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CAD-Arbeitsplatzgestaltung

Nicht am falschen Ende sparen…

Wer kennt das nicht nach einem langen Arbeitstag am PC: Ein verspannter Schulterbereich, ein steifer Nacken, brennende Augen, Kopfschmerzen, Rücken- und Kreuzprobleme? Schuld daran können ein ungünstiges Arbeitsumfeld, ein falsch auf­gestellter Bildschirm, schlechte Beleuchtung, ergonomisch ungünstige Anordnungen und fal­sche Einstellungen oder das Fehlen kurzer Pausen sein. Wenn es um Produktivität und Effizienz, insbesondere eines CAD-Arbeitsplatzes geht, spielen diese Faktoren mindestens eine genauso große Rolle, wie die Rechnergeschwindigkeit, die Monitorauflösung oder eine intuitive Bedienung der Software.

Häufig ist jedoch direkt nach dem Kauf des CAD-Systems der Etat ausgereizt. Für ein sinnvolles Arbeitsumfeld bleibt dann (zu) wenig übrig – und so werden selten mehr als 5 % der Hard- und Software-Kosten zusätzlich in ergonomische(re) CAD-Büromöbel, Peripheriegeräte oder die Arbeitsplatzbeleuchtung gesteckt. Dabei gehört dies ebenso zur „Hardware“, die darüber bestimmt, wie und wie lange man konzentriert, produktiv und möglichst ermüdungsfrei Grundrisse zeichnen, haustechnische Objekte berechnen, konstruieren und visualisieren kann. Deshalb offerieren mittlerweile einige Hardware- und Büro­möbelhersteller speziell für CAD-Arbeitsplätze konzipierte Produkte:

CAD-Hardware

Monitore: …spielen im Hinblick auf die Arbeitsplatzergonomie eine wichtige Rolle. Flache LCD-Monitore verdrängen immer mehr die über viele Jahre im CAD-Bereich üblichen großen und schweren Röhrenmonitor-„Dinosaurier“. Vor allem wegen des absolut ebenen, scharfen, flimmer- und verzerrungsfreien Bildes sind LC-Displays für grafische Anwendungen ideal. Wer an einem guten, großformatigen LC-Display gearbeitet hat, will keinen vollen Arbeitstag mehr an einem Röhrenmonitor sitzen. Die Preise sind auch für CAD-Anwendungen adäquate, große Bildschirmdiagonalen inzwischen soweit gefallen, dass man die Ergonomie eines CAD-Arbeitsplatzes kostengünstig mit einem Schlag deutlich verbessern (19“: ab 250 Euro; 22“: ab 300 Euro; 24“: ab 400 Euro) und Platz auf dem Arbeitstisch schaffen kann.

Für den CAD-Einsatz sind Bildschirmdiagonalen ab 19“ geeignet, was einer sichtbaren Diagonale von rund 48cm entspricht. Entscheidend für die Qualität des LC-Displays ist die Auflösung. Gängige Auflösungen sind 1280 × 1024 (SXGA) und 1600 × 1200 Pixel (UXGA) sowie 1680 × 1050 Pixel (WSXGA) und 1920 × 1200 Pixel (WUXGA) bei Breitformat-Bildschirmen. (Aber Achtung, die Grafikkarte muss diese Formate auch unterstützen, sonst wird die Wiedergabe verzerrt.) Mindestens ebenso wichtig ist die Helligkeit, die in Candela pro Quadratmeter (cd/m2) gemessen wird. Am CAD-Arbeitsplatz ist eine Helligkeit ab 300 cd/m2 sinnvoll. Auch das Kontrastverhältnis hat Auswirkungen auf die Bildqualität, denn sie gibt an, wie hell der hellste Bildschirmpunkt gegenüber dem dunkelsten werden kann. Typische Werte liegen bei etwa 1000 : 1.

Eingabegeräte: Zwar lassen sich auch mit einer gewöhnlichen PC-Ausstattung (Tastatur und Maus) CAD-Pläne zeichnen. Doch eine einfache Maus (3-Tasten mit Scrollrad) eignet sich nur bedingt für präzises Arbeiten. Außerdem verfügt sie nur über zwei Freiheitsgrade (X- und Y-Richtung).

Eine exakte Konstruktion dreidimensionaler Objekte versprechen 3D-Eingabegeräte, mit denen die Sicht auf räumliche Objekte intuitiv gesteuert werden kann. Über eine Kugel oder Kappe, die sich in allen sechs Freiheitsgraden bewegen lässt, können CAD-Objekte auf dem Bildschirm mit einer Bewegung gedreht, gezoomt und bewegt werden. Durch mehr Druck wird die Bewegung beschleunigt, weniger Druck verlangsamt die Bewegung und ermöglicht so ein punktgenaues Navigieren. Gegenüber dem konventionellen Arbeiten ermöglichen 3D-Eingabegeräte erhebliche Produktivitätssteigerungen.

