Kompakt informieren
- In zukunftsfähigen Gebäuden ist die MSR-Technik ein wichtiger Bestandteil, um energiesparende Konzepte zu verwirklichen. Die Komplexität der Funktionalitäten steigt dabei deutlich.
- IPM zählt für den Bereich MSR-Technik und Gebäudeautomation zu den ersten Systemhäusern: „Besonders bei energetisch hocheffizienten Gebäuden wird oft die Rolle der Hydraulik unterschätzt.“
- Ein Großteil aller Aufträge für MSR-Technik und Gebäudeautomation wird heute durch Systemhäuser ausgeführt. Der technische Fortschritt und die fachübergreifende Kompetenz bei den Ingenieuren werden diesen Trend fortsetzen.
Studien zufolge werden die MSR-Technik sowie Raum- und Gebäudeautomationssysteme künftig eine weitaus wichtigere Rolle spielen als bisher. Ralf Habermann, Geschäftsführer des Systemhauses IPM, bestätigt diese Marktentwicklung: „Der Trend geht zu mehr und zu komplexeren Funktionalitäten. Gleichzeitig wächst das Bedürfnis vieler Bauherren und Planer nach gewerkeübergreifenden Lösungen. Es ist schon erstaunlich, welche Möglichkeiten Gebäudeautomationssysteme heute bieten.“
IPM zählt in der Branche zu den Systemhäusern der ersten Stunde. Bereits im Jahr 1993 entschloss sich Ralf Habermann mit Unterstützung der damaligen Landis & Gyr, ein Systemhaus für MSR- und GLT-Technik aufzubauen. Heute ist das Gebäudeautomationssystem Desigo von Siemens das Leitfabrikat von IPM, und das – so Habermann – mit gutem Grund. „Ich kenne kein anderes Fabrikat, mit dem man komplexe Funktionalitäten so einfach und sicher umsetzen kann wie mit Desigo.“ Da IPM in Zusammenarbeit mit Anlagenbauern national, aber auch international tätig sei, spiele natürlich auch das Renommee des Fabrikats eine wichtige Rolle. „Der Name Siemens ist weltweit bekannt. Das erspart mir eine detaillierte Erklärung des eingesetzten Fabrikats bei Bauherr, Investor oder Architekt zum Thema Zuverlässigkeit, Ersatzteilversorgung und Garantieleistungen.“
Rolle der Hydraulik wird unterschätzt
Leider sei es in der Gebäudetechnikbranche immer noch Usus, das Gewerk MSR-Technik/Gebäudeautomation zuletzt auszuschreiben, trotz bekannter Synergien und Energieeffizienzpotenziale zu den peripheren Gewerken, stellt Habermann fest. Dennoch zeichne sich ein Umdenken ab. „Unser Know-how über gewerkeübergreifende Funktionalitäten ist mehr und mehr gefragt. Wir werden deshalb immer häufiger schon bei der Vorplanung der gebäudetechnischen Gewerke mit einbezogen. Denn je früher wir in ein Projekt eingeschaltet werden, desto größer ist das Optimierungspotenzial – energetisch wie wirtschaftlich.“
IPM verfügt über eine große Bibliothek mit technisch ausgereiften und erprobten Anlagenkonfigurationen und Regelprozessen, die den Entscheidungsfindungsprozess unterstützen. Habermann: „Unser Ziel ist die Optimierung der HLK-Technik unter dem Aspekt eines wirtschaftlichen Regelungs- und Automatisierungskonzeptes. Wir können aufgrund unserer Erfahrung sehr genau abschätzen, welche Anlagenkonzepte gut zu regeln sind und wo garantiert mit Nachbesserungen zu rechnen ist.“
Ein besonderes Augenmerk widmen die MSR-Fachleute von IPM der Hydraulik von Kälte-, Heizungs- und Klimaanlagen. Besonders bei energetisch hocheffizienten Gebäuden werde die Rolle der Hydraulik unterschätzt. Oft werde hier gegen Grundprinzipien der Hydraulik verstoßen.
