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Heizungswende

Wärmepumpenbranche: EU ge­fährdet 7 Mrd. Euro Investitionen

In ihrem Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen fordern mehr als 60 Hersteller die unverzügliche Veröffentlichung des europäischen Aktionsplans für Wärmepumpen.

European Union, 2023

In ihrem Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen fordern mehr als 60 Hersteller die unverzügliche Veröffentlichung des europäischen Aktionsplans für Wärmepumpen.

Mehr als 60 Geschäftsführer der Wärmepumpenbranche sehen 7 Mrd. Euro an Investitionen in Europa gefährdet. In einem Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen fordern sie die unverzügliche Veröffentlichung des europäischen Aktionsplans für Wärmepumpen - auch weil Regierungen in den USA, Asien und anderen Regionen ihre Unterstützung für Wärmepumpen ausweiten.

In einem gemeinsamen Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen warnen mehr als 60 Geschäftsführer der Wärmepumpenbranche davor, dass die Verzögerung des europäischen Aktionsplans für Wärmepumpen (Heat Pump Action Plan) einen für die Dekarbonisierung Europas wichtigen Industriezweig gefährdet. Es geht um 7 Mrd. Euro an Investitionen, die der Sektor für den Zeitraum 2022 bis 2025 in Europa plant. Dies hätte auch Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in der Branche. Bereits heute arbeiten hier europaweit 160 000 Menschen und es werden beträchtliche Wachstumschancen gesehen.

Zu den Unterzeichnern des Briefes gehören die Geschäftsführer der folgenden in Deutschland tätigen Unternehmen: AIT Group, Ariston Group (Wolf), Carrier (Viessmann Climate Solutions), Clivet, Daikin, Danfoss Climate Solutions, Glen Dimplex, Grundfos, iDM-Energiesysteme, Johnson Controls, Mitsubishi Electric Europe, Ochsner, Panasonic, Qvantum, Samsung, Stiebel Eltron, Vaillant Group.

Der Wärmepumpensektor wurde von der Kommission im Rahmen des REPowerEU-Plans und des Industrieplans Green Deal als entscheidend für die Energieunabhängigkeit Europas anerkannt. Der europäische Wärmepumpen-Aktionsplan, der Anfang 2024 erscheinen sollte, hätte unterstützende Maßnahmen in Gang bringen können, die sicherstellen, dass der Sektor sein Potenzial ausschöpft.

Europa schwächelt, USA gehen voran

In der Wärmepumpenbranche arbeiten bereits heute europaweit 160 000 Menschen und es werden beträchtliche Wachstumschancen gesehen.

Tim Geßler

In der Wärmepumpenbranche arbeiten bereits heute europaweit 160 000 Menschen und es werden beträchtliche Wachstumschancen gesehen.

Neue Zahlen zeigen jedoch, dass der Absatz von Wärmepumpen Ende 2023 in ganz Europa zurückgegangen ist. Dies sei sowohl auf die Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen zurückzuführen, die für Unsicherheit bei Verbrauchern und Herstellern gesorgt hätten, als auch auf sinkende Gaspreise, die Wärmepumpen finanziell weniger attraktiv machen.

In den USA, Asien und anderen Regionen hingegen weiten die Regierungen ihre Unterstützung für Wärmepumpentechnologien aus. So hat sich bereits letztes Jahr in den USA eine Klimaallianz aus 25 Bundesstaaten das Ziel gesetzt, bis 2030 20 Millionen Wärmepumpen zu installieren. Dies würde eine Vervierfachung der dortigen Installationsrate erfordern.

Und Ende Januar 2024 haben neun US-Bundesstaaten (Kalifornien, Colorado, Maine, Maryland, Massachusetts, New Jersey, New York, Oregon und Rhode Island) ein Memorandum zur Beschleunigung des Übergangs zu emissionsfreien Wohngebäuden unterzeichnet. Dieses beinhaltet das Ziel, dass es sich bis 2030 bei mindestens 65 % aller ausgelieferten Heizungen, Trinkwassererwärmer und Klimaanlagen um emissionsfreie Wärmepumpen handeln muss. Bis 2040 soll der Anteil auf 90 % steigen.

Wärmepumpen-Aktionsplan unverzüglich veröffentlichen

Der europäische Aktionsplan Wärmepumpen sollte aus Sicht der Hersteller unverzüglich veröffentlicht werden, um eine klare politische Ausrichtung sicherzustellen und die Anschaffung von Wärmepumpen attraktiver zu machen. Dies werde das Vertrauen in Wärmepumpen seitens der Verbraucher, Entscheidungsträger und Industrie stärken und so eine Maximierung und Vervielfachung der bereits getätigten Investitionen ermöglichen.

„Die Europäer werden von einem starken Wärmepumpenmarkt profitieren, von der industriellen Führungsrolle und Arbeitsplätzen bis hin zur Dekarbonisierung und dem Schutz vor volatilen Gaspreisen“, so Martin Forsén, Präsident des europäischen Wärmepumpenverbands (EHPA). „Die Entscheidung der Europäischen Kommission, bei ihrem Aktionsplan auf die Bremse zu treten – genau dann, wenn andere Weltregionen ihre Unterstützung verstärken – ist genau das Gegenteil von dem, was nötig ist. Heute fordern Branchenführer eine rasche Veröffentlichung des Plans, um Europa auf den Weg zu Energieunabhängigkeit und Netto-Null-Wettbewerbsfähigkeit zu bringen.“

Aktionsplan für Wärmepumpen (Heat Pump Action Plan)

Der Aktionsplan soll den verstärkten Einsatz aller Arten von Wärmepumpen in der EU durch diese vier Bausteine unterstützen:

1. Wärmepumpenbeschleuniger (Heat Pump Accelerator)
Partner entlang der gesamten Wertschöpfungskette sollen gemeinsam sicherstellen, dass Wärmepumpen umfassend eingesetzt werden können, ohne die Stabilität des Stromnetzes zu beeinträchtigen.

2. Kommunikation und Kompetenz
Durch gezielte Kommunikation sollen Informationen zu bestehenden Wärmepumpenlösungen und Netzwerken bereitgestellt werden. Eine Kompetenzpartnerschaft soll eine Antwort auf den Fachkräftemangel in der EU geben und die Ausbildung von Fachkräften fördern.

3. Gesetzgebung
Im Rahmen der laufenden Gesetzgebungsarbeit soll ein ausreichend starkes politisches Signal für den Wärmepumpenmarkt gesetzt werden, einschließlich einer schrittweisen Abschaffung fossiler Heizkessel. Dies wird durch verschiedene bestehende politische Initiativen der EU unterstützt.

4. Finanzierung
Um den Zugang zu allen relevanten EU-Förderprogrammen zu erleichtern, soll der Aktionsplan eine Übersicht der Finanzierungsmöglichkeiten für den Einsatz von Wärmepumpen enthalten. Dies gilt sowohl für individuelle Gebäude als auch für Wärmenetze, die Teil von Wärme- und Kälteversorgungskonzepten auf lokaler und regionaler Ebene sind.

Hier können Sie den Brief an EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen (PDF, englisch) herunterladen.

Quelle: EHPA / tg