
Rumkugel – stock.adobe.com
Die aus dem Strom-/Gaspreisverhältnis resultierende Einsparung der Heizenergiekosten einer Wärmepumpen-Heizung gegenüber einer Gas-Heizung erklären auch die Besonderheiten beim Wärmepumpenhochlauf in Deutschland. Die Kombination aus der Dominanz wasserführender Zentralheizungen und hohen Strom- und niedrigen Gaspreisen hat einfach zu installierenden Luft/Wasser-Wärmepumpen erst mit einem auch bei hohen Vorlauftemperaturen hocheffizienten Kältekreis technisch und wirtschaftlich den Markt geöffnet. Gleichzeitig sind dabei ursprüngliche Vorbehalte oder technische Einsatzgrenzen zu Mythen geworden.
Der Artikel kompakt zusammengefasst
■ Das Strom-/Gaspreisverhältnis SGV ist eine hilfreiche Kennzahl für die frühe wirtschaftliche Bewertung von Wärmepumpen-Projekten und die Marktbearbeitung.
■ In Deutschland sind die Strom- und Gaspreise durch die Netzentgelte regional geprägt und der Wärmepumpen-Strompreis hängt auch davon ab, wie die Wärmepumpe mit dem Stromnetz verbunden wird. Auf Projektebene ist deshalb die Verwendung eines projektspezifischen SGV geboten.
■ Neben der operativen Nutzung bietet das SGV Erklärungen, warum der Wärmepumpenmarkt in Deutschland bisher nicht mit den Zubauraten anderer Länder mithalten konnte.
Mit dem Strom-/Gaspreisverhältnis SGV adressiert die Wärmepumpenbranche zumeist über Ländervergleiche (siehe Info-Kasten) die Energie(preis)politik. Das SGV ist jedoch auch für die Planung und die frühe Marktbearbeitung eine hilfreiche Kennzahl. Da in Deutschland bereits die Strom- und Gaspreise aufgrund unterschiedlicher Netznutzungsentgelte regional erheblich vom Mittelwert abweichen können, ist auf Projektebene die Verwendung eines lokalen SGV geboten.
Bei Heizungs-Wärmepumpen kommt hinzu, dass das SGV zusätzlich davon abhängig ist, wie die Wärmepumpe mit dem Stromnetz verbunden ist bzw. wie die Stromentnahme aus dem Netz abgerechnet wird (über Modul 1 ggf. künftig plus Modul 3 mit variablem Netzentgelt-Arbeitspreis oder über Modul 2). Für die 12 Referenzorte des von der TGA+E-Redaktion monatlich erstellten Wärmepumpenstrom-/Gaspreis-Barometers liegt das SGV der 24 Konstellationen für den Neueinbau von Wärmepumpen im April 2025 in einem Bereich zwischen 2,05 (günstigster Fall mit Modul 2) und 3,09 (ungünstigster Fall mit Modul 1).
Neben der operativen Nutzung bietet das Strom-/Gaspreisverhältnis auch Erklärungen, warum der Wärmepumpenmarkt und -hochlauf in Deutschland „speziell“ ist.
Das SGV-Einsparungs-Diagramm
Bild 2 zeigt für ein SGV von 1,0 bis 4,0 wie hoch die Einsparung bei den Heizenergie(träger)kosten durch eine Wärmepumpe gegenüber einer Gas-Heizung ist. Zum Beispiel ergibt sich ein SGV von 2,5 aus einem Gaspreis von 9,5 Ct/kWh und einem Wärmepumpen-Strompreis von 23,75 Ct/kWh. Bei einem Jahresnutzungsgrad von 0,9 der Gas-Heizung und einer Wärmebereitstellung von 18 000 kWh/a beläuft sich die Gasrechnung auf 1900 Euro/a. Eine Wärmepumpe mit einer Jahresarbeitszahl (JAZ) von 3,0 bekommt dann eine Stromrechnung von 1425 Euro. Die Differenz von 475 Euro/a bedeutet eine Einsparung bei den Heizenergiekosten von 25 %.