Utopie wird Realität
Eine wichtige Zukunftsaufgabe sieht Habermann in der Zusammenführung bisher getrennt operierender Gebäudesysteme. „Der Markt für solche Lösungen expandiert kräftig. Heute sind Funktionalitäten realisierbar, die vor zehn Jahren noch als utopisch galten.“ Die Regelungsspezialisten von IPM haben dabei nicht nur die Verknüpfung mit der Brandschutz- und Sicherheitstechnik im Fokus, sondern in erster Linie die Raumautomationsebene.
„Die Vernetzung von Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik mit Beleuchtung und Sonnenschutz auf Raumebene ist eine logische Konsequenz, um die Bedienung für den Nutzer zu vereinfachen und weitere Energiesparpotenziale zu erschließen“, erklärt Habermann, schränkt aber ein: „Nicht jede Integration ist sinnvoll, da muss man das richtige Maß finden.“ Seiner Auffassung nach sind die Akzeptanz und damit der Erfolg von Raum- und Gebäudeautomationssystemen eng mit der Bedienfreundlichkeit verbunden. „Wir gestalten unsere Bedienoberflächen so, dass Betreiber und Nutzer sich intuitiv mit den Funktionen vertraut machen können.“
Dasselbe gelte für das immer wichtiger werdende Energiemanagement: Der Kunde will heute wissen, wie viel Energie er wann mit welchen Anlagen verbraucht, aber auch, woran es liegt, wenn eine Anlage nicht zufriedenstellend arbeitet. „Eine Störmeldung ohne Angabe möglicher Gründe sollte es heute nicht mehr geben“, betont Habermann. „Die Meldung „Pumpe AUS“ reicht nicht mehr aus, um eine Anlage qualifiziert zu betreiben.“ IPM hat deshalb die im Gebäudeleitsystem Desigo bereits vorhandenen Elemente mit anlagenspezifischen Informationen ergänzt, damit der Betreiber die Fehleranalyse gleichsam am Bildschirm nachvollziehen kann. „Wir geben unseren Kunden Hilfestellung, wo wir nur können, auch online. Oberstes Ziel ist es aber, dass der Kunde möglichst schnell lernt, die Anlage selbst zu betreiben und zu optimieren.“•
https://new.siemens.com/global/en/products/buildings.html
Mehr Infos zum Thema in den TGAdossiers Gebäudeautomation bzw. Gebäudeautomation-Produkte: Webcode 740 bzw. 741
Thomas Kerz
Leiter Business Segment Systeme in der Business Unit CPS (Control Products & Systems), Siemens-Division Building Technologies Deutschland, Frankfurt
Helmut Vogel Business Unit Leiter CPS, Region Bayern, Siemens-Division Building Technologies Deutschland, Nürnberg
Text bearbeitet von Wolfgang Schmid, München
Im Kontext
Gebäudeautomation ist der Schlüssel zum Energieeinsparen
Im Jahr 2010 ist in Deutschland der Umsatz der Gebäudeautomationsbranche nach Auskunft des VDMA-Fachverbands Automation + Management für Haus + Gebäude (AMG) um rund 6 % auf 1,45 Mrd. Euro gestiegen. Auch vom Krisenjahr 2009 hat die Branche in Deutschland kaum etwas gespürt, allerdings von den Konjunkturprogrammen profitiert. So hatte man ursprünglich für das letzte Jahr eine „Normalisierung“ prognostiziert. Und für 2011 deutet sich erneut ein ordentliches Wachstum an. AMG erwartet ein Umsatzplus von 5 %.
Eine exzellente Perspektive hat die Branche ohnehin: Alle Trends, die sich um die Errichtung, Sanierung und Nutzung von Gebäude für die nächsten Jahre und Jahrzehnte abzeichnen, stehen im direkten Zusammenhang mit MSR-Technik, Überwachungsfunktionen, Energiemanagement und -monitoring. Konzepte, wie etwa das Niedrigstenergiehaus bzw. das aussichtsreichere Plus-Energie-Haus, sind mit intelligenter Regelungstechnik wirtschaftlicher zu errichten und zu betreiben. Und schon heute setzt sich an immer mehr Stellen die Erkenntnis durch, dass die Erhöhung der Energieeffizienz über die Gebäudeautomatisierung besonders wirtschaftlich ist. Zudem entfaltet sich die erhoffte Wirkung vieler baulicher Maßnahmen erst, wenn die MSR-Technik zur neuen Situation passt.