Zuvor sollte man sich jedoch vergewissern, ob die eingesetzte Software 3D-Eingabegeräte unterstützt. Zu einer anderen Familie von Eingabegeräten gehören Digitalisiertabletts (auch Grafiktablett oder Digitizer), die aus einer Platte und einem an einem Kabel angeschlossenen oder kabellosen Stift und/oder einer Maus mit Fadenkreuzlupe bestehen. Der Vorteil gegenüber der konventionellen Maus liegt in der höheren, millimetergenauen Präzision der Eingabe. Damit lassen sich sowohl Pläne als auch 3D-Objekte besonders exakt zeichnen bzw. konstruieren. Außerdem können mithilfe der eingebauten Fadenkreuzlupe Papiervorlagen (Pläne, Grafiken, Fotos etc.) digitalisiert („durchgepaust“) werden.

Die Software

Software-Ergonomie ist – neben dem Ausbau von Programm-Funktionalitäten – heute (endlich) ein wichtiges Thema bei Software-Entwicklern. Über Benutzerschnittstellen versucht die Software-Ergonomie, den Lernaufwand für einen Einstieg oder – nach Arbeitspausen – Wiedereinstieg durch eine intuitive Bedienung, kontextsensitive Online-Hilfen oder interaktive Tutorials zu minimieren, die Akzeptanz des Software-Anwenders zu steigern sowie Anwenderfehler zu reduzieren.

Wichtige Aspekte einer guten Benutzerschnittstelle sind Benutzeroberflächen-Standards à la Windows, eine intelligente Benutzerführung (dynamische Menüführung, grafisch orientierte Bildschirmmasken, Vorgabe-Werte, Sicherheits­abfragen etc.), elektronische Hilfesysteme (s.o.), Behandlung von Eingabefehlern (Plausibilitäts­prüfung, Fehlertoleranz, verständliche Fehlermeldungen, alternative Vorgabewerte, durchgängige Undo-/Redo-Funktionen) und Multimedia (Einsatz von Text, Bild, Bewegtbild und Ton).

CAD-Büromöbel

Arbeitstisch: Unterschiede zu allgemeinen Bildschirm-Arbeitsplätzen gibt es bereits beim ­Arbeitstisch. CAD-Anwender benötigen eine größere Arbeitsfläche, um Pläne oder Berechnungen ausbreiten oder um Menü-/Digitalisiertabletts vor dem Monitor aufstellen zu können. Wichtig ist, dass sich die Bildschirmoberkante des Monitors etwa in Augenhöhe der sitzenden Person befindet. Damit wird der Blickwechsel von der Vorlage, der Tastatur oder dem Digitali­siertablett auf den Monitor auf ein Minimum beschränkt.

Eine Mindest-Tischbreite von 1,5 m (besser: 2 m) ist erforderlich, um Unterlagen neben der Tastatur und der Maus ausbreiten zu können. Eine Mindesttiefe von 1,0 m ist ausreichend. Mehr Breite und Tiefe setzt ein großformatiges Digitalisiertablett voraus. Eine besondere Stabilität wird CAD-Arbeitstischen nicht mehr abverlangt, seit es die leichten Flachbildschirme gibt. Auf diese veränderte Situation haben Büromöbelhersteller offensichtlich noch nicht reagiert, denn noch ­immer werden sehr wuchtig wirkende Konstruk­tionen ­offeriert.

Sinnvoll sind Lösungen, die ein physiologisch günstiges, wechselweise sitzendes und stehendes Arbeiten ermöglichen. Die in vielen Planungsbüros verwendeten (Eiermann-)Zeichentische sind deshalb aufgrund der fehlenden Höhenverstellung als PC- oder CAD-Arbeitstische nur bedingt geeignet. Verschiedene Anbieter offerieren entweder am Tisch montierte Vorrichtungen oder relativ teure, da technisch aufwendige Mechanismen für die Höhenverstellung der Tischplatte. Erfahrungen zeigen, dass eine Änderung der Tischhöhe von etwa 72 auf 124 cm im Arbeitsalltag unterbleibt, wenn der Umstellungsaufwand groß ist. Daher ist ein Motor- oder Gasdruckantrieb sinnvoll.

Bürostuhl: Wichtig ist auch ein „CAD-gerechter“ Stuhl, d.h. ein höhenverstellbarer Bürodrehstuhl mit einer Rückenlehne, die der typischen „CAD-Arbeitshaltung“ ausreichende Unterstützung bietet. Diese leicht nach hinten gebeugte Haltung ist für CAD-Anwender typisch, belastet aber die Wirbelsäule. Ein guter Bürostuhl bietet durch eine in der Neigung verstellbare, anatomisch korrekt geformte Rückenlehne einen ausreichenden Halt, insbesondere für die Lendenwirbel. Am besten eignen sich Stühle mit Synchronverstellung, bei der sich die Sitzflächenneigung automatisch der Rückenlehnenneigung anpasst. Zusätzliche Arretierungsmöglichkeiten der Rückenlehne für die verschiedenen Sitzhaltungen sind sinnvoll. Bei bestimmten Arbeiten und bei Arbeitsunterbrechungen dienen Armstützen der Entlastung der Schulter-Nackenmuskulatur, sie sollten jedoch auch demontierbar sein.

