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TGA-Hersteller

Stiebel Eltron trifft Vorberei­tungen für eventuelle Kurzarbeit

Blick auf den Stiebel Eltron Energy Campus in Holzminden.

HHS Planer + Architekten AG , Kassel

Blick auf den Stiebel Eltron Energy Campus in Holzminden.

Aufgrund der derzeit bestehenden Marktschwäche im Bereich Wärmepumpe sind Geschäftsführung und Betriebsrat von Stiebel Eltron in Gesprächen über die Möglichkeit der Kurzarbeit für einen Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Holzmindener Hauptsitz des Unternehmens. Dies hat das Unternehmen am 16. Februar 2024 mitgeteilt. Von der diskutierten Kurzarbeit, die voraussichtlich im März 2024 starten würde, wäre ungefähr ein Drittel der dort gut 2400 Beschäftigten betroffen.

„Die Auftragseingänge für Wärmepumpen sind ab Herbst 2023 spürbar zurückgegangen“, berichtet Dr. Kai Schiefelbein, Vorsitzender der Geschäftsführung. „Das Wachstum des Unternehmens wird dadurch im Moment verzögert. Deswegen halten wir diese temporäre Maßnahme für eine sinnvolle und faire Lösung, mit der die in den vergangenen Monaten und Jahren geschaffenen Arbeitsplätze nicht nur kurzfristig erhalten, sondern dauerhaft gesichert werden können.“

Es wird einige Monate dauern, bis sich der Markt erholt

„Die Aufgeregtheit um das Gebäudeenergiegesetz und die lange unklare Fördersituation haben dazu geführt, dass viele Endverbraucher verunsichert waren und noch sind“, erklärt Schiefelbein. „Auch wenn es nun einen klaren Fahrplan gibt und eine attraktive Förderung besteht, wird es voraussichtlich einige Monate dauern, bis sich der Markt erholt.

Mittelfristig wird Branchenprognosen zufolge der Bedarf an Wärmepumpen in Deutschland, speziell an Luft/Wasser-Wärmepumpen, auf ca. 500 000 bis 700 000 pro Jahr ansteigen. Deswegen ist es weiterhin richtig und wichtig, in den Produktionskapazitätsaufbau zu investieren – die dafür vorgesehenen und teilweise schon begonnen Maßnahmen werden daher nahezu planmäßig weiter umgesetzt.“ ■
Quelle: Stiebel Eltron / jv

TGA-E-Kommentar

Auf einzigartige Möglichkeiten und Chancen der Wärmepumpe fokussieren

Die Nachfragedelle hatte sich spätestens im Herbst 2023 deutlich angekündigt. Schon im Sommer hatten Zulieferer von Kernkomponenten ihre Produktion heruntergefahren. So dürfte auch kaum ein Wärmepumpenanbieter von der augenblicklichen Marktschwäche, die nicht nur Deutschland betrifft, verschon bleiben. Der Zeitpunkt, wann die Auftragsbücher leer laufen, hängt stark davon ab, wie schnell der Hersteller Anfang 2023 diverse Zulieferengpässe abstellen konnte und wie elastisch seine Produktionskapazität ist, bzw. ab wann zusätzlich geschaffene Kapazitäten tatsächlich genutzt worden sind.

„Der Wärmepumpen-Produktionshochlauf ist gesichert!“, hatte Anfang Dezember 2023 Schiefelbein auf Basis einer Bewertung der Pläne von Stiebel Eltron und der Marktbegleiter festgestellt und gleichzeitig gewarnt: „Spannend bleiben der Markthochlauf und die Frage nach den Produktionsstandorten.“ Beim Markthochlauf kann die Branche einiges selbst bewegen. Stiebel Eltron und das Tochterunternehmen tecalor haben schon mit der Fördergarantie ein Ausrufezeichen gesetzt.

Mit Blick auf die Entwicklung in anderen europäischen Ländern ist es zu einfach, auf die Turbulenzen rund um das Gebäudeenergiegesetz zu verweisen. Zwar gab es auch andere Länder mit „Heizungsgesetz-Debatten“ und vorschneller oder stockender Kommunikation zu Förderprogrammen, vielmehr muss man aber einpreisen, dass in den letzten zwei Jahren bereits sehr viele Heizungserneuerungen vorgezogen worden sind. Insbesondere hat jedoch mit sinkenden Energiepreisen und quasi uneingeschränkter Verfügbarkeit von Erdgas der von den Hauseigentümern wahrgenommene Handlungsdruck stark nachgelassen – sodass die Wärmepumpe nicht mehr den Status Problemlöser hat.

Deshalb ist es nun notwendig, die Kommunikation auf die einzigartigen Möglichkeiten und Chancen der Wärmepumpe zu fokussieren, damit sie einen festen Platz auf der Wunschliste von Hauseigentümern bekommt. Neben den originären Funktionen und der Möglichkeit zu kühlen, drängen sich hierfür die (wenn auch zunächst perspektivische) Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage und Stromspeicher sowie die Teilnahme am Energiemärkt auf. Mit Berlin sollte man hingegen leiser diskutieren, wo weitere Hebel möglich sind.

Ein weiterer Aspekt: Die Branche muss in Vorsorge investieren, damit die Effizienzpotenziale der Wärmepumpe auch im Feld sicher erreicht und Abweichungen frühzeitig erkannt werden. Die dann mit hoher Wahrscheinlichkeit folgende Weiterempfehlung ist ein wirklich starker und kostengünstiger Hebel. Jochen Vorländer 

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