Der Primärenergieverbrauch in Deutschland wurde im ersten Halbjahr 2011 durch die warme Witterung, das Kernenergie-Moratorium sowie den Anstieg der Ölpreise geprägt. Der Gesamtverbrauch verminderte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 3 %. Der Beitrag der Kernenergie zur Deckung des Energieverbrauchs sackte unter die Marke von 10 %. Der Stromaustauschsaldo weist seit Mai einen deutlichen Einfuhrüberschuss aus. Ohne den Witterungseffekt wäre der Energieverbrauch schätzungsweise um ein 1 % gestiegen. Nach vorläufigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) erreichte der Verbrauch an Primärenergieträgern bis Ende Juni insgesamt 6869 PJ (234,4 Mio. t SKE1)). Massiv beeinflusst wurde der Energieverbrauch durch die im Vergleich zum Vorjahr deutlich höheren Temperaturen. Der Witterungseinfluss überdeckte damit Verbrauchszuwächse infolge der weiterhin positiven Konjunkturentwicklung.
Erdgasverbrauch sank um über 8 %
Der Mineralölverbrauch verminderte sich insgesamt um knapp 1 %. Hohe Preise und der milde Witterungsverlauf ließen den Bedarf an leichtem Heizöl 2) um knapp ein Viertel einbrechen. Dem stagnierenden Absatz an Otto- und Flugkraftstoffen stand ein moderater Anstieg beim Diesel gegenüber. Der gute Konjunkturverlauf in der Petrochemie erhöhte die Nachfrage nach Rohbenzin und anderen Mineralölprodukten. Der Erdgasverbrauch sank um über 8 %. Die witterungsbedingten Verbrauchsrückgänge der Privathaushalte wurden durch den konjunkturbedingt höheren Erdgaseinsatz in der Industrie nicht ausgeglichen. Der Einsatz von Erdgas in den Kraftwerken lag unter dem des Vorjahreszeitraumes.
Weniger Kernenergie…
Der Verbrauch von Steinkohle verringerte sich um etwas mehr als 1 %. Während der Einsatz in Kraftwerken um gut 3 % abnahm, steigerte die Stahlindustrie ihren Bedarf um rund 2 %. Der Verbrauch an Braunkohle lag um 1,1 % über dem Vorjahrszeitraum. Zuwächse gab es sowohl in der Stromerzeugung wie auch bei den Veredlungsprodukten. Die Kernenergie verminderte ihren Beitrag zur Energiebilanz der ersten sechs Monate 2011 um 15 %. Nach Inkraftsetzung des Moratoriums Mitte März verringerte sich die Stromerzeugung aus Kernenergie um 36 %. Der Anteil der Kernenergie am Primärenergieverbrauch sank auf 9,3 % und damit erstmals seit 25 Jahren in den einstelligen Bereich.
…als erneuerbare Energien
Die erneuerbaren Energien legten im ersten Halbjahr insgesamt um 1,6 % zu. Während die Windkraft ihren Beitrag um rund 13 % steigerte, sank der Beitrag des Wassers (ohne Pumpspeicher) um knapp 10 %. Die Fotovoltaik verzeichnete weiterhin kräftige Zuwachsraten im hohen zweistelligen Bereich. Der Anteil aller erneuerbarer Energien am gesamten Energieverbrauch stieg leicht an und betrug zur Jahresmitte 10,2 %. ■
1) SKE: Steinkohleeinheit. 1 t SKE = 8141,1 kWh = 29.307,98 MJ, siehe auch: Energieeinheitenumrechner
2) In der Energiebilanz werden die Lieferungen an private Haushalte, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen dem Endenergieverbrauch gleichgesetzt.