Langfristig angelegte Anreize für eine ambitionierte energetische Gebäudesanierung mit Fokus auf Energieeffizienz und Elektrifizierung – das fordern der Bundesverband Wärmepumpe (BWP), der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) und der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) mit Blick auf die Verhandlungen für eine Ampel-Koalition aus SPD, Bündnis 90 / Die Grünen und FDP.
Um die Klimaziele zu erreichen, muss der CO2-Ausstoß im Gebäudesektor deutlich, kontinuierlich und nachhaltig reduziert werden. Eine höhere Sanierungsrate ist hierfür unverzichtbar, mahnen BWP, ZVEH und ZVEI. Sebastian Treptow, Leiter der ZVEI-Plattform Gebäude: „In Deutschland herrscht seit Jahren ein Modernisierungs- und Sanierungsstau. Den gilt es aufzulösen. Die jährliche Sanierungsrate von derzeit rund 1 % muss – abhängig von Gebäudetechnik und Anwendung – schnell auf mindestens 3 % bei Heizungen und 6 % bei Beleuchtung steigen.“
Die kommende Bundesregierung müsse hierfür die richtigen Anreize setzen und von Beginn an im Koalitionsvertrag festschreiben. „Beratung und Umsetzung durch Elektro-Fachhandwerksbetriebe müssen ebenfalls förderfähig sein. Das sichert nicht nur die Qualität dieser Maßnahmen, sondern unterstützt auch die Fachkräfteentwicklung in Deutschland“, sagt ZVEH-Hauptgeschäftsführer Ingolf Jakobi.
Die EEG-Umlage muss konsequent abgeschafft werden
Gebäude können Energie produzieren, sie speichern und durch intelligente Gebäudetechnik effizient einsetzen. Gebäude werden so bei der Energiewende eine Schlüsselrolle einnehmen. Davon ist auch Lars Petereit, Referent Politik & Energiewirtschaft beim BWP überzeugt: „Die vor uns liegenden Klimaziele im Gebäudesektor sind sportlich, aber die notwendigen hocheffizienten Produkte und Lösungen stehen bereits heute zur Verfügung. Damit sie ihr Potenzial entfalten können, muss die EEG-Umlage konsequent abgeschafft werden.“
Anmerkung der Redaktion
Aus allen drei Parteien gibt es Signale, dass die Koalitions-Unterhändler eine Abschaffung der EEG-Umlage ab 2023 anstreben. Schlussendlich wird dies aber von der Finanzierbarkeit abhängen. Bei der naheliegenden Option, einer schneller als bisher im Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) vorgesehen steigenden nationalen CO2-Bepreisung fossiler Kraft- und Brennstoffe sind die Unterhändler auch aufgrund zahlreicher Abhängigkeiten und der aktuell ohnehin stark gestiegenen Energiepreise bisher nicht auf einer gemeinsamen Linie.
Um neben der Sanierung die Chancen zu nutzen, die sich durch Digitalisierung und Gebäudeautomationslösungen bieten, fordern die Verbände, dass bei der Planung von Neubauten, aber auch von grundlegenden Sanierungsmaßnahmen im Bestand, Building Information Modeling (BIM) zum Standard wird. Das ermögliche nicht nur nachhaltigeres Bauen, sondern auch ein effizienteres Betreiben und Instandhalten von Gebäuden.
„Duale und akademische Ausbildung muss gleichgestellt werden“
Der Einsatz von energieeffizienter Technischer Gebäudeausrüstung könne wiederum entscheidend dazu beitragen, die bis 2045 angestrebte Klimaneutralität zu erreichen. „Um eine bestmögliche Umsetzung zu gewährleisten, brauchen wir hervorragend ausgebildetes Fachpersonal. Mit dem neuen Ausbildungsberuf ‚Elektroniker/in für Gebäudesystemintegration‘ hat die Branche vorgelegt und stellt alsbald echte Vernetzungsexperten bereit. Damit es jedoch auch künftig attraktiv ist, eine Lehre zu machen, muss die kommende Bundesregierung für eine Gleichstellung von dualer und akademischer Ausbildung sorgen“, fordert Jakobi.
„Die elektrische Gebäudeinfrastruktur ist museumsreif“
Dies geht einher mit der Forderung, die großteils veraltete Elektroinstallation, insbesondere in bestehenden Wohngebäuden, zukunftssicher zu modernisieren. „Die elektrische Gebäudeinfrastruktur in Deutschland ist museumsreif“, so Treptow. „Unsere Gebäude müssen elektrotechnisch fit gemacht werden – nicht zuletzt, damit sie energie-, verkehrs- und gebäudewendefähig werden.“
Zu den Forderungen im Verbändepapier gehören auch eine zeitnahe Novelle des Gebäudeenergiegesetzes, die den höheren Anforderungen zur Klimaneutralität bis 2045 mit bereits verfügbaren Effizienzkonzepten im Gebäudebereich Rechnung trägt sowie die Einführung anspruchsvoller und nachprüfbarer Ziele für die Bereiche Heizung und Warmwasser im Gebäudesektor. ■
Im Kontext:
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