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Marktdaten

2022-09: Stabiles Geschäftsklima bei Elektro-Handwerken

ZVEH

Mit rund 80 Punkten ist der Geschäftsklimaindex in den Elektro-Handwerken weiterhin hoch. Das ergab die Herbst-Konjunkturumfrage 2022 des ZVEH. Auch die Auftragsbücher sind voll – u. a. weil die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen, Ladeinfrastruktur und Wärmepumpen gestiegen ist. Allerdings macht sich auch der Fachkräftemangel bemerkbar.

Mit dem Kriegsausbruch in der Ukraine erlebt die Welt eine Zeitenwende, die daraus resultierende Energiekrise und die zunehmende Inflation sorgen derzeit für eher pessimistische Konjunkturerwartungen. Umso erstaunlicher sind die Ergebnisse der Herbst-Konjunkturumfrage, die der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationshandwerke (ZVEH) vom 12. bis 16. September 2022 durchführen ließ und an der rund 1200 elektrohandwerkliche Betriebe teilgenommen haben.

Geschäftsklimaindex bei fast 80 Punkten

So gaben immerhin 64,5 % der Betriebe an, über ein gutes Geschäftsklima zu verfügen. Das sind zwar weniger als noch im Frühjahr 2022 (71,3 %) – allerdings erfolgte die Umfrage damals noch vor Ausbruch des Russland-Ukraine-Kriegs. Vor diesem Hintergrund fällt der Rückgang vergleichsweise gering aus. Der Geschäftsklimaindex bleibt so mit 79,5 Punkten weiter hoch (Frühjahr 2022: 83,9).

Ein Grund für die positive Einschätzung der Umfrageteilnehmer ist unter anderem die Entwicklung der Auftragsbestände. Diese stiegen in den letzten Monaten weiter an. So verfügen 58 % % der Elektro-Unternehmen über Aufträge für mehr als zwei Monate; bei 30,8 % von ihnen sind die Auftragsbücher sogar für mehr als vier Monate im Voraus gefüllt.

Die Entwicklung lässt sich unter anderem mit der steigenden Nachfrage nach Leistungen im Bereich erneuerbare Energie erklären. Denn seit Antritt der Ampel-Regierung und mit dem Russland-Ukraine-Krieg wurde das Tempo in Sache Energiewende und Dekarbonisierung deutlich erhöht: Photovoltaik-Anlagen, Wärmepumpen oder auch Speichertechnologien erleben durch die in Folge des Krieges rasant steigenden Energiepreise einen Nachfrage-Boom.

Kehrseite der Auftragszuwächse

Doch die Auftragszuwächse haben auch eine Kehrseite: Viele Betriebe können Aufträge aufgrund fehlenden Materials (Lieferengpässe) nicht so schnell abarbeiten wie gewünscht. Auch fehlt es vielerorts an Mitarbeitern. Den zunehmenden Fachkräftemangel belegt auch die aktuelle Konjunkturumfrage:

ZVEH

So meldeten im September 2022 insgesamt 63,4 % der Betriebe offene Stellen. Gegenüber dem Frühjahr 2022 (63,9 %) ging der Anteil der Unternehmen mit unbesetzten Stellen damit nur geringfügig zurück – und das obwohl zwischenzeitlich die im Frühjahr noch gemeldeten offenen Ausbildungsplätze vielerorts zum Start des neuen Ausbildungsjahres besetzt werden konnten.

Im Vergleich zum Herbst 2021 stieg der Anteil der Unternehmen mit offenen Stellen sogar um 7 Prozentpunkte. Ein klares Indiz dafür, dass in der Branche deutlich mehr Fachkräfte benötigt werden als am Markt vorhanden sind. Neben der demografischen Entwicklung ist vor allem das wachsende Aufgabenspektrum der Elektro-Handwerke im Zuge der Energiewende sowie der fortschreitenden Digitalisierung ausschlaggebend dafür, dass die Nachfrage nach qualifizierten elektrohandwerklichen Fachkräften steigt. Auch dies lässt sich durch die Herbst-Konjunkturumfrage des ZVEH belegen: Gesucht werden neben Auszubildenden, die 17,5 % der unbesetzten Stellen ausmachen, vor allem Gesellen (32,8 %) sowie hochqualifizierte Gesellen (24,7 %).

Unsicherheit dämpft zukünftige Erwartungen

Trotz aktuell guter Wirtschaftssituation, voller Auftragsbücher und positiver Zukunftsaussichten aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung zeigen sich die befragten E-Unternehmen beim Blick Richtung Zukunft deutlich verhaltener.

Hier spielen sicherlich auch die Unsicherheit bezüglich der weiteren Entwicklungen im Russland-Ukraine-Krieg, die Preissteigerungen in allen Lebensbereichen und die Angst vor einer Energiekrise eine wichtige Rolle. Daher wundert es kaum, dass trotz weiterhin hoher Nachfrage nach elektrohandwerklichen Leistungen nur noch 16,3 % der Umfrage-Teilnehmer von einer Verbesserung ihrer Geschäftssituation ausgehen (Frühjahr 2022: 27,7 %). Immerhin 56 % erwarten, dass sich wenig daran ändert (Frühjahr 2022: 62,3 %). Mit 27,7 % gehen nun allerdings fast dreimal so viele Betriebe von einer Verschlechterung aus (Frühjahr 2022: 10,0 %).

Betriebe wollen trotzdem weiter einstellen

Im Widerspruch zu der pessimistischen Zukunftserwartung steht allerdings, dass 25,2 % der Befragten für die kommenden sechs Monate von steigenden Mitarbeiterzahlen ausgehen. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass die Betriebe trotz der gefühlten Unsicherheit doch weiterhin mit starker oder sogar zunehmender Nachfrage rechnen. Die Bewertung der zukünftigen Geschäftslage wäre also möglicherweise stark durch eine rein psychologische Komponente geprägt.

ZVEH

Dass bei den Betrieben aller Bedenken zum Trotz die Weichen auf Wachstum gestellt sind, zeigt auch ein Blick auf die Beschäftigtenzahlen der vergangenen Monate, in denen die Folgen des Ukraine-Kriegs ja durchaus bereits spürbar waren. So konnte jedes fünfte E-Unternehmen zwischen Frühjahr und Herbst 2022 die Zahl seiner Mitarbeiter erhöhen (21,4 %). Damit spiegelt die Umfrage den seit Jahren anhaltenden Branchentrend, dass größere Betriebe bei den Beschäftigtenzahlen kontinuierlich zulegen, während die Zahl der kleinen und Kleinstunternehmen abnimmt.

ZVEH-Hauptgeschäftsführer Ingolf Jakobi: „Unsere aktuelle Umfrage zeigt, dass der Ukraine-Krieg mit seinen Folgen sowie die steigende Inflation bislang nur sehr geringe Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation unserer Innungsbetriebe haben. Unsere Branche erweist sich, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, einmal mehr als relativ krisenfest. Das hat auch damit zu tun, dass den Elektro-Handwerken mit der fortschreitenden Elektrifizierung, mit Energiewende und Digitalisierung eine hohe Bedeutung zukommt und dass das Aufgabenspektrum der Betriebe wächst.“ ■
Quelle: ZVEH / jv

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