Welchen Beitrag kann intelligente Steuerung zur Sicherstellung der Netzstabilität leisten? Dieser Frage gehen die Stadtwerke Saarbrücken, co.met und die Hager Group in einem gemeinsamen Innovationsprojekt nach: In einer Testumgebung werden dazu Komponenten eines Smart Grid aufgebaut, um das intelligente Zusammenspiel von Stromnetz, Gebäuden und deren Nutzern kontrolliert erproben und weiterentwickeln zu können.
Der Artikel kompakt zusammengefasst
■ Durch die Elektrifizierung der Mobilität und der Wärmeerzeugung werden die elektrischen Verteilnetze künftig stärker belastet.
■ Um Lastspitzen und einen Ausbau der Netze auf diesen nur kurzzeitig auftretenden Betriebszustand zu vermeiden, müssen die Verteilnetzbetreiber steuernd eingreifen können.
■ In Saarbrücken wird nun im Rahmen eines Innovationsprojekts erprobt, wie das Eingreifen mithilfe von Leistungsbezugswerten intelligent gesteuert erfolgen kann – damit im Idealfall die Stromkunden Einschränkungen gar nicht spüren.
Anfang 2024 tritt der angepasste § 14a Energiewirtschaftsgesetz (EnWG, bisher: „Netzorientierte Steuerung von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen und steuerbaren Netzanschlüssen; Festlegungskompetenzen“) in Kraft. Er verpflichtet Verteilnetzbetreiber zur Messung und proaktiven Steuerung im Niederspannungsnetz. Der Gesetzgeber möchte die zeitlich befristete Reduzierung des Strombezugs aus dem Netz über das neue EnWG regeln und fordert die Stadtwerke und Netzbetreiber dazu auf, diese Vorgaben pragmatisch umzusetzen.
„Um einen sicheren Netzbetrieb aufrecht zu erhalten, müssen wir als Verteilnetzbetreiber bei Bedarf steuernd eingreifen können“, erklärt Frank Ackermann, Stadtwerke Saarbrücken. Hintergrund ist, dass insbesondere die Niederspannungsnetze nicht auf Lastspitzen ausgelegt sind, die bei einem gleichzeitigen Strombezug von beispielsweise Ladestationen und strombetriebenen Wärmepumpen auftreten können. „Gleichzeitig ist es aber wichtig, nur so viel zu steuern wie unbedingt nötig, damit der Komfort des Stromkunden so wenig wie möglich eingeschränkt und die vorhandene Infrastruktur optimal genutzt wird.“
Eine Frage des Gleichgewichts
Damit ein Stromnetz stabil bleibt, müssen Stromerzeugung und Stromverbrauch zu jedem Zeitpunkt im Gleichgewicht sein. An diesem Punkt setzt das gemeinsame Innovationsprojekt der Stadtwerke Saarbrücken und der Hager Group an, die als Partner die technischen Voraussetzungen dafür schafft, zukünftige Anforderungen aller Marktteilnehmer unter einen Hut zu bringen.
Jeanne Forget, Geschäftsführerin der Hager Vertriebsgesellschaft: „Unsere Vision sind Gebäude mit intelligentem Energiemanagement als Schlüssel für das Energiesystem der Zukunft und mehr Klimaschutz. Ziel des Projekts ist es, neue Erkenntnisse im Zusammenspiel von Gebäuden und Netz zu gewinnen. Dazu erproben wir die Technologien in einer realen Umgebung bei Kunden in Saarbrücken. Gemeinsam mit allen Akteuren werden wir eine Lösung zum stabilen Netzbetrieb ohne spürbare Einschränkungen für Kunden entwickeln.“
Mit viel Aufwand oder mit Intelligenz
Um einen kritischen Netzzustand abzuwenden, gibt es mehrere Möglichkeiten, über die der Netzbetreiber zukünftig eingreifen kann. Steuerbare Verbraucher, beispielsweise Elektroautos oder Wärmepumpen können entweder ganz banal – aber sehr aufwendig – einzeln vom Netzbetreiber mittels Steuerbox geschaltet werden.
Oder sie werden gebündelt über ein Energiemanagementsystem intelligent gesteuert. Der Netzbetreiber gibt hierbei den maximalen Leistungsbezugswert für den Haushalt vor. Dieser wird intelligent und ohne Qualitätseinbußen für den Kunden über das Energiemanagementsystem von Hager umgesetzt, welches den Stadtwerken umfassendere Informationen liefert und eine effizientere Steuerung nach § 14a EnWG ermöglicht. In Zusammenarbeit mit dem Messdienst-Spezialisten co.met wird nun das sichere Datenmanagement erprobt und validiert.
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