Die Marktchancen werden neue Akteure anlocken. Die Telekommunikationsbranche hat längst ihre Fühler ausgestreckt, manche Unternehmen haben bereits mehr als nur den Fuß in der Tür. Doch „Massengeschäft“ und „Projektgeschäft“ ticken unterschiedlich. Wer sich im Projektgeschäft erfolgreich tummeln kann, gehört durch das erforderliche Know-how automatisch zur Branche oder muss hier in größerem Umfang Leistungen einkaufen. Trotzdem wird sich auch hier vieles in schnellem Tempo verändern. Noch vor fünf Jahren eher als theoretisch angesehene Funktionen lassen sich heute kostengünstig realisieren, beispielsweise die Einzelraumregelung nach der CO2/VOC-Konzentration. Schon übermorgen meldet vielleicht das Smartphone seinen Besitzer über den Terminkalender beim tarifoptimierenden Energiespeichermanager im Büro und im Eigenheim an und ab.
Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner
Trend zum Systemhaus
Ein Großteil aller Aufträge im Bereich der Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik sowie der Gebäudeautomation wird heute durch Systemhäuser ausgeführt. Noch vor zehn bis fünfzehn Jahren waren Systemhäuser für MSR-Technik eher die Ausnahme. Fast alle Projekte wurden damals direkt von den Projektabteilungen der Hersteller betreut und ausgeführt. Inzwischen stehen spezielle Programmiertools und Anwendungsbibliotheken mit vorgefertigten Regelungs- und Steuerungslösungen zur Verfügung. Dadurch entfallen langwierige Programmierarbeiten, zumal sich Standardapplikationen einfach an die jeweiligen Anlagenverhältnisse anpassen lassen.
Ein anderer Grund für die erstarkende Rolle der Systemhäuser ist die hohe fachübergreifende Kompetenz heutiger Ingenieure, insbesondere durch die Kombination von Fachwissen über die mechanischen Funktionen von HLK-Anlagen mit IT-Kenntnissen. Hinzu kommt ein steigendes Interesse seitens der Bauherren und Investoren, tangierende Gewerke wie Brandschutz, Sicherheitstechnik, Beleuchtungstechnik und Sonnenschutz – wo immer sinnvoll und wirtschaftlich – in gesamthafte Regelungskonzepte einzubinden. Dies gilt besonders für die Raumautomation, bei der ganzheitliche Lösungen zwischen Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen, Beleuchtung und Sonnenschutz sowie Raumüberwachung für Brandschutz und Sicherheitsfunktionen stärker nachgefragt werden.
Aus Sicht von Marktbeobachtern wird sich das Aufgabengebiet der klassischen Elektroplaner in Zukunft wandeln, da das Festhalten an Gewerkegrenzen die energetische Optimierung von Gebäuden eher behindert und der Aufbau paralleler gewerkeorientierter Systeme zu höheren Kosten bei Investition und Betrieb führt. Raum- und Gebäudeautomationssysteme übernehmen eine wichtige Funktion bei der Zusammenführung der Systeme.
Building Technologies, eine Division von Siemens, arbeitet in Deutschland mit sogenannten Solution-Partnern zusammen. Voraussetzung für eine Zertifizierung zum Solution-Partner für das Desigo-Gebäudeautomationssystem ist die Schulung von mindestens einem Mitarbeiter auf die Desigo-Programmierung. Darüber hinaus umfasst das Partnerschaftsmodell einen breit angelegten Know-how-Transfer, eine umfassende Bibliothek an HLK-Applikationen (mit Integrationsbausteinen zu anderen Gewerken), angebotsunterstützende Planungshilfen, Dokumentationen sowie Hotline-, Extranet- und E-Mail-Unterstützung. Mit der Zertifizierung zum Solution-Partner wird dem Systemhaus auch das Recht auf die Nutzung des Siemens-Logos auf Geschäftsbriefen, Flyern, beim Internetauftritt und bei der Akquisition erteilt. Neben den Systemhäusern für MSR- und Gebäudeautomation kooperiert Siemens auch mit innovativen Sanitär-, Heizungs- und Klima-Fachbetrieben und Anlagenbauern als Systempartner. Thomas Kerz