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Anfang März 2025 ist unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) ein Pilotprojekt zum netzdienlichen bidirektionalen Laden von Elektroautos gestartet worden.
Bidirektionales Laden von Elektroautos bietet große Potenziale die Energiewende günstiger zu machen und in großem Umfang temporär Netzlast abdecken. Eine kürzlich von E.on veröffentlichte Musterrechnung verdeutlich dies: Der Stromverbrauch eines Haushalts (ohne Elektrische Wärmeerzeugung und ohne Ladestrom) beträgt zwischen 17:30 und 5:30 Uhr rund 3,1 kWh (das entspricht einer durchschnittlichen Leistung von 260 W). Ein bidirektional-fähiges Auto, das über eine bidirektionale Wallbox verbunden ist und 60 % seiner Akku-Kapazität (also 36,6 kWh) freigibt, könnte in diesem Zeitraum rechnerisch fast 11 Durchschnittshaushalte mit Strom versorgen, wenn man einen Umwandlungsverlust von 10 % annimmt. Das Potenzial geht aber über die Lastverschiebung hinaus.
Das nun gestartete Projekt wird vollständig von der Industrie finanziert. Beteiligt sind die Unternehmen Bayernwerk Netz GmbH, BMW, EWE Netz, Lechwerke AG, Maingau Energie, Octopus Energy, TenneT, The Mobility House und TransnetBW. Projektziel ist es, erstmalig smartes und bidirektionales Laden stromnetzdienlich auf allen Netzebenen zugleich zu steuern.
Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck: „Zukünftig sollen E-Autos nicht mehr nur Strom tanken, sondern ihn bei Bedarf auch wieder zurück ins Netz geben. So wird die E-Mobilität dazu beitragen, die Stromnetze deutlich besser auszulasten und die Stromkosten für Wirtschaft und Verbraucher zu senken. Das Pilotprojekt der Industrie geht jetzt den entscheidenden Schritt, von der Theorie in die Praxis. Das Ziel ist, dass das Projekt Schule macht und das bidirektionale Laden in Deutschland schnellstmöglich Realität wird. E-Auto-Besitzer können dann unter dem Strich sogar Geld mit dem Stromverkauf verdienen, anstatt für das Stromtanken zu bezahlen.“
Laden mit Überschussstrom, entladen bei hoher Nachfrage
Das Pilotprojekt setzt in den nächsten sechs Monaten mehrere innovative Konzepte im Zusammenspiel des Ladens von E-Autos mit dem Stromsystem um. Be- und Entladevorgänge von bidirektionalen E-Autos sollen netz- und marktdienlich gesteuert werden.
Das heißt: E-Autos sollen insbesondere dann geladen werden, wenn Wind und Sonne im Überfluss verfügbar sind und dann Strom zurück ins Netz speisen, wenn die Nachfrage hoch ist oder die Netze stabilisiert werden müssen. Dabei wird der Zustand der Netze auf allen Ebenen in die Optimierung der Ladevorgänge einbezogen. So sollen erstmalig alle Stromnetzebenen zugleich optimiert und besser ausgelastet werden. In der Breite umgesetzt soll das bidirektionale Laden zukünftig den Netzausbau und die Stromkosten senken.
Mit Bayernwerk Netz, EWE Netz und Lechwerke nehmen drei der größten deutschen Verteilnetzbetreiber mit knapp 10 % der Marktlokationen in der Niederspannung am Pilotprojekt teil. Auf der Übertragungsnetzebene decken TenneT TSO und TransnetBW gut die Hälfte des deutschen Übertragungsnetzes ab.
Das System optimiert nach Auslastung und Strompreis
Im Rahmen der Pilotierung legen die Kunden per App fest, bis wann ihre Autos den angestrebten Ladezustand erreichen sollen. Den Rest erledigt das System. Es steuert die Stromflüsse digital so, dass die Stromnetze und die Kosten optimiert werden, denn neben der Netzauslastung wird auch der Strompreis in die Optimierung der Ladevorgänge einbezogen. Kunden profitieren dadurch von niedrigen Ladestrompreisen, die besonders dann auftreten, wenn Solar- und Windparks besonders stark ins Netz einspeisen. Dadurch kann der Anteil an erneuerbaren Energien im Gesamtsystem erhöht werden: Eine Win-Win-Win Situation für Wirtschaft, Verbraucher und Klima.
Das Pilotprojekt wird von den beteiligten Unternehmen finanziert, von dem Innovationszentrum der TU München „UnternehmerTUM“ koordiniert und unter der Begleitung der „European Coalition of the Willing for Bidirectional Charging“ umgesetzt. Ziel ist es, binnen sechs Monaten die ersten netz- und marktdienlichen Ladevorgänge in der Praxis zu demonstrieren und dabei die im Rahmen der „European Coalition of the Willing on Bidirectional Charging“ erarbeiteten Grundlagen in der Praxis anzuwenden. ■
Quelle: BMWK / jv
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