JV
Alle Parameterkurven treffen sich bei einer Einsparung von 100 % bei einem SGV von 0, also wenn Strom für Wärmepumpen umsonst ist. Der SGV-Ausschnitt von 1,0 bis 4,0 entspricht dem für Deutschland künftig und rückblickend relevanten Bereich. In Verteilnetzgebieten mit sehr hohem Gas-Netzentgelt würde die im KleiKo-Vertragsentwurf angekündigte Absenkung des Strompreises um 5 Ct/kWh bei einer vollständigen Übertragung auf Wärmepumpen-Strom im Jahr 2025 ein SGV von rund 1,3 ergeben und im Rahmen der CO2-Bepreisung und / oder einer Grüne-Brennstoff-Quote voraussichtlich weiter sinken. Für das vorstehende Beispiel würde sich das SGV bei einer vollständigen Umsetzung der KleiKo-Ankündigungen von 2,5 auf (23,75 − 5,0) : 9,5 = 1,97 verringern.
Das SGV-Einsparungs-Diagramm zeigt eine oft kaum beachtete Abhängigkeit bei Wirtschaftlichkeitsvergleichen zwischen Gas- oder Öl- und Wärmepumpen-Heizungen: die Linien mit konstanter Jahresarbeitszahl mit ungünstiger werdendem (steigendem) SGV laufen auseinander und der Einfluss einer hohen Jahresarbeitszahl schwindet bei sinkendem SGV. Es ergeben sich dadurch sehr unterschiedliche Situationen:
Bereich mit kleinem SGV von 1,0
Schaut man sich den Bereich mit einem SGV von 1,0 an, liegt die Einsparung bei einer JAZ von 2,6 bei 65 % (Gerät A) und bei einer deutlich höheren JAZ von 3,8 bei 76 % (Gerät B), siehe Bild 3.
Im übertragenen Sinne existiert ein SGV von 1,0 auch, wenn gar nicht der Umstieg von einer Gas-Heizung, sondern von direktelektrischen Heizkörpern auf ein auch zum Heizen verwendbares Split-Klimasystem (Luft/Luft-Wärmepumpe) zur Debatte steht. Der Effizienzunterschied zwischen Gerät A und B macht dann kaum einen Unterschied, die Einsparung ist immer sehr attraktiv und der Markt somit bereitet. Die kostenseitige Motivation mit einem Energiepreisverhältnis Strom zu Strom von 1,0 entsteht aus dem Vorteil des viel geringeren Strombedarfs der Wärmepumpe für die Wärmebereitstellung.
Die beschriebene Situation ist typisch für nordeuropäische Länder. Projektspezifisch ist dann das Landes-SGV für einen Umstieg irrelevant, auch wenn es formal prädestiniert für einen Umstieg erscheint. Von größerer Bedeutung dürfte bei einem Umstieg von direktelektrischen Systemen sein, dass im Sommer mit Luft/Luft-Wärmepumpen komfortabel und kostengünstig auf Knopfdruck klimatisiert werden kann. Zudem lassen sich Ängste einfach ausschließen: Als parallel installiertes System kann die vorherige bewährte direktelektrische Heizung als Sorglos-Backup verbleiben.
Da Luft/Luft-Wärmepumpen seit vielen Jahren in großen Stückzahlen markverfügbar, schnell zu installieren und vergleichsweise kostengünstig sind und auch zunächst eine Nachrüstung für die Räume mit dem höchsten Wärmebedarf möglich ist, ergeben sich für einen Markthochlauf erheblich günstigere Bedingungen als bei wasserführenden Zentralheizungen.

JV
Hinweis: In der Grafik wird für schnell nachvollziehbare Parameter für die Gas-Heizung ein Jahresnutzungsgrad von 0,9 angenommen. Bei im Raum installierten direktelektrischen Heizgeräten kann er je nach Regelfunktion höher sein.
Bei einem echten SGV in der Nähe von 1,0 hätten Wärmepumpen bei der Heizungsmodernisierung auch in Deutschland wohl einen viel höheren Marktanteil: Mit dem oben angegebenen Beispielverbrauch von 20 000 kWh/a Erdgas würde sich schon bei einer niedrigen JAZ von 2,65 gegenüber einer Gas-Heizung ein Vorteil bei den Heizenergiekosten von 1235 Euro/a ergeben. Bei einem SGV von 2,5 müsste für diesen Vorteil eine unrealistisch hohe JAZ von 6,4 erreicht werden.
