„Der fortgeschriebene Entwurf zur GEG-Novelle schiebt unter dem Deckmantel Technologieoffenheit auf, was unvermeidbar ist: Das Ende von Gas- und Öl-Heizungen – insgesamt, nicht nur auf der Basis fossiler Brennstoffe.“
GV
Analysiert man die Fortschreibung des Regierungsentwurfs zur GEG-Novelle auf Basis der Ampel-Leitplanken bis zur Sommerpause, stellt sich unweigerlich eine Frage: War die von der FDP angezettelte verheerende Diskussion wirklich notwendig? In der Sache sicherlich nicht: Die scheinbar mühselig errungenen Beschlussvorlagen enthalten keine Änderungen, die man nicht auch in einem ganz normalen parlamentarischen Gesetzgebungsverfahren hätte einbringen und beschließen können.
Zwar sind bis zu dem im September geplanten Beschluss der GEG-Novelle durch den Deutschen Bundestag noch kleine oder auch größere Änderungen wahrscheinlich, doch eine Zwischenbilanz ist schon heute möglich: Die Verunsicherung ist weiterhin groß, die Nachfrage nach zukunftstauglichen und auch nach überholten Heizsystemen ist eingebrochen und potenzielle Heizungsmodernisierer haben sich – wie von der Gaswirtschaft erhofft – in die Warteschleife begeben.
Technologieoffenheit sichert nicht die beste Lösung
Am Ende werden sich viele unter dem Label Technologieoffenheit durchgesetzte Veränderungen als teuer erweisen. Regierungspolitik sollte zwar grundsätzlich technologieoffen aber auch realistisch sein und die Bevölkerung vor falschen Entscheidungen schützen. Im Bereich Gas- und Öl-Heizungen kommt die GEG-Novelle entgegen aller Warnungen und Prognosen dem nicht nach und delegiert die Verantwortung und das Risiko zu den Investoren und Beratern.
Dabei zeigen die letzten Jahre, dass die „freie“ Entscheidungsfindung in der Breite aus keinem Blickwinkel zum optimalen Ergebnis führt. Sonst wäre die Wärmewende bereits auf dem Zielpfad. Das liegt nur bedingt an den Entscheidern, sondern vielmehr an der Politik, die keinen klaren Weg zu den von ihr beschlossenen Zielen vorgibt. Andererseits will sie vorschreiben, dass der Einbau einer Öl- oder Gas-Heizung ab 2024 nur mit Warnung erfolgen darf.
Wärmepumpen sind die Basis für geringe Gesamtkosten
Nicht nur für den Einzelnen wird eine aufgrund nicht beschränkter Technologiefreiheit getätigte Fehlinvestition teuer, auch für die Allgemeinheit, beispielsweise durch eine verschleppte Transformation, vergeudete Fördermittel, unnötige Infrastrukturmaßnahmen, Ausgleichszahlungen und teure Programme, um die Klimaziele doch noch in Reichweite zu halten.
In den letzten Monaten ist die Wärmepumpe etwas unter die Räder gekommen. Neben dem Schlechtreden durch die systemischen Wettbewerber gibt es dafür eigentlich nur einen Grund: unangemessen hohe Endkundenpreise. Aber selbst damit wird ein unvoreingenommener Fachplaner für die Mehrzahl der sehr individuellen Einzelfälle bei einer moderaten Energiepreisentwicklung zu dem Ergebnis kommen, dass eine über die Bundesförderung für effiziente Gebäude geförderte Wärmepumpenlösung auch aus rein egoistischer Sicht eines Heizungsmodernisierers die kostengünstigste Lösung ist. Und fast immer wird er auch eine Realisierungsmöglichkeit finden.
Neue Gas- oder Öl-Heizungen werden sich kaum rechnen
Insofern schiebt die GEG-Novelle auf, was unvermeidbar ist: Das Ende von Gas- und Öl-Heizungen – insgesamt, nicht nur auf der Basis fossiler Brennstoffe. Lokal werden sie – dann mit grünen Brennstoffen betrieben – auch noch langfristig eine gute Lösung sein, aber nicht in der Breite. Wer davon ausgeht, dass sich die Investition in eine erneuerte Gas- oder Öl-Heizung noch bezahlt macht, wird auf Basis der sich abzeichnenden Entwicklungen vermutlich eine Enttäuschung erleben.
Jochen Vorländer
Chefredakteur TGA+E Fachplaner
vorlaender@tga-fachplaner.de
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