Als erstes Mitgliedsunternehmen des europäischen Industrieverbands für Gebäudeautomation (eu.bac) hat Thermozyklus die Zertifizierung AA für ihr Fußbodenheizungs-Regelungssystem erhalten. Auch das Einzelraum-Regelungssystem für Radiatoren wurde mit der aktuell höchsten erreichbaren Energieeffizienzklasse AA ausgezeichnet.
Das autoadaptive Einzelraumregelungssystem erreicht nach dem eu.bac-Test- und Zertifizierungsprogramm eine Regelgüte von Ca = 0,5 K für die Anwendung „Fußbodenheizung“ und Ca = 0,2 K für Radiatoren. Der Ca-Wert (Control accuracy) steht für die Temperaturgenauigkeit und Schnelligkeit, mit der ein Regelungssystem die Solltemperatur einhält beziehungsweise auf Sollwertabweichungen reagiert. Die hohe Regelgenauigkeit der Einzelraum- bzw. Zonenregelung von Thermozyklus resultiert aus einer kontinuierlichen Messung der Raumtemperatur zur Weiterverarbeitung in der Zentraleinheit und zum Abgleich mit der Regelungshistorie des Raums (Lerneffekt).
Die freiwillige eu.bac-Zertifizierung basiert auf der europäischen Norm EN 15500 „Automation von HLK-Anwendungen – Elektronische Regel- und Steuereinrichtungen für einzelne Räume und Zonen“ mit Darstellung der Ergebnisse als Systemlabel nach EN 15232 „Energieeffizienz in Gebäuden – Einfluss von Gebäudeautomation und Gebäudemanagement“. Neben der Prüfung der Qualität und der Energieeffizienz sind die Regelgenauigkeit und die Regelgüte entscheidende Kriterien bei der Erteilung des eu.bac-Zertifikats. Bei der Erstzertifizierung eines Unternehmens wird auch die Qualität der Produktion sowie die Einhaltung von Produktionsstandards überprüft.
Automation wird Bestandteil des Energieausweises
eu.bac-zertifizierte Regelungen und Gebäudeautomationen werden in Deutschland noch wenig nachgefragt. Marktbeobachter sehen den Grund dafür in der bislang fehlenden Abbildung von hocheffizienten Gebäudeautomations- und Regelungssystemen in den Bilanzierungsverfahren zur Berechnung des Jahres-Primärenergiebedarfs.
Das könnte sich jedoch in den nächsten Jahren ändern. Mit dem Inkrafttreten der EnEV 2014 am 1. Mai 2014 ist die Automation (Raum, Gebäude, einzelne Geräte) erstmals Bestandteil des Energieausweises und des Berechnungsverfahrens nach DIN V 18599 „Energetische Bewertung von Gebäuden …, Teil 11: Gebäudeautomation“.
Raumtemperaturregelungen sind sowohl in der EnEV 2014 (Anlage 1, Tabelle 1, Zeile 5 bzw. § 14) als auch in DIN V 18599-11 (Tabelle 3, Nr. 1 – 7) expliziert aufgeführt. Allerdings haben die meisten Anbieter von Berechnungssoftware diesen Aspekt bislang nicht aufgegriffen oder erachteten den Nutzen von Automationseinrichtungen bei der Gesamtbilanzierung der Gebäudeenergieeffizienz als zu gering. Das könnte aus Sicht von Thermozyklus einer der Gründe sein, weshalb in Deutschland die Zertifizierung von Automationssystemen nach eu.bacCert von TGA- und Elektroplanern bislang wenig beachtet wird.
In Frankreich sind die Ingenieurbüros schon weiter
Im Gegensatz dazu sind in Frankreich die Ca-Werte von Regelungssystemen und damit die Zertifizierung nach eu.bac aufgrund der fachlichen Autorität der staatlichen Zertifizierungsstelle Centre Scientifique Technique du Bâtiment (CSTB) eine ganz selbstverständliche Entscheidungsgrundlage im Planungsalltag. Thermozyklus-Geschäftsführer Hans Belling sieht die Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich bei der Gebäudeenergieeffizienz von Raum- und Zonenregelungssystemen so: „In Frankreich geht kein Ingenieurbüro an den strikten Empfehlungen des staatlichen Zertifizierungsinstitutes vorbei – während wir hier in Deutschland den Empfehlungen erst dann Gehör schenken, wenn sie durch die Praxis bestätigt werden. Die ersten Ergebnisse aus dem französischen Umfeld – gerade im Fußbodenbereich – sind sehr vielversprechend. Die Fußbodenheizung bekommt bei den energetischen Berechnungen endlich wieder den verdienten Anschluss an andere Heizsysteme.“
74 % der Automationssysteme sind falsch eingestellt
Wie wichtig zertifizierte Automationssysteme bei der Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie sind, zeigt eine Untersuchung der EU-Kommission: Demnach wird rund 50 % der in Gebäuden verbrauchten Energie vergeudet. Mit zu den Ursachen zählen nicht korrekt eingestellte beziehungsweise ungenau arbeitende Automationssysteme; etwa 74 % sollen mit fehlerhaften Reglervorgaben arbeiten. Aber auch der Nutzer müsse stärker in die Pflicht genommen werden: Rund 25 % des Energieverbrauchs könne durch eine stärkere Motivation und Information der Endverbraucher eingespart werden, so die EU-Kommission. ■