Bereich mit hohem SGV von 3,5
Geht man bis ins Jahr 2020 und davor zurück, lag das SGV mit Haushalts-Stromtarifen in Deutschland in einem Bereich über 3,5 und mit Wärmepumpen-Stromtarifen unter 3,5 – teilweise mit deutlichen regionalen Abweichungen. Eine erhebliche Verbesserung entstand durch den Wegfall der Strompreiskomponente EEG-Umlage ab 2023, ab 2021 durch steigende Gaspreise und ab 2024 durch einheitliche Regelungen für ein reduziertes Netznutzungsentgelt für Steuerbare Verbrauchseinrichtungen (SteuVE). Dazu gehören Heizungs-Wärmepumpen mit einer elektrischen Anschlussleistung von mehr als 4,2 kW inklusive Heizstab bzw. direktelektrischer Notheizvorrichtung.
Teilweise sind die stromseitigen Verbesserungen aufgrund stillschweigend fortgesetzter Altverträge bei den Energiekunden Anfang 2025 noch gar nicht vollumfänglich angekommen bzw. (noch) nicht durch einen Anbieter- oder Tarifwechsel „aktiviert“ worden. Bei einem SGV von 3,5 lässt sich jedenfalls erkennen, wie Mythen genährt wurden und warum die Anforderungen für Wärmepumpen in Deutschland anders als in den Ländern mit einem bereits hohen Wärmepumpenquote sind: Bei einer JAZ von 2,6 besteht bei einem SGV von 3,5 ein Nachteil bei den Heizenergiekosten von −21 %. Bei einer JAZ von 3,8 ergibt sich ein Vorteil von 17 % und bei einer sehr guten JAZ von 5,0 von 37 %, siehe Bild 4.
Da in Deutschland die Wärmepumpe insbesondere gegen Gas-Heizungen antritt und Erdgas von 2017 bis Mitte 2021 vergleichsweise günstig war, war bei einer relativen Einsparung von 17 % die absolute Einsparung kein echter Türöffner. Ausschlaggebend war jedoch, dass bereits für eine Energiekostenparität bei einem SGV von 3,5 und einem Jahresnutzungsgrad einer Gas-Heizung von 0,9 eine JAZ von 3,15 erforderlich und nicht ohne Weiteres verbindlich mit einer kostengünstigen Luft/Wasser-Wärmepumpe zu erreichen war.

JV
Aus diesem Rahmen resultierte im Bestand für ein wasserführendes Wärmeübergabesystem ein anspruchsvolles Anforderungsprofil – und auf dem technischen Stand von Wärmepumpen vor 5 bis 8 Jahren die Notwendigkeit einer nur mit Flächenheizungen realisierbaren niedrigen Vorlauftemperatur und / oder einer möglichst hohen Quellentemperatur (Erdwärme). Auch die traditionell mit der Heizung kombinierte Trinkwassererwärmung mit einem ganzjährig hohen Temperaturbedarf bei der Nachheizung war kein Sprungbrett für einfach und aus einer Hand zu installierende Luft/Wasser-Wärmpumpen.
Für Deutschland kam (kommt) erschwerend hinzu, dass vermutlich wegen der hohen Strompreise ein schon bei der Auslegung geplanter Heizstabeinsatz bei niedrigen Außenlufttemperaturen kritisch gesehen wurde (wird). Das führt(e) letztendlich dazu, dass mit dem Anspruch „möglichst monovalent“ und weiteren Angstzuschlägen unnötig große und damit teurere Wärmepumpen installiert wurden (werden). Dies kann zudem während der gesamten Nutzungsdauer und nach weiteren Modernisierungsschritten erhebliche Nachteile haben. Felduntersuchungen zeigen hingegen, dass auch bei planmäßiger Auslegung mit Heizstab dieser kaum zum Einsatz kommt.
Im Frühjahr 2025 liegt das SGV im Durchschnitt mit Modul 1 für Neuverträge unter 3,0 und für Modul 2 unter 2,5. Mit den energiepolitischen Ankündigungen der KleiKo würde es knapp über bzw. unter 2,0 liegen. Zusätzlich erreichen die inzwischen in der Breite marktverfügbaren Luft/Wasser-Wärmepumpen mit R290-Kältekreisen auch bei Auslegungsvorlauftemperaturen für Radiatorheizungen JAZ deutlich über 3,0. Bei typischen Fällen ergibt sich damit nun bei den Hauptenergiekosten ein deutlicher Vorteil für Wärmepumpen.
Hohes SGV erfordert bessere Technik
Ein Blick in die Statistik zeigt, dass ein stärkeres Wachstum bei den Wärmepumpen-Installationen im Bestand erst nach 2017 mit der zunehmenden Verfügbarkeit hocheffizienter Luft/Wasser-Wärmepumpen eingesetzt hat. Im Vergleich zur sehr einfachen Auswahl, Montage und Inbetriebnahme standardisierter Luft/Luft-Wärmepumpen mussten für einen steilen Wärmepumpenhochlauf in Deutschland zunächst die technischen Voraussetzungen und zum Bestand passende Lösungen geschaffen werden.
