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Heizungswende

Mit dem SGV die Einsparung der Heiz­energie­kosten abschätzen

Das Strom-/Gaspreisverhältnis ist eine hilfreiche Kennzahl für die frühe wirtschaftliche Bewertung von Wärmepumpen-Projekten und die Marktbearbeitung.

Sind projektbezogen das Strom-/Gaspreisverhältnis SGV und die erreichbare Jahresarbeitszahl JAZ bekannt, lässt sich mit dem SGV-Einsparungs-Diagramm die relative Einsparung bei den Heizenergieträgerkosten gegenüber einer Gas-Heizung abschätzen. Mit bekannten Gaskosten ergibt sich die absolute Einsparung beim Heizenergieeinkauf. Auf einen Blick erkennbar ist zudem, wie sensitiv sich veränderte Projektparameter auswirken, z. B. für mehrere Varianten.

Bild 1 SGV-Einsparungs-Diagramm für sechs exemplarische Jahresarbeitszahlen.

JV

Bild 1 SGV-Einsparungs-Diagramm für sechs exemplarische Jahresarbeitszahlen.

Da in Deutschland bereits die Strom- und Gaspreise aufgrund unterschiedlicher Netznutzungsentgelte regional erheblich vom Mittelwert abweichen können, ist auf Projektebene die Verwendung eines lokalen SGV geboten. Bei einer WP-Heizung kommt hinzu, dass das SGV auch davon abhängig ist, wie die Wärmepumpe mit dem Stromnetz verbunden bzw. die Stromentnahme aus dem Netz abgerechnet wird (Modul 1 oder Modul 2). Für die 12 Referenzorte des WP-Strom-/Gaspreis-Barometers liegt das SGV für den WP-Neueinbau Mitte April 2025 zwischen 2,05 (günstigster Fall mit M2) und 3,09 (ungünstigster Fall mit M1).

Für das oben abgebildete SGV-Einsparungs-Diagramm wurde zur übersichtlichen Darstellung ein Jahresnutzungsgrad der Gas-Heizung von 0,9 angenommen. Wählt man als Parameter nicht die JAZ, sondern das Verhältnis JAZ / JNG ergibt sich einer universelle Darstellung (siehe unten).

Ein hohes SGV bedeutet Innovationsdruck

Neben der operativen Nutzung bietet das SGV Erklärungen, warum der WP-Markt in Deutschland „speziell“ ist. Geht man bis ins Jahr 2020 und davor zurück, lag das SGV mit Haushalts-Stromtarifen in einem Bereich über 3,5 und mit WP-Stromtarifen unter 3,5. Bei einem SGV von 3,5 und einer JAZ von 2,6 besteht ein Nachteil bei den Heizenergiekosten von −21 %. Bei einer JAZ von 3,8 ergibt sich ein Vorteil von nur 17 %. Energiekostenparität ergibt sich bei einer JAZ von 3,15, wenn die Gas-Heizung einen Jahresnutzungsgrad von 0,9 hat.

Daraus ergab sich vor 2021 für WP im Bestand und wasserführende Wärmeübergabesysteme ein anspruchsvolles Anforderungsprofil – und auf dem technischen Stand von vor 5 bis 8 Jahren die Notwendigkeit einer nur mit Flächenheizungen realisierbaren niedrigen Vorlauftemperatur und / oder einer möglichst hohen Quellentemperatur (Erdwärme).

SGV-Dilemma doppelt abgeräumt

Nimmt man an, dass einfache Luft/Wasser-Wärmepumpen im Jahr 2017 inklusive Heizstab einer Radiatorheizung Wärme mit einer JAZ von 2,6 zur Verfügung stellen konnten, hätte sich bei einem SGV von 2,0 eine Einsparung bei den Heizenergiekosten gegenüber einer Gas-Heizung von gut 30 % ergeben. Die Heizungswende wäre heute sicher viel weiter fortgeschritten. Bei einem SGV von 3,5 musste aber erst bei der Technik nachgelegt werden. Offen bleibt, ob ohne den „SGV-Druck“ die Effizienz von WP heute auf dem aktuellen Stand wäre.

Im Frühjahr 2025 liegt das SGV bei Neuverträgen für Modul 2 im Durchschnitt unter 2,5. Mit den energiepolitischen Ankündigungen für eine KleiKo würde es knapp unter 2,0 liegen. Zusätzlich können die nun in der Breite marktverfügbaren Luft/Wasser-Wärmepumpen mit R290-Kältekreisen auch bei Auslegungsvorlauftemperaturen für Radiatorheizungen Jahresarbeitszahlen deutlich über 3,0 erreichen. Der dafür notwendige technische Aufwand hat allerdings auch den Gerätepreis erhöht. Dennoch ist festzuhalten: Das SGV-Dilemma ist inzwischen doppelt abgeräumt. ■
Quelle: eigene Berechnungen / jv

Bild 2 SGV-Einsparungs-Diagramm für sechs exemplarische Verhältnisse aus Jahresarbeitszahl und Jahresnutzungsgrad.

JV

Bild 2 SGV-Einsparungs-Diagramm für sechs exemplarische Verhältnisse aus Jahresarbeitszahl und Jahresnutzungsgrad.

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