Brennstoffemissionshandelsgesetz: Ab Januar 2021 werden Unternehmen aus den Bereichen Wärme und Verkehr verpflichtet, Verschmutzungsrechte für die von ihnen in Umlauf gebrachte Energie zu kaufen. Pro Tonne werden zunächst 25 Euro fällig. Werden diese Kosten in vollem Umfang weitergereicht, erhöht sich für Endkunden der Tonnenpreis durch die zusätzlich fällige Mehrwertsteuer (bei 19 %) auf 29,75 Euro/t.
Gleichzeitig steigen die Gasnetzgebühren zum Jahreswechsel um durchschnittlich 2 % an. Für Haushaltskunden (Abnahme 20 000 kWh/a, Preisstand 2019) haben die Netzentgelte inklusive Messung und Messstellenbetrieb (nach dem Aufschlag von 19 % Mehrwertsteuer) einen Anteil von 27 %, vor Berücksichtigung der Mehrwertsteuer sind es 32 %.
Einen leicht preisdämpfenden Effekt haben die gesunkenen Großhandelspreise. Der Importpreis, der vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) erhoben wird, ist seit Januar 2020 um mehr als ein Drittel gefallen.
Bundeslandübersicht der Gaspreiserhöhungen von Verivox
„Wir stehen am Anfang einer Gaspreiswelle“
Thorsten Storck, Energieexperte von Verivox: „Wir stehen am Anfang einer Gaspreiswelle. Durch den neuen CO2-Preis kommen viele Versorger in Zugzwang, die Mehrkosten an ihre Kunden weiterzureichen. Da der CO2-Preis Jahr für Jahr weiter angehoben wird, werden Verbraucher sich langfristig auf immer weiter steigende Heizkosten einstellen müssen.“ ■
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Methodik
Verivox hat die verfügbaren veröffentlichungspflichtigen Gaspreise der rund 700 örtlichen Grundversorger in Deutschland ausgewertet. In den von Erhöhungen betroffenen Gebieten befinden sich rund 10 Mio. Haushalte. Doch nicht alle Haushalte heizen mit Gas und sind in der Grundversorgung. Laut dem aktuellen Monitoringbericht der Bundesnetzagentur findet sich 26 % der privaten Gaskunden im Grundversorgungstarif, 44 % haben einen anderen Tarif beim örtlichen Grundversorger. 30 % lassen sich von einem Anbieter beliefern, der nicht der örtliche Grundversorger ist.