Nimmt man an, dass einfache Luft/Wasser-Wärmepumpen im Jahr 2017 Wärme mit einer JAZ von 2,6 (inklusive Heizstab) zur Verfügung stellen konnten, hätte sich mit einem SGV von 2,0 eine Einsparung bei den Heizenergiekosten gegenüber einer Gas-Heizung von gut 30 % ergeben. Die Heizungswende wäre heute mit großer Wahrscheinlichkeit weiter fortgeschritten.
Ob es in Deutschland künftig auch einen Hochlauf bei erdreichgekoppelten Wärmepumpensystemen gibt, bleibt abzuwarten. Da Sole/Wasser-Wärmepumpen in anderen europäischen Ländern einen höheren Anteil haben und zunehmend Geräte mit dem natürlichen Kältemittel Propan (R290) auf den Markt kommen, wird es jedenfalls nicht an der Verfügbarkeit von Wärmepumpen scheitern. Von einem sinkenden SGV werden aber Luft/Wasser-Wärmepumpen tendenziell stärker profitieren.
Wenn Wärmepumpen anteilig mit Eigenstrom betrieben werden
Projektspezifisch kann man das von stark von den Netznutzungsentgelten geprägte SGV an der Grundstücksgrenze lediglich im Rahmen des Anbieterwettbewerbs über Energielieferverträge sowie den Anschluss der Wärmepumpe an das Stromnetz (Modul 1 oder 2 oder 1+3) beeinflussen.
Auf dem eigenen Grundstück können die Heizenergiekosten zusätzlich durch die anteilige Verwendung von Eigenstrom aus einer Photovoltaik-Anlage gesenkt werden. Bild 5 zeigt exemplarisch für zwei Jahresarbeitszahlen, wie sich die Einsparung bei einem Eigenstromanteil von bis zu 30 % bei einem Gaspreis von 9,5 Ct/kWh und einer Einspeisevergütung von 8 Ct/kWh erhöht. Die Eingangsgröße auf der x-Achse ist weiterhin das SGV der Stromtarife.

JV
Zu erkennen ist, dass mit steigendem SGV auch die Einsparung steigt. Bei einer JAZ von 3,0 und einem SGV von 2,0 vergrößert sich die Einsparung bei einem Eigenstromanteil von 30 % um gut 10 Prozentpunkte, bei einem SGV von 3,0 sind es fast 20 Prozentpunkte. Bei einer höheren Jahresarbeitszahl verringert sich die Einsparung, da sie selbst bereits eine hohe Einsparung bewirkt. Verringert man die EEG-Vergütung, vergrößert sich die Einsparung. Sinkt das SGV der Stromtarife, wie es aufgrund der KleiKo-Ankündigungen zu erwarten ist, verringert sich der Einspareffekt durch die Eigenstromnutzung.
Prinzipiell kann mit überschüssigem PV-Strom über einen entsprechend angesteuerten Heizstab auch der Gasverbrauch gesenkt werden. Bei einem geringen Abstand zwischen dem Gaspreis und der EEG-Vergütung ist der Effekt jedoch signifikant kleiner als bei der Wärmepumpe. Bei einem breiten Einsatz würde sich das tarifliche SGV sogar erhöhen, weil der verringerte Gasverbrauch das Gas-Netzentgelt erhöht.
Ausblick
Das Strom-/Gaspreisverhältnis ist weder allgemein noch projektspezifisch und auch nicht während der Nutzungsdauer eine Konstante. Mögliche Einflüsse und ihre Auswirkung (Auswahl):
● steigend: die Strompreise erhöhen sich schneller als die Gaspreise
● sinkend: Minimierung der Stromsteuer
● sinkend: staatliche Entlastungen beim Strom-Netzentgelt
● sinkend: staatliche Deckelung des Strom-Netzentgelts
● sinkend: steigender CO2-Preis für fossile Brennstoffe
● sinkend: schnellere Abschreibung der Gasnetze (KANU 2.0)
● sinkend: Grüngas-Quoten: Umstellung auf Wasserstoff (regional)
● sinkend: Ersatz von Gas-Heizungen durch Wärmepumpen etc.
