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Baumarkt

Baugewerbe erwartet 2022/23 Baukonjunktur-Delle

Calado – stock.adobe.com

Das Baugewerbe erwartet eine Delle in der Baukonjunktur. 2022 werde der Umsatz real um 5,5 % zurückgehen und 2023 noch einmal um real 7 % sinken.

Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) hat seine baukonjunkturellen Erwartungen nach unten korrigiert. Die aktuelle Prognose sieht für 2022 einen Umsatzrückgang (real) von 5,5 % vor, für 2023 wird einen Umsatzrückgang von 7 % prognostiziert.

Sorgenkind ist dabei vor allem der in den letzten Jahren starke Wohnungsbau. Aber auch die beiden anderen Bausparten Wirtschaftsbau und öffentlicher Bau werden als stark rückläufig eingestuft.

Reinhard Quast, Präsident des ZDB: „Der Mix aus steigenden Bau-, Finanzierungs- und Lebenshaltungskosten schlägt zunehmend auf die Nachfrage nach Bauleistungen zurück. Die Baukonjunktur verliert an Schwung. Die Rahmenbedingungen für die Bauwirtschaft haben sich markant verschlechtert und trüben die Aussichten für die Baukonjunktur in 2023 deutlich ein.“

Diese Einschätzung wird von den Mitgliedsunternehmen des deutschen Baugewerbes bestätigt. In der Verbandsumfrage von November 2022 gehen über 60 % der Unternehmen von einer Verschlechterung der Geschäftsentwicklung in den nächsten sechs Monaten aus. Dies betrifft insbesondere die Geschäftserwartungen im Wohnungsbau, dem Stützpfeiler der Baukonjunktur der letzten Jahre. Quasi keines der Unternehmen erwartet hier eine bessere Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten. Aber 74 % der Unternehmen im Wohnungsbau gehen von einer Verschlechterung der Geschäftsentwicklung aus.

Zahl der Beschäftigten könnte 2023 sinken

Diese rückläufige Entwicklung hat laut Quast Konsequenzen für die Beschäftigung am Bau: „Wenn es nicht gelingt, die Rahmenbedingungen für Bauinvestitionen zu stabilisieren, wird erstmalig seit 2009 wieder die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe sinken. Derzeit rechnen wir für 2023 mit ca. 910 000 Beschäftigten nach 917 000 in diesem Jahr.“

Einem stärkeren Rückgang wirkt entgegen, dass die Unternehmen das ohnehin altersbedingte Ausscheiden vieler Mitarbeiter in den nächsten Jahren antizipieren wollen. So will das Baugewerbe weiter stark an der Ausbildung festhalten, 60 % der Unternehmen wollen ihren Lehrlingsbestand halten und 26 % im kommenden Jahr mehr ausbilden.

Entwicklung der baugewerblichen Umsätze im Bauhauptgewerbe (alle Betriebe)

ZDB

Entwicklung der baugewerblichen Umsätze im Bauhauptgewerbe (alle Betriebe)

Wohnungsbau

Aufgrund voller Auftragsbücher zu Jahresbeginn 2022 dürften in diesem Jahr immerhin noch ca. 280 000 Wohnungen fertiggestellt werden. Die Genehmigungszahlen im Neubau weisen allerdings nach unten. Bis zum Jahresende ist daher ein Rückgang bei den Baugenehmigungen um ca. 32 500 Wohnungen gegenüber dem Vorjahr zu erwarten.

Quast: „Vor diesem Hintergrund rechnen wir für 2023 mit der Fertigstellung von ca. 245 000 Wohnungen, was einem Minus von 12,5 % gleichkommt. Stützend wirken hier zunächst noch die hohen Auftragsbestände. In 2024 wird sich die derzeitige Zurückhaltung bei den Investitionsentscheidungen noch deutlicher bei den Baufertigstellungen bemerkbar machen.“ Darum geht der Verband von einem Rückgang des Umsatzes im Wohnungsbau von 4,5 % in 2022 und von 10 % im Jahr 2023 aus. Einem stärkeren Einbruch wirkt die Nachfrage nach Sanierungen entgegen.

Deshalb fordern wir auch, die Förderbedingungen zeitnah, auskömmlich und niedrigschwellig zu gestalten. Es braucht schnell Klarheit über die konkrete Ausgestaltung der Förderprogramme. Dabei sollte das Fördervolumen der Vorjahre gehalten werden. Die geplante Bindung der Neubauförderung an das EH-40-Niveau halten wir für zu ambitioniert. Wir begrüßen die generelle Erhöhung der AfA im Mietwohnungsbau von 2 auf 3 5 sowie die ‚Wiedereinsetzung‘ der Sonder-Afa im Mietwohnungsbau zum 1. Januar 2023, halten jedoch die Bindung an das EH-40-Niveau für zu ambitioniert.“

Wirtschaftsbau

Die Investitionen im Wirtschaftsbau sind vor allem durch die Konjunkturaussichten der deutschen Volkswirtschaft und damit durch die vorherrschende hohe Unsicherheit geprägt. Auch die Baukostenentwicklung wirkt bremsend auf die Nachfrage nach Gewerbebauten. Die rückläufige Orderentwicklung lässt in den nächsten Monaten eine rückläufige Umsatzentwicklung erwarten.

Vor diesem Hintergrund fallen die Umsätze im Wirtschaftsbau im Jahr 2022 voraussichtlich damit real um 5 % niedriger aus als in 2021. Für 2023 rechnet der ZDB im Wirtschaftsbau mit einem weiteren realen Rückgang beim Umsatz um 6 %.

Öffentlicher Bau

Die Kommunen, der anteilsstärkste öffentliche Auftraggeber, erwarten in den kommenden Jahren einen starken Anstieg ihrer laufenden Sach- und Personalaufwendungen sowie Sozialausgaben, der nicht durch den Anstieg der prognostizierten Steuereinnahmen gedeckt ist, so Quast. Es sei zu befürchten, dass sie deshalb ihre Investitionen in 2023 nicht ausweiten können. Und die Investitionen des Bundes in die Infrastruktur erreichen im laufenden Jahr offensichtlich nicht die eigenen Zielvorgaben. Insbesondere der avisierte Aufwuchs beim Brückensanierungsprogramm zeige sich in der Praxis nicht. „Wir sehen darum die Gefahr, dass die geplanten Budgets nicht vollständig am Markt platziert werden“, so Quast.

Für 2022 rechnet der Verband im öffentlichen Bau mit real um 7 % fallenden Umsätzen und erwartet einen weiteren Umsatzrückgang in 2023 von 4,5 %. Quast fordert, dass auch der Staat in seine Infrastruktur investieren müsse. „Wir erwarten, dass die öffentliche Hand ihre Hausaufgaben macht und die ihr zur Verfügung stehenden Mittel in entsprechende Maßnahmen und Aufträge umsetzt.“

„Wir brauchen jetzt kluge Investitionsanreize“

Quast betonte, dass man zwar eine Delle in der Baukonjunktur in diesem und im kommenden Jahr erwarte, die die Betriebe hätten aber in vergangenen Jahren ihr Eigenkapital gestärkt. „Mit dem Saison-Kurzarbeitergeld kommen sie darüber hinaus gut über den Winter und können so auch eine Delle verkraften. Aber wir brauchen jetzt kluge Investitionsanreize sowie öffentliche Investitionen damit es bei der Delle bleibt und damit wir unsere Fachkräfte in der Branche halten können. Denn die Baubedarfe sind ja unbestritten da, egal ob Infrastruktur, Wohnungsbau oder energetische Sanierung.“ ■
Quelle: ZDB / jv

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