Mit dem Marktanreizprogramm (MAP) „Heizen mit Erneuerbaren Energien“ werden seit 2020 im Gebäudebestand auch Gas-Hybridheizungen gefördert, die fossiles Gas als wesentlichen Energieträger nutzen. Die Deutsche Umwelthilfe sieht damit die Klimaziele gefährdet und fordert vom Bundeswirtschaftsministerium einen sofortigen Förderstopp für fossile Gas-Heizungen.
Nach Angaben der Deutsche Umwelthilfe (DUH) sind von Januar bis Oktober 2020 über das Marktanreizprogramm knapp 350 Mio. Euro Fördergeld in Gas-Heizungen der Fördergegenstände „Gas-Hybridheizung“ und „Gas-Brennwertheizung (Renewable Ready)“ geflossen.
Die DUH kritisiert, dass bei Gas-Hybridheizungen nur 25 % der Heizlast des Gebäudes aus regenerativen Quellen kommen muss, 75 % können durch fossiles Gas gedeckt werden. Eine Gas-Brennwertheizung nach den Förderkriterien „Renewable Ready“ muss sogar nur anschlussfähig für erneuerbare Energiequellen sein und kann beim Einbau noch komplett mit Gas betrieben werden. Die Erweiterung zur Gas-Hybridheizung muss dann innerhalb von zwei Jahren nachgewiesen werden.
Ab 2021 wurde das Marktanreizprogramm zum Heizen mit Erneuerbare Energien zu weitestgehend gleichen Konditionen in die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) integriert.
„Unter dem Deckmantel des Klimaschutzes“
Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz der DUH: „Außen hui, innen pfui: Die Bundesregierung hat ein Gas-Förderprogramm unter dem Deckmantel des Klimaschutzes auf den Weg gebracht. Hunderte Millionen Euro an Steuergeld werden eingesetzt, um Anreize für den Einbau fossilen Energieträger zu schaffen. Verbraucher werden damit einem unkalkulierbaren Risiko ausgesetzt, denn der Einbau einer neuen, mit fossilen Energieträgern betriebenen Heizung kann Hauseigentümer und Mieter teuer zu stehen kommen. Die CO2-Bepreisung wird zukünftig stark ansteigen und mit ihr die Heizkosten für fossile Heizungen. Das Bundeswirtschaftsministerium muss das Förderprogramm deshalb sofort stoppen und im Sinne des Klimaschutzes abändern: Steuergelder dürfen nur noch in 100 % erneuerbare Energien fließen.“
Bis zu 50 % Zuschuss
Bei Gas-Hybridheizungen sind die staatlichen Zuschüsse eigentlich auf 30 % der förderfähigen Kosten begrenzt, in der Kategorie Renewable Ready liegen sie bei maximal 20 %. Mit verschiedenen Boni der BEG kann der Zuschüsse auf bis zu 50 % erhöht werden – etwa durch die Austauschprämie für Ölheizungen (+ 10 Prozentpunkte). Mit dieser soll eigentlich ein Wechsel zu klimafreundlichen Technologien angereizt werden, allerdings gibt es die Prämie auch für einen Wechsel zu Gas. Die Klimaziele im Gebäudebereich können nach Ansicht der DUH mit dieser Förderungspraxis nicht gehalten werden.
„Öl durch Gas zu ersetzen, kann nicht Ziel der Bundesförderung sein“
Zerger: „Wir stehen in Deutschland im Heizungssektor an einem entscheidenden Kipppunkt. Die bestehenden Öl-Heizungen sind im Durchschnitt über 20 Jahre alt, der Modernisierungsdruck ist hoch. Wenn jetzt Öl-Heizungen durch Gas-Heizungen ersetzt werden, werden wir noch für Jahrzehnte von fossilen Energieträgern im Wärmesektor abhängig sein. Das kann und darf nicht Ziel einer Bundesförderung sein. Eine klimazielkonforme Förderung darf nicht den Einsatz fossiler Technologien auf Jahrzehnte zementieren. Es dürfen nur noch Anlagen gefördert werden, die ausschließlich auf erneuerbare Wärmetechnologien setzen. Im Rahmen der BEG gilt dies insbesondere für Wärmepumpen und Solarthermie-Anlagen.“
Auch zusätzliche Anreize für das Heizen mit Biomasse zu setzen, sieht die DUH kritisch. Das habe negativer Auswirkungen auf die Luftqualität und Biomasse benötige viel mehr Fläche als andere Energieträger. Durch die Förderung für Biomasse werde der Flächendruck nur noch verstärkt. Deshalb müssten der Einsatz wirksamer Emissionsminderungstechnik wie Partikelabscheider sowie Nachhaltigkeitskriterien für die Nutzung von Biomasse im Bundesprogramm verbindlich festgeschrieben werden.
Anmerkung: Die Heizungsmodernisierung mit Öl- und Gas-Brennwertheizkesseln wurden auch bis 2020 über Förderprogramme der KFW gefördert. Zum 31. Dezember 2019 hat die KfW die Förderung von Öl-Heizungen beendet. ■
Siehe auch:
Antragsbilanz im Marktanreizprogramm 2020 und 2019
BDH-Statistik: Absatz von Wärmeerzeugern 2020