● sinkend: Kombination von Gas-Heizungen mit Solarthermie
● sinkend: Kombination von Gas-Heizungen mit PV-Heizstab
● sinkend: Verbesserung der Gebäudehülle bei Gas-Heizung
Die Auswahl verdeutlicht: Wie sich das Strom-/Gaspreisverhältnis künftig entwickelt, wird maßgeblich von der Energiepolitik und durch zahlreiche Rückkopplungen auch von der Geschwindigkeit beim Wärmepumpenhochlauf bzw. der Heizungs- und Wärmewende abhängen.
Mit dem SGV-Einsparungs-Diagramm lässt sich aber die Sensitivität von Änderungen einordnen. Bild 6 zeigt dies exemplarisch für fünf Fälle, wobei wieder das Beispiel mit einer Gas-Rechnung von 1900 Euro/a Jahr zum Veranschaulichen herangezogen wird.
Fall 1: Bei einem SGV 2,0 wird die projektierte JAZ von 3,4 um 0,4 Punkte unterschritten (Fall 1a). Die projektierte Einsparung von 894 Euro/a (47,1 %) sinkt auf 760 Euro/a (40,0 %). Wird in der Praxis eine um 0,4 Punkte höhere JAZ von 3,8 erreicht (Fall 1b), steigt die Einsparung auf 1000 Euro/a (52,6 %). Die Differenz von rund 100 Euro/a zeigt, dass sich beispielsweise der Austausch eines einzelnen Heizkörpers zur Absenkung der Vorlauftemperatur mittelfristig lohnen kann.
Fall 2: Das projektspezifische SGV verbessert sich durch eine Strompreissenkung um 5 Ct/kWh von 2,6 auf 2,1 und die Jahresarbeitszahl von 3,0 wird ohne Rebound-Effekt weiterhin erreicht. Die ursprüngliche Senkung der Hauptenergiekosten von 418 Euro/a (22 %) steigt auf 703 Euro/a (37 %).
Fall 3: Das projektspezifische SGV von 2,2 verschlechtert sich durch einen deutlich von 9,5 auf 8,35 Ct/kWh sinkenden Gaspreis auf 2,5. Bei einer unveränderten JAZ von 3,4 verringert sich dadurch die Einsparung bei den Hauptenergiekosten von 793 Euro/a (41,8 %) auf 643 Euro/a (33,8 %). Der minimale Gaspreis inklusive einem CO2-Preis von 100 Euro/t (netto) liegt bei 8,5 Ct/kWh [1].
Fall 4: Der CO2-Preis steigt von aktuell 55 Euro/t (netto) auf knapp 125 Euro/t (netto) und dadurch der Gaspreis von 9,5 auf 11,0 Ct/kWh. Das projektspezifische SGV verbessert sich von 2,2 auf 1,9. Bei einer unveränderten JAZ von 3,8 steigt die Einsparung bei den Hauptenergiekosten von 910 Euro/a (47,9 %) auf 1045 Euro/a (55 %).
Fall 5: Bei einem SGV von 3,0 wird eine Wärmepumpen-Anlage mit einer JAZ von 5,0 errichtet. Die relative Einsparung gegenüber einer Gas-Heizung beträgt 46 % (874 Euro/a). Nachträglich verändert sich das SGV auf 2,28. Die 46%ige Einsparung wird dann bereits bei einer JAZ von 3,8 erreicht (Fall 5b). Bei der errichteten Wärmepumpe steigt die relative Einsparung auf 59 % und die absolute Einsparung um 246 Euro/a auf 1120 Euro/a (Fall 5a).

