Die Energiekrise hat immer stärkere finanzielle Auswirkungen auf die Haushalte. Anfang 2023 erhöhen hunderte regionale Energieversorger ihre Preise für Strom und Erdgas kräftig.
Laut einer Analyse des Vergleichsportals Verivox rollt bei Strom und Erdgas eine Preiserhöhungswelle auf Millionen Haushaltskunden zu (zur Methodik siehe unten).
Für Strom haben örtliche Grundversorger zum Jahreswechsel 2022/23 insgesamt 137 Strompreiserhöhungen um durchschnittlich 61 % angekündigt. Für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem Strombezug von 4000 kWh/a entspricht das Mehrkosten von rund 784 Euro/a.
Auch die Gaspreise der örtlichen Anbieter steigen im neuen Jahr weiter an. Für Januar 2023 haben regionale Grundversorger insgesamt 167 Gaspreiserhöhungen um durchschnittlich 54 % angekündigt. Für ein Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20 000 kWh steigen die Heizkosten um rund 1247 Euro/a.
Bei den genannten Mehrkosten sind die von der Bundesregierung angekündigten Gas- und Strompreisbremsen noch nicht berücksichtigt.
Warum werden die Preise so stark erhöht?
Gründe für die starken Preissteigerungen sind die hohen Großhandelspreise für Strom und Gas im Zuge der Energiekrise sowie ein deutlicher Anstieg der Netzgebühren in beiden Bereichen.
Bei einem Verbrauch von 4000 kWh/a steigen die Stromnetzkosten im Jahr 2023 voraussichtlich bundesweit von 303 Euro auf 360 Euro an. Das entspricht einem Preisanstieg von 19 % und Mehrkosten von 57 Euro/a.
Zum Jahreswechsel steigen für einen Musterhaushalt in einem Einfamilienhaus mit einem Verbrauch von 20 000 kWh/a die Gasnetzgebühren im bundesweiten Durchschnitt ebenfalls deutlich um rund 18 % auf 390 Euro/a netto an. Das entspricht Mehrkosten von rund 61 Euro/a für den Musterhaushalt.
Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox: „Mit dem Preisanstieg bei den örtlichen Grundversorgungstarifen kommen die Kosten der Energiekrise bei immer mehr Haushalten an. Die Versorger geben das hohe Preisniveau im Großhandel und die steigenden Netzgebühren weiter. Die geplanten Strom- und Gaspreisbremsen können zwar für Entlastung sorgen, die Folgen der Energiepreisexplosion werden dadurch jedoch nur abgedämpft. Das Preisniveau für Energie ist historisch hoch und schmälert die Kaufkraft der Haushalte.“
Strom- und Gaspreise sind bereits 2022 stark gestiegen
Im Januar 2022 lag der Strompreis für einen Strombezug von 4000 kWh/a im örtlichen Grundversorgungstarif noch bei durchschnittlich 1406 Euro/a (35,15 Ct/kWh).
Im November 2022 liegt der Strompreis für einen Strombezug von 4000 kWh/a im örtlichen Grundversorgungstarif bei durchschnittlich 1477 Euro/a (36,93 Ct/kWh) – das entspricht einer Steigerung von rund 5 %. Dieser Anstieg erscheint vergleichsweise moderat, doch wurde zum Juli 2022 die EEG-Umlage von 3,72 Ct/kWh zuzüglich MwSt. abgeschafft. Würde die EEG immer noch fällig werden, würden der Durchschnittspreis im November bei 1654 Euro/a (41,35 Ct/kWh) und der Preisanstieg bei 18 % liegen.
Im örtlichen Grundversorgungstarif für Erdgas lagen die bundesweit durchschnittlichen Kosten für 20 000 kWh/a im Januar 2022 noch bei 1954 Euro/a (9,77 Ct/kWh), im November 2022 liegen sie bei 2737 Euro/a (13,69 Ct/kWh), was einem Anstieg von 40 % entspricht. Hier hat sich die Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 % ab Oktober 2022 preisdämpfend ausgewirkt. Würden immer noch 19 % fällig werden, lägen der Durchschnittspreis im November bei 3044 Euro/a (15,22 Ct/kWh) und der Preisanstieg bei 56 %.
Zur Methodik: Verivox hat die verfügbaren veröffentlichungspflichtigen Gas- und Strompreise für Bestandskunden der rund 700 örtlichen Gas- Grundversorger und der rund 800 örtlichen Strom-Grundversorger in Deutschland ausgewertet. Verivox hat seine Studie am 18. November 2022 veröffentlicht. Allerdings hatten die Energieversorger noch bis zum 20. November 2022 Zeit, um Preisänderungen zum kommenden Jahreswechsel bekannt zu geben. ■
Quelle: Verivox / jv
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