CAD-Arbeitsumgebung

Licht: Wichtig für das Wohlbefinden am Bildschirmarbeitsplatz ist die richtige Beleuchtung. Eine ausreichende Beleuchtungsstärke, eine ausgeglichene Verteilung der Flächenhelligkeit und vor allem die Vermeidung von Lichtreflexen (Tages- und Kunstlicht) auf der Oberfläche des Bildschirms sind wichtige Faktoren. Für Bildschirmarbeitsplätze wird eine niedrigere Beleuchtungsstärke empfohlen, als die für traditionelle Büros ausgelegten 700 Lux. Entscheidend ist der Helligkeitskontrast: Empfehlungen für das Helligkeitsverhältnis zwischen Bildschirm und Umgebung gehen von 1 : 3 bis 1 : 10. Ein sinnvoller Wert liegt wohl irgendwo dazwischen…

Raumklima: Mehrere Faktoren entscheiden darüber, ob das Raumklima als angenehm empfunden wird oder nicht: die Temperatur, die relative Luftfeuchte, die Luftbewegung und die Wärmestrahlung. Im Hinblick auf klimatisch komfortable Bildschirmarbeitsplätze (ideal sind 20…22 °C) ist im Sommer lediglich die zusätzliche Wärmeabgabe der Geräte zu berücksichtigen.

Schall: Die Schallemissionen heutiger Rechner bzw. Peripheriegeräte stellen dank technologischer Fortschritte heute kein Problem mehr dar. Vorbei sind die Zeiten, in denen Säggeräusche von Nadeldruckern oder klappernde Stiftplotter konzentriertes Arbeiten erschwert haben. Probleme durch heulende PC-Lüfter, kratzende Festplatten oder surrende Plotter lassen sich durch eine ­Abschirmung, respektive Aufstellung in separaten Räumen lösen.

Strahlung: Auf Umweltreize sensibel reagierende Personen fühlen sich nach einem vollen Arbeitstag am Monitor unwohl, was teilweise auf eine Strahlungsemission zurückgeführt wird. Auch im Hinblick darauf sind LC-Displays von Vorteil, denn konstruktionsbedingt entstehen keine Röntgenstrahlung und nur geringe elektrische bzw. magnetische Felder. TCO-Normen reglementieren unter anderem Emissionsgrenzwerte. Aktuell sind der TCO ´03- und der ´06-Standard.

Spezielle CAD-Hardware lohnt sich

Ein ergonomischer, als angenehm empfundener Arbeitsplatz lässt sich nicht per Gesetz „verordnen“. Normen oder Vorschriften wie die „BildscharbV“ erfassen nur messbare Größen wie Mindestabmessungen, maximale Schall-/Strahlungsemissionen, minimale/maximale Beleuchtungsstärken etc. Faktoren wie „Funktionalität“, „Komfort“, „Behaglichkeit“, aber auch „Ästhetik“ bleiben dabei weitgehend auf der Strecke. Die Investition in eine ergonomische(re) CAD-Hardware – damit sind hier auch CAD-Büromöbel gemeint – rechnet sich aber schnell.

Wenn man berücksichtigt, welche Leistungs- und damit häufig verbundene Motivationseinbußen täglich durch unzureichende Eingabegeräte, schlechte Monitore, Arbeitstische oder Stühle entstehen, dann wird deutlich, dass fehlende Ergonomie am CAD-Arbeitsplatz nicht nur die Gesundheit der Mitarbeiter, sondern auch die Wirtschaftlichkeit eines Büros beeinträchtigen kann. Bereits bei einer Leistungssteigerung von 5 % amortisiert sich eine entsprechende Investition nach wenigen Monaten. Auch bestehende CAD-Arbeitsplätze lassen sich mit wenig Aufwand aufwerten und die Voraussetzungen für produktiveres Arbeiten deutlich verbessern.Marian Behaneck, Jockgrim

Was ist …?

Ergonomie ist eine wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der menschengerechten Gestaltung von Arbeitssystemen befasst. Unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse, z.B. aus den Bereichen Arbeitsmedizin, Arbeitspsychologie, -physiologie oder -soziologie werden Lösungen erarbeitet, mit denen sich Arbeitssysteme auf Menschen bestmöglich abstimmen lassen. Dazu gehören unter anderem die Hard- und Software, das Mobiliar, aber auch die Arbeitsumgebung, wie Beleuchtung, Lärm-, Strahlungsemissionen oder das Raumklima.

BildscharbV: Die Bildschirmarbeitsverordnung regelt die Sicherheit und den Gesundheitsschutz an Bildschirmarbeitsplätzen. Relevante Faktoren sind die Geräte (DV-Hardware, Büromöbel) einschließlich der Arbeitsumgebung, die Software-Ergonomie, die psychische Belastung sowie die Arbeitsorganisation. Die Richtlinie setzt Mindestvorschriften für die verschiedenen Bereiche von Computer­arbeitsplätzen fest. Einsicht und Download auf: http://bundesrecht.juris.de/bildscharbv

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