Die Netzentgelte für Strom steigen zum Jahreswechsel 2023/24 um 11 % auf ein neues Rekordhoch. Die Gasnetzgebühren sinken auf hohem Niveau nur leicht um 1,4 %.
Eine Analyse des Vergleichsportals Verivox kommt auf Basis der vorläufigen Netznutzungsentgelte zu dem Ergebnis, dass die Netzgebühren für Strom 2024 auf ein neues Allzeithoch steigen. Bei einem Jahresverbrauch von 4000 kWh werden künftig durchschnittlich 395 Euro netto (also rund 9,9 Ct/kWh) für die Nutzung der Stromnetze fällig. Das entspricht einem Plus von 11 % bzw. Mehrkosten von 40 Euro/a.
Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox: „Die Netzentgelte für Strom steigen beständig an. Im kommenden Jahr müssen Haushalte bereits ein Drittel höhere Netzkosten als noch im Jahr 2022 schultern. Der im Zuge der Energiewende dringend notwendige Netzausbau wird wohl auch in Zukunft einer der stärksten Strompreistreiber sein.“
Besonders stark steigen die Stromnetzgebühren mit 18 % in Bremen. Für einen Dreipersonenhaushalt bedeutet das Mehrkosten von 44 Euro netto. In Bayern (plus 55 Euro) und Nordrhein-Westfalen (plus 59 Euro) beläuft sich das Kostenplus auf jeweils 17 %. Auch in Thüringen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz (jeweils 14 %) legen die Netzkosten überdurchschnittlich stark zu.
In Brandenburg (− 4 %) und in Mecklenburg-Vorpommern (− 2 %) sinken die Netzentgelte für Strom im kommenden Jahr. In den neuen Bundesländern steigen die Stromnetzentgelte mit rund 5 % deutlich weniger als in den alten Ländern (plus 13 %). Trotzdem werden Verbraucher in Ostdeutschland im Jahr 2024 mit durchschnittlich 407 Euro knapp 4 % höhere Netzkosten haben als Verbraucher im Westen (393 Euro).
Gasnetzgebühren entwickeln sich sehr unterschiedlich
Die Gasnetzgebühren sinken im kommenden Jahr leicht um 1,4 %. Bei einem Verbrauch von 20 000 kWh/a liegen die Netzkosten 2024 bundesweit voraussichtlich bei 386 Euro netto. Das entspricht einer Entlastung von 5 Euro/a.
Verbraucher werden regional unterschiedlich stark entlastet: Die größte Senkung gibt es in Hamburg mit einem Minus von 22 %. Das entspricht einem jährlichen Abschlag von 88 Euro. In Berlin sinken die Gasnetzgebühren um 14 % (− 49 Euro), in Sachsen-Anhalt (− 22 Euro) und Bremen (− 20 Euro) um jeweils rund 5 %.
In den neuen Bundesländern sinken die Gasnetzentgelte mit knapp 3 % deutlich stärker als in den alten Ländern (− 1 %). Dennoch zahlen Verbraucher in Ostdeutschland mit durchschnittlich 415 Euro im Jahr 2024 rund 9 % höhere Netzgebühren als Verbraucher im Westen (380 Euro).
In einigen Bundesländern sind steigende Netzkosten zu verzeichnen. Im Saarland steigen die Netzentgelte für Gas um rund 8 %, was einer Mehrbelastung von 28 Euro entspricht. In Schleswig-Holstein legen die Netzkosten um knapp 4 % zu (plus 15 Euro), in Nordrhein-Westfalen um knapp 2 % (plus 6 Euro).
Storck: „Zumindest bei den Netzkosten ist beim Gas im kommenden Jahr nicht mit weiter steigenden Preisen zu rechnen. Allerdings könnte der Wegfall der reduzierten Mehrwertsteuer trotzdem zum Jahreswechsel für einen Anstieg der Gaspreise sorgen.“
Methodik: Verivox hat die vorläufigen Netzentgelte für das Jahr 2024 ausgewertet, die von den Netzbetreibern Mitte Oktober 2023 veröffentlicht werden. Die bis dato ausgewerteten Netzbetreiber decken bei Gas 92 % und bei Strom 91 % aller Haushalte in Deutschland ab. Netznutzungsentgelte werden für Ausbau und Instandhaltung der Leitungen erhoben. Auch die Kosten für Zählerinstallation, Ablesung und Abrechnung sind darin enthalten. Sie werden gemeinsam von den Verbrauchern im jeweiligen Verteilnetz getragen. ■
Quelle: Verivox / jv
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