Nach dem Inkrafttreten der GEG-Novelle ist der Absatz von Wärmeerzeugern rückläufig. Am stärksten betroffen ist der Absatz von Gas-Heizungen.
Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) hat am 9. Juli 2024 Absatzzahlen der Hersteller von Wärmeerzeugern bis Ende Mai 2024 veröffentlicht. Sie zeigen, dass bis zu diesem Zeitpunkt die nach dem Inkrafttreten des Gebäudeenergiegesetzes erwartete Nachfragedelle noch anhält: Der Absatz für neue Heizungen ist in den ersten 5 Monaten 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitrum um 39 % gesunken.
Anmerkung der Redaktion: Der Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum ist üblich. Anfang 2023 existierten jedoch besondere Bedingungen. Aufgrund von Lieferengpässe im Jahr 2022 konnten insbesondere im Segment Wärmepumpen viele Bestellungen erst im Frühjahr 2023 bedient werden, sodass in diesem Zeitraum der Absatz („Gerät wird vom Hersteller ausgeliefert“) nicht der zu diesem Zeitpunkt tatsächlich existierenden Nachfrage („Auftrag des Endkunden“ bzw. „Einbau“) entsprochen hat.Siehe auch: Boom bei Öl und Gas oder doch ein Wärmepumpenhochlauf? Schätzungsweise 80 000 Wärmepumpen standen zum Jahreswechsel 2023/24 branchenweit noch in den Regalen.
BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt: „Die letztjährige Debatte um das Gebäudeenergiegesetz wirkt bei den Menschen nach. Die Verunsicherung in puncto Heizungsmodernisierung ist immer noch groß.“ Zudem ist nach Auffassung des BDH bei Hauseigentümern noch zu wenig bekannt, welche technischen Lösungen das Gesetz zulässt. Das gelte auch für die Chancen der neu ausgerichteten Förderung.
Vergleich zum Vorjahreszeitraum
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fällt der Absatz von Wärmepumpen im Zeitraum Januar bis Mai 2024 mit einem Rückgang um 52 % besonders deutlich aus (vergleiche Anmerkung), abgesetzt wurden nur 74 000 Geräte. Das liegt aus Herstellersicht weit unter den Erwartungen, die sich aufgrund der geplanten Installation von 500 000 Wärmepumpen pro Jahr ab 2024 ergeben würden. Bei einer gleichmäßigen Verteilung auf alle Kalendermonate würde sich ein Absatz von Januar bis Mai von 208 300 Wärmepumpen ergeben. In diesem Kontext haben die Wärmepumpenhersteller hohe Investitionen getätigt, um zusätzliche Produktionskapazitäten aufzubauen.
Die aktuelle Prognose der Heizungsindustrie geht davon aus, dass sie im Jahr 2024 in Deutschland lediglich bis zu 200 000 Wärmepumpen absetzen kann. Verteilt man die Differenz zum erreichten Absatz auf die verbleibenden 7 Monate, entspricht dies einer durchschnittlichen Auslieferung von 18 000 Wärmepumpen pro Monat (Januar bis Mai: 14 800 Wärmepumpen/Monat). Das politisch angestrebte Soll liegt bei 41 500 Wärmepumpen/Monat.
Den höchsten Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gab es von Januar bis Mai 2024 bei holzbasierten Heizungen. Insgesamt ging der Absatz von Biomasse-Heizungen um 79 % zurück. Innerhalb dieses Segments schrumpfte der Absatz von Pellet-Heizungen sogar um 81 % auf 4000 abgesetzte Geräte.
Der „Absturz“ kommt erst noch
Im Vergleich der ersten fünf 2024er-Monate untereinander ist insbesondere der schwindende Absatz von Gas-Heizungen sichtbar, bei Öl-Heizungen gibt es eine steigende Tendenz, bei Wärmepumpen ist sie relativ stabil und bei Biomasse-Heizungen auf geringem Niveau steigend. Bei Wärmepumpen und Biomasse-Heizungen ist zu erwarten, dass sich das Ankommen der Heizungsförderung im Markt in den kommenden Monaten auch beim Absatz stärker bemerkbar macht.
Was bereits nach fünf Monaten deutlich ist: Der Halbjahresvergleich 2024 wird noch einmal erheblich schlechtere Wert liefern. Denn der Juni 2023 war für die Heizungsindustrie besonders absatzstark, es wurden rund 84 000 Gas-Heizungen (Mai 2024: 26 500), etwa 10 000 Öl-Heizungen (Mai 2024: 9000) und ca. 42 500 Wärmepumpen (Mai 2024: 15 000) ausgeliefert.
Vergleich zu einem linearisierten Jahr 2021
Der Markt für Wärmeerzeuger war in den letzten Jahren von unterschiedlichen Einflüssen geprägt, sodass relativ kurze Vergleichszeiträume ein Zerrbild zeichnen können. Nimmt man den Wärmeerzeugerabsatz im Kalenderjahr 2021 an, ist diese Referenz ein Zeitraum mit dem höchsten Absatz von 929 000 Geräten in der vorherigen 20 Jahren und einer Absatzsteigerung gegenüber dem Vorjahr von 10 % (es folgten 2022 mit + 5,5 % und 2023 mit + 33,5 %, siehe: Wärmeerzeuger, Marktentwicklung in Deutschland, 2000 bis 2023).
Verteilt man den Absatz im Jahr 2021 gleichmäßig auf alle Kalendermonate, ergibt sich für den Zeitraum Januar bis Mai 2024 gegenüber einer rechnerischen Vergleichsperiode „5/12 des Jahres 2021“ für die Segmente folgende Entwicklung:
● Gas-Heizungen: − 28,3 %
● Öl-Heizungen: + 150 %
● Wärmepumpen: + 15,2 %
● Biomasse-Heizungen: − 74,8 %
Schwache Nachfrage auch bei Systemkomponenten
Eine negative Absatzentwicklung gibt es in den ersten 5 Monaten 2024 auch bei praktisch allen heiztechnischen Systemkomponenten. So setzten die Hersteller 58 % weniger solarthermische Kollektorfläche und 50 % weniger Wohnungslüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung ab. Auch Heizkörper und Fußbodenheizungen verzeichnen Rückgänge von 6 % und 11 %.
Aufgrund der Absatzschwäche fordert der BDH die Politik auf, schnellstmöglich Maßnahmen zu ergreifen. Vor allem fordert der Verband gemeinsam mit weiteren Marktpartnern eine breit angelegte Kommunikationskampagne. Die Verbraucher würden jetzt klare Informationen über die nun bestehenden Rahmenbedingungen benötigen. Nur so könne die Verunsicherung abgebaut und verloren gegangenes Vertrauen in die Heizungsmodernisierung zurückgewonnen werden. ■
Quelle: BDH / jv
Der Artikel gehört zur TGA+E-Themenseite TGA-Marktdaten
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