Der Wärmepumpenhersteller Qvantum will seine Produktionskapazität massiv erhöhen und hat dafür in Ungarn eine Produktionsstätte mit großem Startvorteil erworben.
Das Unternehmen für Wärmepumpensysteme und -technologie, Qvantum, hat am 15. September 2023 die Übernahme der High-Tech-Kühlschrankfertigung der Electrolux Gruppe in Nyíregyháza, Ungarn, mit einem Transaktionswert von 38 Mio. Euro bekannt gegeben.
Mit dem Erwerb des Grundstücks, des Gebäudes und bestimmter Produktionsausrüstung übernimmt Qvantum nicht nur den Besitz eines hochmodernen Fabrikstandorts, sondern auch hochmoderne Produktionsmittel, die es nach Unternehmensangaben ermöglichen werden, die eigenen Forschungs- und Entwicklungskompetenzen weiter auszubauen.
Electrolux hatte im Februar 2023 mitgeteilt, dass es die Produktion in seinem Werk Nyiregyhaza einstellen wird und davon sind rund 650 Arbeitsplätze betroffen sind. Laut einer Electrolux-Pressemitteilung vom 15. September 2023 hat Qvantum Interesse bekundet, den Mitarbeitern der Electrolux-Gruppe in der Fabrik bestimmte Stellen anzubieten.
Qvantum entwickelt und produziert seit 1993 hochwertige Wärmepumpen und Energiesysteme. Der Hauptsitz von Qvantum ist in Åstorp, Schweden, Tochtergesellschaften gibt es in Deutschland, den Niederlanden, Ungarn und Großbritannien. Qvantum hat zurzeit 110 Mitarbeiter.
Ab Mitte 2024 sollen Wärmepumpen produziert werden
Die schrittweise Umstellung der Anlage auf die Produktion von Wärmepumpen ist bereits geplant und ab der zweiten Jahreshälfte 2024 soll bereits produziert werden. Qvantum erwartet, dass die neue Fabrik eine Produktionskapazität von 1 Mio. Wärmepumpen pro Jahr erreichen wird, sobald alle Umbauphasen abgeschlossen sind.
Damit würde Qvantum zu einem der größten Wärmepumpen-Hersteller in Europa. Die Produktionsstätte in Nyíregyháza ist nach den Werken in Limhamn und Åstorp in Schweden das dritte Werk von Qvantum. Zu welchem Zeitpunkt die Produktionskapazität von 1 Mio. Wärmepumpen pro Jahr oder Zwischenziele angepeilt werden, hat Qvantum nicht mitgeteilt.
„Wärmepumpen zu angemessenen Preisen anzubieten“
Fredrik Rosenqvist, CEO und Gründer von Qvantum Industries AB: „Wir freuen uns außerordentlich über diese Akquisition, die nicht nur unsere Technologiekompetenz stärkt, sondern auch unsere Produktionskapazitäten erheblich erweitert und Qvantum im Herzen des europäischen ‚Wärmepumpen-Valleys‘ etabliert.
Mit einem hoch effizienten Werk, modernster Produktionsausrüstung und einer eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung sind wir in der Lage, die Umstellung der Produktionslinien von Kühlschränken auf Wärmepumpen in Rekordzeit durchzuführen und unser Gesamtproduktionsvolumen in einem außerordentlichen Tempo zu steigern. Dies wird es uns ermöglichen, unsere Mission zu erfüllen: der breiten Bevölkerung innovative Wärmepumpen zu angemessenen Preisen anzubieten. Wir werden dazu beitragen, den Wärmepumpenmarkt zu demokratisieren und gleichzeitig den Übergang zu grüner Energie in Europa zu beschleunigen.“
Die Wärmepumpenplattform von Qvantum ist nach eigenen Angaben vollständig digital und verfügt über modulare Einheiten, die sowohl in Einzelhaushalte als auch in ganzheitliche Energiesysteme eingesetzt werden können. In Kombination mit einem hocheffizienten und optimierten Herstellungsprozess will sich Qvantum als Unternehmen positionieren, das sowohl fortschrittliche als auch kostengünstige Heiz- und Kühllösungen für die breite Öffentlichkeit anbietet.
Auf der ISH 2023 wurde Qvantum mit dem Label „Design Plus“ für seine Wohnungswärmepumpe ausgezeichnet, die so kompakt ist, dass sie unter einer Küchenspüle installiert werden kann. Neben der Wohnungswärmepumpe bietet Qvantum Wärmepumpen für die Wärmequellen Abluft, Geothermie und Luft an. Die Palette deckt Leistungen von 4 bis 192 kW ab.
Der Wärmepumpenmarkt in Europa
Im boomenden europäischen Markt liegt Deutschland mit einem Absatz von 236 000 Heizungs-Wärmepumpen im Jahr 2022 in der Spitzengruppe. Da der Europäische Wärmepumpenverband ehpa in seiner Statistik auch Luft/Luft-Systeme und Trinkwasser-Wärmepumpen (dann kommt Deutschland für 2022 auf 275 700 Wärmepumpen) erfasst, ergibt sich mit der Deutschland-Brille ein verzerrtes Bild: der Anteil von Luft/Luft-Systemen ist in Frankreich und Italien viel höher als hierzulande.
Trotzdem ist Deutschland mit einem Wert von 6,72 Wärmepumpen-Installationen pro 1000 Haushalte und dem drittletzten Platz ein Wärmepumpen-Entwicklungsland: die ehpa-Statistik 2022 gibt für Finnland auf Platz 1 mit 69,36 Wärmepumpen-Installationen pro 1000 Haushalte einen 10-fach höheren Wert an.
Laut ehpa erreichte der Absatz in Europa im Jahr 2022 mit mehr als 3 Mio. verkauften Wärmepumpen (davon rund 1 Mio. Luft/Luft-Systeme) ein Rekordniveau, was einer Steigerung von fast 40 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Es wird allgemein erwartet, dass die Nachfrage in den kommenden Jahren weiter steigt. ■
Quelle: Qvantum, ehpa / jv
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