JV
Generell bleibt auch mit einem kleinen SGV die Herausforderung, die Einbaukosten für Wärmepumpen-Anlagen und damit den Förderbedarf zu senken. Dieser hängt nicht nur von den Energie- und Einbaukosten, sondern auch vom Wärmebedarf ab [2]. Mit einem in Deutschland sinkenden SGV ergibt sich für die Wärmepumpen-Hersteller die Möglichkeit, günstigere Modelle mit etwas geringerer Effizienz erfolgreich zu platzieren. Denn je kleiner das SGV ist, desto weniger zahlt sich eine „Materialschlacht für eine bessere JAZ“ aus. Auf der ISH 2025 war bereits zu erkennen, dass diese Doppelstrategie eingeschlagen wird. Mit dem Kältemittel R290 ist dies möglich, ohne den Vorteil einer hohen Vorlauftemperatur zu verlieren. Jochen Vorländer
Fachberichte mit ähnlichen Themen bündelt das TGA+E-Dossier Wärmepumpe
Literatur
[1] Vorländer, Jochen: Energieträger: Kann Erdgas zum Heizen wieder dauerhaft „günstig“ werden?. Stuttgart: Gentner Verlag, TGA+E 07-2024
[2] Vorländer, Jochen: Heizungswende: Wärmepumpe: Wie hoch der Förderbedarf für den Umstieg ist. Stuttgart: Gentner Verlag, TGA+E 04-2025
SGV-Ländervergleich
Ursprünglich war das Strom-/Gaspreisverhältnis (SGV) eine energiepolitische Kennzahl für Ländervergleiche: Über der x-Achse mit aktuellen Absatzzahlen bezogen auf Einwohner, Haushalte oder Gebäude wird als y-Wert das länderspezifische Verhältnis der Strom- und Gaspreise eingetragen. Beim Strompreis werden zumeist keine speziellen Tarife für Wärmepumpen-Strom, sondern Tarife für Haushaltskunden verwendet. Es ergibt sich keine eindeutige aber im Mittel dennoch klare und zu erwartende Tendenz:
In Ländern mit einem kleinen SGV gibt es beispielsweise pro 1000 Haushalte relativ viele Wärmepumpen und mit einem hohen SGV deutlich weniger. Da Wärmepumpen in der Anschaffung zumeist teurer als eine Gas-Heizung sind, ist ein möglichst kleines SGV notwendig, um einen Nachteil bei den vom Investor zu tragenden Investitionskosten durch geringere Energiekosten mindestens ausgleichen zu können.
Korrelation, aber …
Der genauere Blick zeigt jedoch, dass es im Ländervergleich zwar eine Korrelation gibt, aber eine Kausalität nicht immer gegeben ist. Zumeist werden Daten relativ kurzer Zeitabschnitte gegenübergestellt, beispielsweise für ein konkretes Kalenderjahr. Diese können beispielsweise durch neue oder auslaufende Förderprogramme, Krisen, Vorzieheffekte oder auch Veränderungen beim Lagerstand beeinflusst sein. Es wird auch nicht differenziert, ob der Markt bereits Wärmepumpen erneuert oder sich noch in einer frühen Hochlaufphase befindet.

JV / Quellen: RAP / EHPA 2024 und Eurostat 2024
Zudem wird nicht berücksichtigt, ob ein Gebäude mit nur einer Wärmepumpe oder über mehrere Luft/Luft-Wärmepumpen beheizt wird. Würde man in diesem Kontext die Kennwerte in Finnland und Norwegen anpassen, würde sich bereits ein anderes Bild ergeben. Und insbesondere in nordeuropäischen Ländern mit heute großem Wärmepumpenanteil in der Beheizungsstruktur steht oft gar kein Gas-Anschluss potenziell zur Verfügung oder der Einbau von Gas-Heizungen wurde regulatorisch limitiert.
In den nordeuropäischen Ländern dürfte ein größerer Teil der Wärmepumpen auch unter Komfortaspekten angeschafft worden sein und / oder hat direktelektrische Heizsysteme ersetzt. Im übertragenen Sinne ist die kostenseitige Motivation dann das Energiepreisverhältnis Strom zu Strom (also 1,0) mit dem Vorteil der vielfach höheren Wärmebereitstellung bei der Wärmepumpe. Offen lassen länderspezifische Verkaufsstatistiken bei Luft/Wasser-Wärmepumpen auch, wofür sie letztendlich hauptsächlich eingesetzt werden. Bei Luft/Wasser- und Sole/Wasser-Wärmepumpen kann man davon ausgehen, dass sie in Bestandsgebäuden den vorherigen Wärmebedarf überwiegend oder vollständig (ggf. mit einem geringen Anteil über den Heizstab) ersetzen.
Trotz einiger Schwächen durch die Zuspitzung mit nur wenigen Messgrößen ist der SGV-Ländervergleich wichtig und inzwischen in der Energiepolitik angekommen. Auch projektspezifisch angepasst definiert ist das SGV eine hilfreiche Kennzahl. Grundsätzlich macht es in Deutschland einen erheblichen Unterschied, ob das SGV im bundesweiten Mittel auf der Basis von Haushalts-Strompreisen, das an der Grundstücksgrenze „anliegende“ SGV mit realen Energieliefertarifen oder eine Kombination mit der Nutzung von Eigenstrom aus einer Photovoltaik-Anlage betrachtet wird.