Der VBI rät, ein selbstbewusstes Prinzip zu verfolgen: qualitativ hochwertige Ingenieurleistungen nur im Gegenzug für angemessene Honorierungen anzubieten.
Mit Unterstützung des RKW Kompetenzzentrums, RG-Bau, hat der Verband Beratender Ingenieure (VBI) eine Analyse der Planungsbranche durchgeführt. Dabei ist nicht nur ein interessanter Überblick zur Marktsituation für die Planungsbranche entstanden, sondern auch die Argumentation gestärkt worden, um bei politisch Entscheidenden und gegenüber Auftraggebenden wirksam für die Belange der Ingenieurunternehmen einzutreten.
Die Analyse lässt ein Ungleichgewicht zwischen Auftragslage einerseits und Umsatz- und Gehaltsentwicklung andererseits erkennen: Während die Auftragslage in der Planung stark anwächst, entwickeln sich die Umsätze der Planungsbüros kaum.
Dadurch bleibt die Gehaltsentwicklung ebenfalls auf niedrigem Niveau. Dies erzeugt eine Lage, in der die Planungsbüros als Arbeitgeber für die geringe Anzahl an verfügbaren Fachkräften weiter an Attraktivität verlieren. In einer Situation fortschreitenden Fachkräftemangels konkurrieren Planungsunternehmen gegen finanzstärkere Auftraggeber und die Bauindustrie.
„Marktstellung bei Honorarverhandlungen konsequenter nutzen“
Die steigende Nachfrage nach Planungsleistungen und der Fachkräfteengpass an Bauplanenden erfordern ein Umdenken in den Planungsbüros selbst. Der VBI rät, dass Ingenieurunternehmen sich ihrer starken Stellung im Markt bewusster werden und diese Marktstellung bei Honorarverhandlungen konsequenter nutzen.
Die Situation begünstige auch den Trend zur Konzentration in der Planungsbranche: Einer weiterhin stabilen bis ansteigenden Nachfrage nach Planungsleistungen stehe eine sinkende Anzahl von Unternehmen gegenüber, die diese Leistungen anbieten. Auftraggebende erhalten dadurch weniger Angebote auf ihre ausgeschriebenen Projekte.
VBI-Präsident Jörg Thiele appelliert an die Planer, diese Marktlage bewusst zu nutzen: „Die aktuelle Konstellation begünstigt einen Honoraranstieg und sollte die Bietenden dazu ermutigen, ein selbstbewusstes Prinzip zu verfolgen: qualitativ hochwertige Ingenieurleistungen nur im Gegenzug für angemessene Honorierungen anzubieten.
Pauschale Vergütungen von Planungsleistungen, die überwiegend deutlich unter den Sätzen der HOAI liegen, werden weder der Marktsituation noch der Komplexität von Planungsaufgaben gerecht. Eine angemessene Honorierung für qualitätsvolle Planungsleistungen ermöglicht es zudem, Mitarbeitende in Planungsbüros marktgerecht zu entlohnen und sind damit ein entscheidender Faktor für die Fachkräftesicherung in den Planungsunternehmen.“
Der VBI-Branchenreport 2023 steht kostenfrei als PDF-Download zur Verfügung. ■
Quelle: VBI / jv
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