Planungsbüros sind im Kampf um Fachkräfte benachteiligt: Die Verdienstmöglichkeiten in Ingenieurbüros liegen weit unter denen in konkurrierenden Branchen. Der VBI fordert deshalb einen signifikanten HOAI-Sofortzuschlag.
Eine aktuelle Gehaltsumfrage unter Ingenieuren in Deutschland lässt aufhorchen: Die Gehälter steigen aufgrund des eklatanten Fachkräftemangels erneut an – und wieder sind es die Planungsunternehmen, die ihren Mitarbeitenden nur Gehälter anbieten können, die weit unter den Verdienstmöglichkeiten in den konkurrierenden Branchen liegen. Einzig Fach- und Projektingenieure im Baugewerbe verdienen im Median etwas weniger als ihre Kolleginnen und Kollegen in Ingenieur- und Planungsbüros.
Die Umfrage, die der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) regelmäßig durchführt, liefert verlässliche Daten aus der Praxis. Die neueste Umfrage mit 4739 Beteiligten bestätigt einen Trend, der schon lange zu beobachten ist und von der aktuellen VBI-Branchenanalyse 2023 untermauert wird: Trotz hoher Nachfrage nach Ingenieurleistungen in der Bauplanung und -überwachung stagnieren die Honorarumsätze der Planungsbüros.
„Unerklärliche Entwicklung“
Das ist für den Verband Beratender Ingenieure VBI umso unerklärlicher als Ingenieurleistungen für die Bewältigung des Sanierungsstaus in der Infrastruktur, der ambitionierten Ziele der Bunderegierung im Wohnungsbau und für die Umsetzung der Energiewende in hohem Maße benötigt werden. Planungsleistungen sind die Voraussetzung, um Investitionen aus privater wie öffentlicher Hand in konkrete Projekte umsetzen zu können.
Dabei wächst der Mangel an Fachkräften im Ingenieurwesen weiter, wie der aktuelle Ingenieurmonitor des Instituts der Deutschen Wirtschaft und VDI aus dem ersten Quartal 2023 zeigt. 456 offene Stellen kommen auf 100 Arbeitssuchende in Ingenieur- und Informatikberufen. Die größten Engpässe bestehen bei den Ingenieurberufen Energie- und Elektrotechnik, gefolgt von den Bereichen Bau, Vermessung, Gebäudetechnik sowie Architektur.
„An letzter Stelle in der harten Konkurrenz“
Ingenieur- und Planungsbüros melden derzeit 11 324 unbesetzte Stellen an die Bundesagentur für Arbeit. Wie die VDI-Gehaltsumfrage erneut dokumentiert, stehen sie dabei an letzter Stelle in der harten Konkurrenz mit Arbeitgebern wie der öffentlichen Hand, Energieversorgern oder der Industrie.
Deshalb appelliert der VBI an die Politik, die Honorare für Planungsleistungen endlich den Marktgegebenheiten anzupassen, damit Ingenieurleistungen angemessen entlohnt werden. Der VBI hat seine Forderung nach einem signifikanten Sofortzuschlag, bis die vorgesehene Novellierung der HOAI in Kraft tritt, erneuert.
Fachkräftesicherung nur durch marktgerechte Gehälter
Laut VBI müsse mit der Novellierung der HOAI die Honorierung von Ingenieurleistungen erheblich angehoben werden, um die Branche weiter wettbewerbsfähig zu halten. Hierzu hat der Ausschuss der Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten für die Honorarordnung (AHO) unter Mitwirkung des VBI konkrete Vorschläge an den Gesetzgeber gemacht. Vor dem Hintergrund einer sich weiter eintrübenden Konjunktur muss jetzt gehandelt werden, fordert VBI-Präsident Jörg Thiele:
„Pauschale Vergütungen von Planungsleistungen, die überwiegend noch deutlich unter den Sätzen der HOAI liegen, werden weder der Marktsituation noch der Komplexität von Planungsaufgaben gerecht. Eine angemessene Honorierung für qualitätsvolle Planungsleistungen ist notwendig, um Mitarbeitende in Planungsbüros marktgerecht zu entlohnen und ist somit ein entscheidender Faktor für die Fachkräftesicherung in den Planungsunternehmen.“ ■
Quelle: VBI / jv
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